Prototyp für die Mehrweg-Transportboxen: ein standardisierter GS1 Transportbehälter

Prototyp für die Mehrweg-Transportboxen: ein standardisierter GS1 Transportbehälter (Bild: GS1 Germany/Axel Schulten)

In einem großangelegten Test ersetzten insgesamt 6.000 Mehrweg-Transportboxen mit Artikeln aus dem langsamdrehenden Drogeriesortiment im vergangenen Jahr vorübergehend die Belieferung des Handels mit Kartons.

Das Resultat: Ein Umstieg von Einweg auf Mehrweg könnte die betrachteten logistischen Prozesse inklusive Rückführung um 20 Prozent günstiger machen und zudem die Umwelt schonen. Der Testlauf fand im Rahmen des Projekts „Mehrwegtransportverpackungen (MTV) zur Handelsbelieferung“ unter dem Dach von GS1 Germany statt. Von Seiten der Hersteller engagieren sich Beiersdorf, Cosnova Beauty, Henkel, L’Oréal, Procter & Gamble sowie Unilever. Auf Handelsseite sind dm-drogerie markt, Edeka, Kaufhof, Karstadt, Müller, Real und Rossmann beteiligt.

Jetzt stellte GS1 Germany auf dem Handelslogistik Kongress 2017 das nächste Projektergebnis vor: den Prototypen eines standardisierten Kunststoff-Transportbehälters. Diese Mehrweg-Transportboxen sollen nun in Pilotanwendungen weiter getestet werden. Ab der zweiten Jahreshälfte kann dann der Rollout geplant werden.

Weniger Aufwand, weniger Müll, weniger Kosten

Hintergrund für das Projekt sind die heute oft umständlichen und verpackungsmüllintensiven Prozesse bei der Belieferung des Handels durch die Industrie. Hersteller verpacken Ware für den Transport in Sekundär- und Tertiärverpackungen aus Karton und Plastik. Transportiert werden diese auf Paletten ins Zentrallager. Dort werden sie abgeladen, ausgepackt und in die händlereigenen Mehrwegboxen umverteilt. Dieser Prozessschritt verursacht einen hohen Ressourcen- und Entsorgungsaufwand der Einwegkartons. Im Projekt haben die Unternehmen den Beweis angetreten, dass sich ein unternehmensübergreifendes, standardisiertes System mit Mehrweg-Transportboxen lohnt.

Die Vorteile eines einheitlichen Systems liegen auf der Hand: verschlankte Prozesse, geringere Kosten, weniger Verpackungsmüll, ein hoher Automatisierungsgrad entlang der gesamten Lieferkette und optimale Auslastung von Paletten und Laderaum, damit verbunden auch ein geringerer CO2-Ausstoß. Darüber hinaus können Mehrwegtransportbehälter durch den Einsatz von GS1 Standards als Informationsträger für Daten dienen, die in Echtzeit zur Verfügung ständen.

Mehrweg-Transportboxen für alle gängigen Ladehöhen

In der nächsten Projektphase wurden unterschiedliche Betreibermodelle mit dem Ziel betrachtet, ein effizientes Ladungsträgermanagement zu erreichen. MTV-Anbieter stellten erste Behälterkonzepte vor. Im Ergebnis wurde daraus der Prototyp mit dem Außenmaß 600 x 400 mm in drei Höhen entwickelt. Die Behälter sind so konzipiert, dass sie sowohl für die in Deutschland üblichen Palettenladehöhen genutzt werden können als auch der EUL-Norm entsprechen.

„Mit einem standardisierten Behälter entfallen nicht nur unnötige Prozessschritte wie das Umpacken in den Zentrallägern des Handels. Auf Sandwichpaletten könnte verzichtet und damit der Laderaum im Lkw besser ausgenutzt werden. Im Endeffekt heißt das auch weniger Rampenkontakte“, ist Thomas Niebur, Leiter des Competence Center Supply Chain Management bei GS1 Germany, überzeugt.

Die neuen Mehrweg-Transportboxen sollen künftig auch für andere Warengruppen wie das Trockensortiment oder Nonfood genutzt werden. GS1 Germany strebt nach der Standardisierung in Deutschland in absehbarer Zeit die Umsetzung in zahlreichen weiteren Unternehmen und einen europäischen Standard an. Interessierte Hersteller und Händler sind eingeladen, sich an den weiteren Projektphasen zu beteiligen und die Behälter in den eigenen Prozessen einzusetzen.

Firmeninfo: GS1 Germany

GS1 Germany unterstützt Unternehmen aller Branchen dabei, moderne Kommunikations- und Prozess-Standards in der Praxis anzuwenden und damit die Effizienz ihrer Geschäftsabläufe zu verbessern. Unter anderem ist das Unternehmen in Deutschland für das weltweit überschneidungsfreie GS1 Artikelnummernsystem zuständig – die Grundlage des Barcodes. Darüber hinaus fördert GS1 Germany die Anwendung neuer Technologien zur vollautomatischen Identifikation von Objekten (EPC/RFID) und zur standardisierten elektronischen Kommunikation (EDI). Im Fokus stehen außerdem Lösungen für mehr Kundenorientierung (ECR – Efficient Consumer Response) und Trends wie Mobile Commerce, Multichanneling, Nachhaltigkeit und Rückverfolgbarkeit. GS1 Germany gehört zum internationalen GS1 Netzwerk und ist nach den USA die zweitgrößte von mehr als 110 GS1 Länderorganisationen. Paritätische Gesellschafter sind das EHI Retail Institute und der Markenverband.

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