Übernahme von B&R, Bernecker + Rainer Industrie-Elektronik GmbH) schliesst ABB seine historische Angebotslücke in Maschinen- und Fabrikautomation.

Übernahme von B&R, Bernecker + Rainer Industrie-Elektronik GmbH) schliesst ABB seine historische Angebotslücke in Maschinen- und Fabrikautomation. (Bild: ABB Mannheim)

B&R beschäftigt mehr als 3.000 Mitarbeiter, darunter rund 1.000 Forschung & Entwicklungs- und Anwendungsingenieure. Das Unternehmen ist in 70 Ländern aktiv. Mit einem Jahresumsatz von mehr als 600 Mio. US-Dollar ist B&R einer der größeren Player im 20 Mrd. US-Dollar schweren Marktsegment für Maschinen- und Fabrikautomation. Mit der Übernahme entsteht gemäß ABB eines der weltweit umfassendsten Angebote in der Industrieautomation: Die Transaktion bringe die innovativen Produkte, Lösungen und Software für moderne Maschinen- und Fabrikautomation von B&R mit ABBs führendem Angebot in der Robotik, Prozessautomation, Digitalisierung und Elektrifizierung zusammen.

Mit der Übernahme will ABB seine führende Rolle in der Industrieautomation ausbauen. Nun sei man ideal positioniert, um die Wachstumschancen der Vierten Industriellen Revolution zu nutzen. Zudem stärkt der Schweizer Konzern damit sein Digitalangebot: Die Kombination bringt ABBs Portfolio an Digitallösungen mit B&Rs Anwendungs- und Softwareplattformen, seiner grossen installierten Basis, dem erweiterten Kundenzugang und den massgeschneiderten Automationslösungen zusammen.

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„B&R ist eine Perle in der Welt der Maschinen- und Fabrikautomation. Die Kombination von B&R und ABB bietet eine einmalige Chance für unsere beiden Unternehmen. Diese Transaktion ist ein wahrer Meilenstein für ABB, da B&R die historische Lücke in ABBs Automationsangebot schliesst. Wir passen perfekt zusammen: Künftig werden wir das einzige Unternehmen sein, das seinen Industrieautomationskunden das gesamte Spektrum an Technologie- und Softwarelösungen rund um Mess- und Steuerungssysteme, Antriebe, Robotik, Digitalisierung sowie Elektrifizierung anbietet“, sagte Ulrich Spiesshofer, CEO von ABB. „Mit dieser Übernahme setzen wir unsere Next-Level-Strategie weiterhin konsequent um. Mit unserem dann einzigartigen Digitalangebot und unserer installierten Basis mit mehr als 70 Millionen verbundenen Geräten, 70.000 Steuerungssystemen und jetzt mehr als 3 Millionen automatisierten Maschinen und 27.000 Fabrikinstallationen ermöglichen wir es unseren Kunden weltweit, die enormen Chancen der Vierten Industriellen Revolution zu ergreifen.“

„Diese Kombination ist eine fantastische Chance für B&R, unsere Kunden und Mitarbeiter. Wir sind überzeugt, dass ABB für uns die beste Plattform bietet, um das nächste Kapitel unserer Wachstumsgeschichte zu schreiben. ABBs beeindruckende globale Präsenz, das digitale Angebot und das ergänzende Portfolio sind entscheidende Faktoren, um unser Innovations- und Wachstumstempo weiter zu erhöhen“, sagte Josef Rainer, einer der beiden Miteigentümer von B&R.

„Diese Transaktion ist ein äusserst positives Signal an all unsere Mitarbeiter, denn Eggelsberg wird für die gesamte ABB zum globalen Zentrum für Maschinen- und Fabrikautomation“, sagte Erwin Bernecker, Miteigentümer von B&R. „Für mich ist dabei das Wichtigste, dass beide Firmen und ihre Mitarbeiter so gut zusammenpassen und dass unser Gründungsstandort weiter eine zentrale Rolle spielen wird.“


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Komplementäre Stärken bei B&R

Mit der Übernahme will ABB sein Angebot in der Industrieautomation um B&Rs Produkte und Softwarelösungen in den Bereichen SPS, Industrie-PCs und Servo-Antriebe erweitern. Damit werde der Konzern  zum Komplettanbieter in der Industrieautomation mit einem umfassenden Angebot an offenen Automationslösungen. ABB ist ein führender Anbieter von Automations-, Digitalisierungs- und Elektrifizierungslösungen für Versorgungsunternehmen sowie Kunden in der Industrie und im Transport- & Infrastruktursektor. B&R ist ein führender Anbieter von Lösungen für die Maschinen- und Fabrikautomation in verschiedenen Industrien wie Plastik, Verpackung sowie Nahrungsmittel und Getränke. Das gemeinsame Bekenntnis zu einer offenen Plattform-Architektur erhöhe die Auswahl und Flexibilität für die Kunden bei gleichzeitiger Verbesserung der Konnektivität in zunehmend digitalisierten Industrien, teilten die beiden Unternehmen mit.

Mit einer durchschnittlichen jährlichen Umsatzsteigerung von 11 Prozent ist B&R in den vergangenen zwei Jahrzehnten kontinuierlich gewachsen. Der Umsatz hat sich alleine seit dem Jahr 2000 auf mehr als 600 Millionen US-Dollar (2015/16) verfünffacht. Die globale Kundenbasis ist auf mittlerweile mehr als 4.000 Maschinenbauer gewachsen.

Investitionen in Innovation

B&R investiert mehr als 10 Prozent des Umsatzes in Forschung & Entwicklung (F&E) und beschäftigt mehr als 1.000 Mitarbeiter in diesem Bereich und in der Anwendungsentwicklung. ABB investiert jährlich 1,5 Milliarden US-Dollar in F&E und beschäftigt rund 30.000 Forscher, Entwickler und Anwendungsingenieure. Beide Unternehmen planen auch in Zukunft umfangreiche Investitionen in Forschung und Entwicklung.

Nach Abschluss der Transaktion wird B&R als neue globale Geschäftseinheit „Maschinen- und Fabrikautomation“ unter der Leitung des B&R-Geschäftsführers Hans Wimmer Teil der ABB-Division Industrieautomation. Die beiden Gründer von B&R, Erwin Bernecker und Josef Rainer, werden das Unternehmen in der Integrationsphase beratend begleiten. Der Fokus der Integration liege auf Wachstum, wurde weiter mitgeteilt. Ziel sei es, das Beste aus beiden Unternehmen zusammenzubringen. Hierzu wird ABB seine bestehenden Aktivitäten in den Bereichen SPS und Servo-Antriebe in die neue Geschäftseinheit einbringen. ABB will zudem die B&R Wachstumsgeschichte fortschreiben und nennt ein mittelfristiges Umsatzziel von mehr als 1 Mrd. US-Dollar.

Mit dieser Akquisition wird ABB nach eigenen Angaben zum grössten Unternehmen im Bereich der Industrieautomation in Österreich. Das Bekenntnis zur zukünftigen Rolle von B&R und seinem Hauptsitz in Eggelsberg sieht der Konzern als ein starkes Signal für Österreich und insbesondere für Oberösterreich. Der geplante Ausbau der Forschungs- und Entwicklungs- sowie der Produktionsaktivitäten in Eggelsberg und Gilgenberg werde Österreich als Hightech-Industriestandort stärken.

Finanzielle Details der Transaktion

ABB wird die Übernahme vollständig mit Barmitteln finanzieren. Die Transaktion wird sich voraussichtlich bereits im ersten Jahr positiv auf den operativen Gewinn je Aktie auswirken. Die erwarteten Synergien liegen gemäß Mitteilung bei rund 8 Prozent des B&R-Umsatzes im vierten Jahr nach Abschluss der Transaktion. Dieser unterliegt den üblichen regulatorischen Genehmigungen und erfolgt voraussichtlich im Sommer 2017. Über den Preis der Akquisition wurde Stillschweigen vereinbart, er enstspreche den branchenüblichen Bewertungen, hieß es. Gemessen an der in einem ähnlichen Gebiet tätigen amerikanischen Rockwell dürfte ABB damit knapp 2 Mrd. Dollar für B&R bezahlen, schätzt die Nachrichtenagentur Reuters.

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