Das Deutsche Verpackungs-Museum, Heidelberg, präsentiert ein Stück Alltagsgeschichte der DDR. In einer Sonderausstellung werden Markenartikel und Verpackungen gezeigt, wie sie jenseits der Zonengrenze zwischen 1949 und 1989 im Verkaufsregal standen. Manches Exponat kommt auch dem westdeutsch sozialisierten Besucher vertraut vor, denn Produkte wie Radeberger Pilsener oder Fit-Spülmittel haben den Sprung in den wiedervereinigten Einzelhandel erfolgreich gemeistert. Die Hersteller konnten auf die starke Markenbindung im Osten aufbauen, die Qualitätsprodukte selbst unter den Bedingungen der Planwirtschaft erreicht haben.

Für einige Konsumartikel der DDR brachte die Wende schwere Zeiten, für manche bedeutete sie das Aus. Wenn sich aber genügend Ostdeutsche mit einem Produkt identifizierten, konnte es fortbestehen oder wiederauferstehen, wie das Beispiel Vita-Cola zeigt, die erst abgewickelt wurde, aber seit 1994 wieder erhältlich ist. Eine besondere, durch die Teilung bedingte Situation entstand, wenn eine Marke auf beiden Seiten der Grenze weitergeführt wurde. Ein Beispiel hierfür ist das Waschmittel Fewa. Unabhängig von der westdeutschen Henkel KGaA in Düsseldorf entwickelte der Grafiker und Künstler Horst Geil (1919-1970) die Werbefigur der "Johanna" weiter. "Johanna" war seit 1938 Bestandteil des Werbe- und Verpackungsauftritts von "Fewa". Ursprünglich geschaffen hatte sie der Grafiker Karl Nebel. Geil modernisierte die Figur und deutete sie für die VEB Fettchemie Chemnitz werbewirksam um. Sie war nun sogar nackt zu sehen, ganz in Vorfreude auf ihre frisch gewaschenen Perlon-Dessous.

Das Premium Segment der Planwirtschaft blieb höheren Funktionsträgern vorbehalten – und all jenen mit guten Kontakten zu diesen Kreisen. Die Mehrheit der DDR Bürger kannte diese Marken nur vom Hörensagen. In der Ausstellung zu sehen sind zum Beispiel Zigaretten einer "Diplomaten-Auswahl", die in einer repräsentativen Schmuck-Schatulle verpackt wurden. Den Wodka "Blauer Bison" in einer weißblauen Porzellanflasche mit Bison-Relief gab es ausschließlich während der Leipziger Messe. Hochwertiges Design wie dieses sollte dem Ausland beweisen, dass DDR-Produkte das vielbeschworene "Weltniveau" erreicht hatten. Weitere Informationen unter www.verpackungsmuseum.de

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