In der Berichterstattung über die Querelen um die Zukunft der weltbekannten Mineralwassermarke Perrier aus dem südfranzösischen Vergèze beschränken sich die Wirtschaftsmedien ausschließlich auf die Kraftprobe zwischen dem Besitzer der Quelle, der Nestlé-Wassersparte Nestlé Waters mit Sitz in Paris, und der ehemals kommunistisch orientierten Gewerkschaft CGT. Dabei geht es bei den Auseinandersetzungen nicht nur um den von Nestlé vorgelegten und von 2 Minderheitsgewerkschaften unterzeichneten Plan zur Erhöhung der Rentabilität des Standorts.

Probleme durchs Festhalten an der Glasflasche

Die aktuellen Probleme der Wassermarke rühren auch daher, dass sie nach wie vor ganz überwiegend an der Glasflasche festhält, was ihr im Vergleich mit den Konkurrenten heutzutage ein eher hausbackenes, traditionalistisches Image verschafft. Darüber hat das dank der mehrwöchigen Hitzewelle im Sommer ungewöhnlich gute Geschäft im letzten Jahr nur etwas hinweggetäuscht und die Marke scheint überdies ihren seinerzeit in den USA erlittenen Schock mit den Glassplittern nie richtig verdaut zu haben. In Frankreich hat Perrier in den letzten 10 Jahren ein Drittel seines früheren Marktanteils im LEH verloren, berichtete soeben die Zeitung Le Monde unter Berufung auf Informationen des Fachmagazins Rayon Boissons . Auf den Heimatmarkt entfallen aber alleine 55 Prozent des weltweiten Gesamtabsatzes. Dass Perrier an der Glasverpackung krankt, zeigt klar diese Ziffer: Zwischen Januar und Ende August hat die Zahl der in Frankreich verkauften Glasgebinde mit – 20,4 Prozent fast doppelt so stark abgenommen wie die der Konkurrenzprodukte auf dem Markt für kohlensäurehaltige Mineralwasser. „Die Glasflasche entspricht den Verbrauchererwartungen überhaupt nicht mehr“, urteilt Benoît Moreau von Rayon Boissons . Momentan sieht es so aus, als werde die Danone-Marke Badoit beim Umsatz bald die Nase vorn haben und Perrier überrunden.

PET-Gebinde wachsen weiterhin  rasant

Badoit gibt es zwar auch noch als Glasgebinde, aber nur in der Gastronomie. Die PET-Version von Perrier ist erst seit dem letzten Jahr erhältlich und konnte bislang nur 2,9 Prozent Marktanteil auf sich vereinen. Das neue 3-Geschmack-Produkt „Perrier Fluo “ segelt hart am Rande von Sodagetränken und kam vor 2 Jahren heraus, ebenfalls in PET-Gebinden. An sich zeigt dieses Marktsegment zumindest in Frankreich Wachstumsraten um die 50 Prozent, und trotzdem sind die Verkaufszahlen für die bunten Neon-Flaschen bisher recht marginal geblieben. Die Spannungen am Perrier-Standort und der ihm beigegliederten Glashütte lassen sich nicht alleine vorgeblichen Betonköpfen bei der CGT anlasten. Sie drücken auch eine wachsende Unruhe auf der Belegschaftsseite aus, weil die Strategie von Nestlé Waters erklärtermaßen Mehr-Standort-Produkten wie Nestlé Aquarel (in Europa gestartet im Jahr 2000) und Nestlé Pure Life (1998 in Pakistan herausgebracht) den Vorrang gibt. „Sie lassen sich einfach produzieren, weil sie nicht von einer speziellen Quelle abhängen“, hat Nestlé-Chef Peter Brabeck gerade erst im März dieses Jahres bekannt.

Sie möchten gerne weiterlesen?

Unternehmen

Nestlé Deutschland AG

Rheinallee 126
55120 Mainz
Germany