„Wir wollen Trends nicht nur folgen, sondern vorwegnehmen, wie zum Beispiel mit unseren flexiblen Verpackungspapieren und deren Barriereeigenschaften.“

Michael Sablatnig, 
Geschäftsführer Brigl & Bergmeister.

„Wir wollen Trends nicht nur folgen, sondern vorwegnehmen, wie zum Beispiel mit unseren flexiblen Verpackungspapieren und deren Barriereeigenschaften.“

Michael Sablatnig,
Geschäftsführer Brigl & Bergmeister. (Bild: Brigl & Bergmeister)

neue verpackung: Herr Sablatnig, ein Rückblick: Wie war für Brigl & Bergmeister das Jahr 2014?
Michael Sablatnig: Der erste große Teil eines Investitionsprogramms unseres neuen Eigentümers Roxcel  kam 2013 in Form einer neuen Filmpresse in der Fabrik in Slowenien, Papirnica Vevče. 2014 starteten wir daher mit einer erhöhten Produktionsmenge auf der dortigen Papiermaschine. Gleichzeitig haben wir 2014 einen neuen Stoffauflauf auf der Papiermaschine in Niklasdorf installiert und beschlossen, 2015 zusätzlich unsere konventionelle Leimpresse in der Papiermaschine in Niklasdorf durch eine Filmpresse zu ersetzen. Die Filmpresse hat den Vorteil, dass wir mit einem Pigmentstrich an der Papiermaschine bereits einen Vorstrich aufbringen können. Das waren wesentliche Meilensteine, um einerseits die Menge zu steigern und andererseits mehr Möglichkeiten für andere Qualitäten zu schaffen.

neue verpackung: Wann soll die neue Filmpresse in Niklasdorf einsatzbereit sein?
Michael Sablatnig: Der Umbau erfolgt Anfang Oktober 2015.

neue verpackung: 2014 wollte Brigl & Bergmeister die Papierfabrik Uetersen in Schleswig-Holstein übernehmen. Das Bundeskartellamt lehnte dies jedoch ab...
Michael Sablatnig: ... das hätte eigentlich das Highlight werden sollen, wenn zwei starke Unternehmen im Bereich von nassfesten Etiketten zusammengegangen wären. Wir denken, wir hätten gut zusammengepasst – hätten sehr gute Synergien erzeugen können. Aber der Deal wurde durch das Bundeskartellamt verhindert. Jetzt könnte man fragen: Wieso war das nicht absehbar? Absehbar war es deshalb nicht, weil wir davon ausgegangen sind, dass der gesamte Etikettenmarkt kartellrechtlich als relevant gilt. Damit meine ich: Sie können Etiketten auf Flaschen kleben, die – was wir machen – aus nassfestem, weißem Papier bestehen. Sie können auch metallisierte Etiketten, Folienetiketten oder auch selbstklebende Etiketten darauf geben. Wir waren der Meinung, und wir wurden rechtlich so beraten, dass man Alternativen zu unseren Produkten gehabt hätte. Das Bundeskartellamt aber sagte, dass sie das relevante Segment auf weiße, nassfeste Nassleimetiketten eingrenzen. Und da hätten wir natürlich einen relativ hohen Marktanteil in Deutschland gehabt: über 50 Prozent.

neue verpackung: Wie hoch ist ihr Marktanteil derzeit in Deutschland, Österreich und der Schweiz?
Michael Sablatnig: Bei nassfesten Etiketten haben wir in diesen Märkten einen Marktanteil von etwa 40 Prozent.

neue verpackung: Verfolgt Brigl & Bergmeister noch andere Übernahmepläne, um den Markt für nassfeste Etiketten auszubauen?
Michael Sablatnig: Wir haben keine konkreten Pläne. Alle Projekte, die zur Diskussion stehen – und es wird uns immer wieder etwas angeboten – sind für uns nicht interessant. Wir wollen natürlich, dass gewisse Kriterien erfüllt sind. Aber wir bleiben nach wie vor offen, falls es eine gute Möglichkeit gibt.

neue verpackung: Haben Sie vor, andere Bereiche auszubauen? Sie bieten ja zum Beispiel auch silikonbasierte Papiere, Metallisier- und Hochglanz-Papiere an.
Michael Sablatnig: Wenn, dann akquirieren wir nur in unserem Kernsortiment einseitig gestrichener Papiere. Andere Etiketten-Produkte sind derzeit nicht aktuell.

neue verpackung: Wo geht bei Etiketten Ihrer Meinung nach der Trend Richtung Veredelung hin?
Michael Sablatnig: Es gibt einen Trend in zwei Richtungen: Commodity und Premium. Einerseits wird aufgrund von Kostendruck bei den Etiketten ein geringes Grammgewicht verlangt, also dass die Dicke des Etiketts reduziert wird. Auf der anderen Seite geht es bei den Premiummarken dahin, dass die Ausstattung verbessert wird. Das heißt das Papier muss geprägt sein. Dann gibt es Heißfolie und natürlich Mehrfarbendruck. Da ist es wichtig, dass das Papier eine gute Opazität hat. Hier wird nicht das leichteste Grammgewicht nachgefragt. Der Massenmarkt geht etwas zurück, aber es gibt ein größeres Wachstum bei den Premiummarken sowie bei den mittelständischen Brauereien, die hier sicher wachsen und ein aufwendigeres Etikett nachfragen. In den USA zum Beispiel ist der Craft-Beer-Markt sehr im Wachsen. Und der ist wiederum interessant für hochwertige Etiketten. Im Umsatz von Etikettenpapier sehe ich in den USA eine Umschichtung von dem Massenmarkt zu hochwertigeren Craft-Bieren.

Neben dem Kerngebiet „nassfeste Etikettenpapiere“ will Brigl & Bergmeister in Zukunft verstärkt flexible Verpackungspapiere für die Lebensmittelindustrie anbieten.
Neben dem Kerngebiet „nassfeste Etikettenpapiere“ will Brigl & Bergmeister in Zukunft verstärkt flexible Verpackungspapiere für die Lebensmittelindustrie anbieten. (Bild: Brigl & Bergmeister)

neue verpackung: Ist für Brigl & Bergmeister auch das Segment Wein und Spirituosen relevant?
Michael Sablatnig: Ein großer Anteil bei Wein und Spirituosen besteht aus Selbstklebeetiketten. Das ist ein Bereich, wo wir uns als Lieferant für die Verbundhersteller verstärken wollen. Im Nassleimbereich ist es ein eher kleinerer Anteil bei Wein. Wir sind dort auch vertreten, aber das ist kein Wachstumsmarkt für uns.

neue verpackung: Im Werk in Vevče stellen Sie flexible Verpackungspapiere her – ein neuer Markt für Brigl & Bergmeister. Wie groß ist der Anteil von flexiblen Verpackungspapieren bei Ihnen im Vergleich zu Etiketten?
Michael Sablatnig: In Vevče liegt der Anteil bei etwa 15 bis 20 Prozent unserer Produktion.

neue verpackung: In welche Richtung wollen Sie mit flexiblen Verpackungspapieren gehen?
Michael Sablatnig: Durch die Investition in die Filmpresse wollen wir uns wesentlich verstärken. Eine Zielrichtung ist die Verbesserung von Barriereeigenschaften, die Sie erst mit dieser Filmpresse erzielen können. Hier sind wir jetzt im Entwicklungsstadium. Wir arbeiten mit einigen Brand Ownern zusammen. Die Produkte sind daher noch nicht am Markt. Wir wollen mit unseren Papieren die Barriereeigenschaften verbessern: zum Beispiel die Fettbarriere, die Sauerstoffbarriere oder die Feuchtigkeitsbarriere. Wir wollen mit einer reinen Papierlösung eine ökologischere und kostengünstigere Variante anbieten als es bei PE-laminierten oder anderen Verbundlösungen möglich ist.

neue verpackung: Wann denken Sie, ist eine marktreife Lösung für flexible Verpackungspapiere absehbar?
Michael Sablatnig: Ab 2016 möchten wir die erforderlichen Approbationen bei den Lebensmittelkonzernen erreichen.

neue verpackung: Wofür lassen sich die flexiblen Verpackungspapiere einsetzen?
Michael Sablatnig: Für alle Arten von Lebensmittelverpackungen. Der Vorteil ist, dass unsere Produkte im flexiblen Verpackungsbereich alle lebensmittelecht sind. Sie sind entsprechend zertifiziert. Sie sind für Weichverpackungen wie Suppenbeutel, Eiscreme- und Tiefkühlverpackungen, Schokolade oder Tierfutter geeignet. Bei Tierfutter gab es übrigens einen starken Trend hin zu reinen Plastikverpackungen. Der gesamte Lebensmittelbereich ist ein Ziel. Wir werden mit unseren Kunden evaluieren müssen, wo man schneller eine gute Lösung finden kann.

neue verpackung: Wollen Sie bei flexiblen Verpackungspapieren organisch wachsen oder sind hier eventuell Zukäufe geplant?
Michael Sablatnig: Ein organisches Wachstum ist unser vorrangiges Ziel. Zurzeit bieten sich keine attraktiven Akquisitionsmöglichkeiten an.

neue verpackung: Brigl & Bergmeister feiert dieses Jahr das 125-jährige Jubiläum. Was haben Sie für die Zukunft geplant?
Michael Sablatnig: Wir wollen weitere 125 Jahre leben! Wir müssen uns einerseits auf unsere Stärken fokussieren: Das sind zweifellos Produktqualität und Liefersicherheit, die wir unseren Kunden bieten können. Im Sinne der Globalisierung ist es besonders wichtig, dass wir unsere Produkte weltweit in einheitlicher Qualität verfügbar machen. Intern ist für uns die Employee Retention wichtig, also dass wir gute Leute behalten und fördern. Weiterhin wollen wir unsere Wettbewerbsfähigkeit beibehalten. Kosten sind natürlich immer ein Thema. Wir wollen unsere Kunden weltweit just in time beliefern, um die Kapitalbindung auf allen Seiten möglichst gering zu halten. Das sind unsere Schwerpunkte. Und natürlich Innovation: Wir wollen Trends nicht nur folgen, sondern vorwegnehmen, wie zum Beispiel mit unseren flexiblen Verpackungspapieren und deren Barriereeigenschaften.

 

Für Sie entscheidend

Michael Sablatnig über die Marktsituation von Etikettenpapieren
„Der gesamte Markt für Lebensmittelverpackungen – dazu zähle ich auch Etiketten – ist abhängig vom Wirtschaftswachstum. Wenn eine Wirtschaft steigt, steigt der Konsum. In Schwellenländern ist das etwas anders. Dort kann es passieren, dass bei einem moderaten Wirtschaftswachstum der Konsum von verpackten Gebinden sprunghaft ansteigt. Dann nämlich, wenn sich eine Mittelschicht bildet, die nicht mehr traditionell am Markt unverpackt einkauft, sondern sich eine Distribution in Form von Supermärkten bildet. Dort werden dann Getränke in Flaschen oder verpackte Lebensmittel gekauft. Diese Märkte wachsen im Verpackungsbereich und bei Etiketten teilweise viel stärker als die generelle Wirtschaft. Dort sehen wir starkes Wachstum. Das sind konkret Asien, Afrika und Südamerika. Hier gibt es in manchen Ländern sogar zweistelliges Wachstum. In Europa und den USA, also den saturierten Märkten, ist das Wachstum stagnierend. Hier stellt sich die Frage, inwiefern es einen Abtausch zwischen den einzelnen Substraten gibt. In den vergangenen zehn Jahren hat hier der Anteil von Folie bei Etiketten etwas zugenommen. Wir haben aber in den vergangenen ein, zwei Jahren, gesehen, dass es wieder ein Zurückkommen von Papier gibt. Und wir glauben, dass sich der Trend fortsetzen wird. Hier gibt es vor allem die ökologische Diskussion, die in Ländern durchaus verschieden ist. In Deutschland, Österreich und der Schweiz reagieren die Konsumenten sensibler auf Öko-Argumente und demnach reagieren auch die Abfüller sensibler, als es in Südeuropa oder den USA der Fall ist.“

Brigl & Bergmeister
Im Jahr 1890 begannen Leonhard Brigl und Julius Bergmeister, Zellstoff in der Steiermark zu produzieren. 1912 startete die Papierproduktion. Jahre später, 1984, fiel die Unternehmensentscheidung, sich auf Etikettenpapiere zu spezialisieren. Seitdem besteht das Kerngeschäft von Brigl & Bergeister aus einseitig gestrichenen Papieren für Etiketten (etwa 80 Prozent) und flexiblen Verpackungen (etwa zehn Prozent) sowie einem geringen Anteil grafischer Papiere (etwa sechs Prozent). Das Unternehmen besitzt zwei Produktionsstandorte: In Niklasdorf, Österreich, konzentriert sich das Unternehmen auf nassfeste Etikettenpapiere. Im slowenischen Vevče werden nicht nassfeste sowie flexible Verpackungspapiere gefertigt. Seit 2011 gehört Brigl & Bergmeister zu der österreichischen Handelsgesellschaft Roxcel. 2014 beschäftigte Brigl & Bergmeister 533 Mitarbeiter und produzierte 166.600 Tonnen Papier. Das Unternehmen beliefert Druckereien, Designer sowie Markenartikler, darunter große Brauereien wie etwa AB Inbev, Carlsberg, Heineken, SAB Miller oder Tsingtao.

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Unternehmen

Brigl & Bergmeister GmbH Papierfabrik

Proleberstr. 10
8712 Niklasdorf
Austria