Dr. Sabine Amberg-Schwab und ihr Team vom Fraunhofer ISC haben eine nachhaltige Barriereschicht für Verpackungen entwickelt. Dafür wurden sie nun ausgezeichnet.

Dr. Sabine Amberg-Schwab und ihr Team vom Fraunhofer ISC haben eine nachhaltige Barriereschicht für Verpackungen entwickelt. Dafür wurden sie nun ausgezeichnet. (Bild: Fraunhofer ISC)

Im Jahr 2015 erschien im Wissenschaftsmagazin Science ein viel beachteter Artikel über den Mülleintrag in die Weltmeere. Zwei Jahre später, im November 2017, wies Dame Ellen Mac Arthur, die Gründerin der gleichnamigen Stiftung, in einem Editorial in genau dieser Zeitschrift auf die immer noch ebenso erschreckende Menge von 8 Mio. t Plastikmüll hin, die jährlich neu in unsere Ozeane gelangen. Und es ist damit zu rechnen, dass sich die Produktion von Plastik in den nächsten zwanzig Jahren nochmals verdoppelt. Bisher wird nur ein geringer Teil gesammelt und wiederverwendet – ein enormer Verlust an Wertstoffen einerseits und andererseits ein großes Umweltproblem.

Barriereschichten für nachhaltige Verpackungen

Eine Lösung könnten neue Verpackungsmaterialien auf der Basis nachwachsender Rohstoffe – sogenannte Biopolymere – sein, die kompostierbar sind. Bisher waren solche Materialien für Lebensmittelverpackungen eher ungeeignet, weil sie durchlässig sind für Wasserdampf, Sauerstoff, Kohlendioxid und Aromastoffe. „Das weltweite Problem des Verpackungsmülls hat uns auch hier im Fraunhofer ISC nicht mehr losgelassen und wir haben nach einer Lösung gesucht“, beschreibt Dr. Sabine Amberg-Schwab, Preisträgerin der Circular Materials Challenge 2018, ihre Motivation. Sie und ihr Team haben langjährige Expertise bei der Entwicklung von Barriereschichten auf Verpackungsfolien für Lebensmittel, um Qualität und Haltbarkeit der verpackten Lebensmittel zu verbessern. Diese Beschichtungen auf der Basis spezieller Hybridpolymere, genannt Ormocere, schützen gegen Wasserdampf und Gaszutritt sowie gegen den unerwünschten Übergang von Fremdstoffen auf den Verpackungsinhalt.

Vorzeitige Zersetzung verhindert

In einem nächsten Schritt wollen die Forscher nun Wege finden, das Polymer aus pflanzlichen Lebensmittelresten zu gewinnen.
In einem nächsten Schritt wollen die Forscher nun Wege finden, das Polymer aus pflanzlichen Lebensmittelresten zu gewinnen. (Bild: Fraunhofer ISC)

Seit einigen Jahren arbeiten die Forscher nun an kompostierbaren Barriereschichten, die Biopolymeren zu einem Durchbruch für ihren zukünftigen Einsatz als nachhaltige und umweltschonende Verpackungswerkstoffe einer neuen Generation verhelfen können. „Unsere Bio-Ormocere beseitigen die Schwächen der Biopolymere und machen sie fit für die hohen Anforderungen an zuverlässiges Verpackungsmaterial“, erläutert Amberg-Schwab. Neben der Aufgabe, die verpackten Lebensmittel zu schützen, verhindern die Bio-Ormocere auch, dass die eigentliche Verpackungsfolie aus Biopolymer sich nicht vorzeitig zersetzt.

Weitere Forschung für mehr Nachhaltigkeit

Diese Entwicklung hat die Ellen MacArthur Foundation nun ausgezeichnet. Prof. Gerhard Sextl, Leiter des Fraunhofer ISC, betont: „Für unsere Forschung ist der nachhaltige Umgang mit Ressourcen oberstes Gebot. Wir sind sehr stolz, dass unser Team mit dem New Plastics Innovation Prize ausgezeichnet wird – und wir sind stolz darauf, mit unseren Arbeiten dazu beitragen zu können, dass sich zukünftig die Umweltbelastung durch den Verpackungsmüll verringert.“

Derzeit arbeiten Amberg-Schwab und ihr Team gemeinsam mit der Fraunhofer-Projektgruppe IWKS und weiteren Partnern im Rahmen des von der EU finanzierten Projekts Hyper-Biocoat an einem Verfahren, um aus pflanzlichen Lebensmittelresten die Ausgangsstoffe für Bio-Ormocere zu gewinnen, sodass keine wertvollen landwirtschaftlichen Erzeugnisse in Konkurrenz zur Lebensmittelherstellung dafür verbraucht werden müssen.

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