Auch im gestapelten Zustand lassen sich die Behälter und die darin befindlichen Teile problemlos handhaben.

Auch im gestapelten Zustand lassen sich die Behälter und die darin befindlichen Teile problemlos handhaben. (Bild: SSI Schäfer)

Wer einmal dem Zauber einer Märklin Modellbahn erliegt, bewahrt diese Erinnerung für immer. Der Charme und originalgetreue Charakter der Modelle fasziniert Generationen von Menschen jeden Alters auf der ganzen Welt. Dies verwundert nicht, steckt doch in jedem einzelnen Modellteil ein hohes Maß an Ingenieurswissen, gepaart mit der Arbeit geschickter Hände. Diese Einzigartigkeit hat Märklin in über 150 Jahren zur Kunst erhoben. Die ehemals kleine Fabrik für Blechspielwaren, die ursprünglich mit der Herstellung von Puppenküchen begann, hat sich nicht nur zu einem weltweit bekannten Produzenten von hochwertigem Metallspielzeug entwickelt, sondern auch zum Marktführer der europäischen Modelleisenbahnbranche. Wenngleich das Unternehmen einen gewissen Hauch von Nostalgie wahrt, geht es doch konsequent mit der Zeit und bedient heute auf modernste Weise alle bedeutenden Spurweiten.

Der Maßstab für die Produkte ist eine möglichst getreue Nachbildung der Realität – in technischer Hinsicht ebenso wie in der Anmutung und Haptik der Modelle. Märklin orientiert sich bereits bei den Werkstoffen eng am Original und verwendet verschiedenste Metalle und Legierungen, Feinbleche, Aluminium, hochwertige Kunststoffe und Holz. Qualität und Wertbeständigkeit haben hier oberstes Gebot. Daraus ergibt sich für das Unternehmen eine besondere Herausforderung: Die aufwendig lackierten Einzelteile sind empfindlich und können innerhalb des Fertigungsprozesses bei Abrieb oder Stoßbewegungen schnell verkratzen oder anderweitig Schaden nehmen. Dementsprechend ist es erforderlich, dass die Komponenten im gesamten Prozess optimal gelagert und transportiert werden. Die Grundvoraussetzung dafür: ein Ladungsträger, welcher den hohen Anforderungen von Märklin Rechnung trägt. Und genau das war bei den alten Behältern nach rund 30 Jahren Einsatz nicht mehr der Fall.

Enorme Produktvielfalt

Für den innerbetrieblichen Transport der Teile verwendete das Unternehmen bislang rund 38.000 Ladungsträger aus Kunststoff mit rund 13 unterschiedlichen Einsätzen. Das Problem: Märklin bringt jährlich eine Vielzahl von Neuheiten auf den Markt und dies bereits seit sehr langer Zeit. Aufgrund der dadurch entstandenen enormen Produktvielfalt und unterschiedlichen Geometrien wurde es im Laufe der Zeit immer schwieriger, einen optimalen Ladungsträger für den Fertigungsprozess zu finden. Die unterschiedlichen Gehäuse und Lokaufbauten passten einfach nicht mehr exakt in die Einsätze. Des Weiteren war ein hoher Verpackungsaufwand erforderlich, um die Modellbahnen im Behälter vor Schmutz und Stößen zu schützen. Dazu wurden die Teile zusätzlich in Vlies verpackt. Ein Vorgang, der ebenfalls Zeit und Geld in Anspruch nahm.

Am Ende reichte die Anzahl der Ladungsträger schlichtweg nicht mehr aus, sodass sich die Fertigung der Modellbahnen an die Behälterverfügbarkeit anpassen musste. Eine Nachbestellung zusätzlicher Behälter dieser Art war nicht mehr möglich, da die verantwortliche Firma nicht mehr existierte. Neue Möglichkeiten mussten erschlossen werden. Nachdem Märklin in Zusammenarbeit mit einer Universität in Berlin eine Masterarbeit zum Thema Mehrwegtransportverpackungen für Modelllokomotiven erstellen ließ, entschied sich das Unternehmen bewusst dafür, einen ganz neuen Weg einzuschlagen. „Um eine passende Behälterlösung zu entwickeln, haben wir SSI Schäfer als Partner gewählt. Wir wollten bei diesem Projekt jemanden an unserer Seite wissen, der ebenfalls Marktführer in seinem Segment ist, unsere Belange ernst nimmt und weiß, was er tut", so Michael Ludwig, Gebr. Märklin & Cie. GmbH.

Klar definierte Anforderungen

Die Anforderungen des Modellbahnproduzenten waren zu diesem Zeitpunkt bereits klar definiert. „Was wir benötigten, war ein sehr stabiler, flexibler und zugleich leichter Ladungsträger, der sich problemlos an unsere vielen Produkte sowie deren Geometrie anpassen lässt. Außerdem sollte er mit unseren bestehenden Rolltransportwagen kompatibel sein, sich problemlos waschen, hitzebeständig und leicht in der Handhabung sein. Ebenso stand ein sicherer werksübergreifender Transport der Ware bis nach Ungarn im Fokus. Darüber hinaus verfolgte Märklin das Ziel, den Verpackungsaufwand der Teile deutlich zu verringern und Ausbesserungsarbeiten auf ein Minimum zu reduzieren. Es sollte eine zukunftssichere, erweiterbare Lösung sein, die auch eine künftige Automatisierung ermöglicht. Im Grunde also ein Behälter, der sich entsprechend unseren Anforderungen universell einsetzen lässt", so Ludwig.

Keine leichte Aufgabe. Das war auch Yvonne Barthel, verantwortlich für den Fachbereich Konstruktivverpackungen von SSI Schäfer, klar, als sie das Unternehmen das erste Mal besuchte, um sich ein Bild von der Herausforderung zu machen. „Eine spannende Aufgabe. Ich habe auf der Rückfahrt fünf Stunden im Auto darüber nachgedacht, welcher Behälter mit welchem Einsatz dafür möglicherweise in Frage kommt. Zuerst dachte ich an eine Art Legostecksystem, um einzelne Komponenten flexibel miteinander zu verbinden. Dies war jedoch nur der erste Ansatz eines Prozesses, der in der Lösungsfindung angestoßen wurde", so Barthel. Gemeinsam mit Märklin machte man sich in enger Abstimmung ans Werk, die Aufgabe zu meistern. Drei wesentliche Entwicklungsstufen führten letzten Endes zum Erfolg. Dabei überzeugte eine scheinbar simple und doch zugleich geniale Lösung alle Beteiligten.

Individualisierter Standardstapelbehälter

Die Entscheidung fiel auf einen klassischen, spritzgegossenen Standardstapelbehälter aus Kunststoff des Typs 14/6-2G von SSI Schäfer, der sich von Haus aus durch seine Stabilität und Robustheit auszeichnet, ebenso wie durch seine Temperaturbeständigkeit und Unempfindlichkeit gegenüber Ölen, Säuren und Laugen. Ein Ladungsträger, der problemlos automatisierbar ist. Dieser Behälter wurde jedoch so individuell für Märklin modifiziert, dass er nun allen Anforderungen des Unternehmens Rechnung trägt. Dabei liegt der Clou der Lösung im Inneren des Behälters. SSI Schäfer hat die Seiten des Ladungsträgers mit Schlitzen versehen, die drei entscheidende Funktionen erfüllen. Zum einen dienen sie der Belüftung der lackierten Teile sowie der Ableitung von Wasser bei Waschvorgängen. Vor allem aber übernehmen sie die Führung eines Leistensystems aus Kunststoff, das den Teilen im Behälter die notwendige Stabilität und Sicherheit verleiht. „Beachtlich ist dabei, dass die Ladungsträger trotz der Lüftungsschlitze nichts von ihrer Stabilität einbüßen", erklärt Ludwig. Je nach Anforderung befinden sich jetzt zwei bis vier Kunststoffleisten mit trapezförmigen Aufnahmedornen im Behälter. Damit werden die Gehäuse und Lok­aufbauten nur an der Innenseite aufgenommen, während die sensible Außenseite der Teile berührungsfrei bleibt. Dadurch garantiert die trapezförmige Gestaltung eine universelle Passform für eine Vielzahl von Produktvarianten. Mehr noch: Da die Leisten lediglich über Muttern an der Außenseite der Schlitze befestigt sind, lassen sie sich nach Bedarf flexibel verschieben und somit an die unterschiedlichen Längen der Teile anpassen.

„Das neue System ist einfach großartig. Kein Verrutschen, kein Abrieb und trotzdem eine leichte Handhabung, da die Teile schlicht auf die Vorrichtung gesteckt werden müssen. Damit haben wir Nachbesserungsarbeiten durch Abrieb der Lacke oder Beschädigungen der Teile auf ein Minimum reduziert, was nicht nur Zeit und Kosten spart. Auch eine Umverpackung der Ware in Flies ist nicht mehr nötig. Jetzt reicht es aus, die Aufbauten und Gehäuse im Ladungsträger zum sicheren Transport mit einer Auflage aus dünnem Karton abzudecken. Darüber hinaus bietet das neue System Kosteneinsparungen im Einkauf von rund 40 Prozent gegenüber den alten Tiefziehbehältern und das bei einem deutlichen Mehr an Leistung", erklärt Ludwig. Damit hat Märklin die Zahl der Einsätze jetzt von 13 auf fünf und die Zahl der Behälter von bisher 38.000 auf rund 25.000 reduziert.

Alle alten Behälter sollen im Laufe der Zeit sukzessive ausgetauscht werden. „Gemeinsam haben wir ein nachhaltiges Warenträgersystem entwickelt, das sich bei Bedarf auch künftig automatisieren lässt", so Barthel. Der Behälter wird innerhalb des Fertigungskreislaufs direkt nach der ersten Formgebung eingesetzt, bevor er seinen Weg über die Vereinzelung der Komponenten zur Farbgebung antritt, die automatisch oder in liebevoller Handarbeit erfolgt. Anschließend erfolgen die Trocknung, die Bedruckung und Lackierung der Teile bis hin zur Endmontage und dem werksübergreifenden Transport der Modellbahnen bis nach Ungarn. Zwischen den einzelnen Schritten werden die Behälter gestapelt und auf den bestehenden Transportrollwagen manuell von einer Station zur nächsten befördert.

„Nicht nur der Behälter hat uns überzeugt, sondern auch das Engagement von SSI Schäfer. Wir haben uns in unseren Anforderungen und Wünschen sehr gut aufgehoben gefühlt, während das Preis-Leistungs-Verhältnis mehr als überzeugend war. Mit der neuen Lösung können wir jetzt mit viel weniger Aufwand und Kosten genau die Qualität bieten, die uns auszeichnet", resümiert Ludwig. Zurzeit arbeitet Märklin mit SSI Schäfer bereits an der nächsten Geometrie für die Behältereinsätze, denn die nachfolgende Generation der Modellbahn lässt nicht lange auf sich warten.

 

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