Banken und Versicherungen sowie börsennotierte Unternehmen aus Deutschland und Frankreich schalteten Ende Juni große Anzeigen in der überregionalen Tagespresse. Mit dem Aufruf an die Politik wollen die Konzernbosse ihren Beitrag zur Rettung des Euro leisten. Die Rettung der Gemeinschaftswährung ist ein unpopuläres Vorhaben, dem sich die Bundesregierung stellen muss. Das Wahlvolk, gleich ob in Deutschland oder Frankreich, lehnt überwiegend die Milliardenhilfen für Griechenland, Irland und Portugal laut Umfragen ab. Annähernd 70 deutsche und französische Konzernlenker versuchen mit dieser Kampagne, die Stimmung zu kippen: Sie preisen die Vorzüge des Euro und werben für die Finanzspritzen. Daimler-Chef Dieter Zetsche, Peter Löscher von Siemens, Telekom-Lenker René Obermann oder E.on-Vorstandschef Johannes Teyssen haben ebenso unterschrieben wie auf französischer Seite die Chefs von EADS, Total, Renault oder EdF. Diese Kampagne erinnert stark an den energiepolitischen Appell: Im vergangenen Jahr hatten Industriekonzerne für eine Verlängerung der Atomlaufzeiten geworben, auch damals mit Anzeigen in Zeitungen. In einem „Bild"-Interview mahnt ThyssenKrupp-Aufsichtsratschef Gerhard Cromme, einer der Initiatoren der Kampagne: „Seit es den Euro gibt, sind in der Eurozone dank der Währungsstabilität fast neun Mio. neue Jobs entstanden." Was Cromme nicht sagt: Ihm und der restlichen Vorstandselite geht es um die mit Steuergeldern finanzierte Milliardengewinne, die der Export in die übrigen Euro-Länder den Firmen in die Kassen spült. Vor allem Deutschland hat vom Euro profitiert, vor allem Deutschland würde eine Krise des Euro richtig schaden.

Sicher Fragen sie sich jetzt, was mich an der Kampagne der Vorstandsbosse stört? Mich stört vor allem zunächst eines: Banken und Versicherungen sitzen mit im Boot. Ausgerechnet jene, die nicht nur an der globalen Wirtschaftskrise Schuld hatten, sondern auch so gerne griechische Anleihen in ihren Portfolios hielten. Auf Seite 12 dieses Magazins lesen Sie, liebe Leser, die Geschichte eines mittelständischen Unternehmens, das heute floriert und 1997 fast liquidiert worden wäre. Die Banken gaben damals kein Geld. Zu risikant. Es waren die Mitarbeiter und ein französisches Verpackungsunternehmen, die investierten und ein solides Unternehmen mit einer heute 80-prozentigen Eigenkapitalquote schufen. Griechische Anleihen waren schon immer riskanter als ein Einstieg in das eben beschriebene Unternehmen. Die hohe Verzinsung zeigt das an. Für die Finanzwelt war es aber bislang immer ein Nullrisiko. Wussten die Herren in den Bank- und Versicherungstürmen doch immer, dass zur Not die Staatengemeinschaft, der Steuerzahler, einspringen würde. Dass sie eigenes Geld oder das Geld der von ihnen geführten Konzerne nach Griechenland überweisen wollen, darüber liest man in den Anzeigen leider nichts. Und genau das stört mich. Die Lenker von Banken, Versicherungen und börsennotierten Unternehmen gehen mit dem Geld anderer Leute um, haben stets das Maximieren eigener Renditeansprüche im Sinn und schießen dabei oft übers Ziel hinaus. Das Gemeinwohl haben sie meiner Meinung nach leider selten oder nie im Blick.

Schön, das es noch echte, verantwortungsbewusste Unternehmer, zum größten Teil Mittelständler, gibt. Diese Macher sind sehr oft auch Menschen, die ein echtes Interesse an ihren Mitarbeitern haben, die ihr eigenes Geld einsetzen und mit Innovationen Wertschöpfung betreiben. Gut, dass die Mittelständler und Familienunternehmen sich gegen die Konzerne stemmen. Nicht Konzerne, sondern der Mittelstand trägt dieses Land. Darunter sind viele Unternehmer aus dem Verpackungsbereich.

Matthias Mahr, Chefredaktion

 

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