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neue verpackung Im Zuge der EU-Richtlinie ist vor allem die Packaging-Branche gefragt. Welche Folgen wird das Inkrafttreten der EU-Richtlinie für die Pharmabranche haben?
Flora Herzog: Momentan besteht große Verunsicherung in der gesamten Pharmabranche, zum einen bezüglich der endgültigen Form der Richtlinie, zum anderen bezüglich der Folgen, die sich aus dem Inkrafttreten ergeben werden. Aktuell ist eine dreifache Sicherung vorgesehen: Zum einen die Rückverfolgbarkeit der Verkaufspackung, zum anderen diverse versteckte Sicherheitselemente und außerdem eine Versiegelung der Verpackung in Form eines Originalitätsverschlusses.

neue verpackung Stichwort Rückverfolgbarkeit: Die Securpharm Initiative schlägt hierfür eine randomisierte und individuell vergebene Seriennummer vor.
Flora Herzog: Die Initiative schlägt in der Tat eine Aufbringung der relevanten Daten in Form eines 2-D-Data-Matrix-Codes vor. Dies erscheint auch sinnvoll. Der Code soll nach ISO/IEC 16022 aufgedruckt werden. In ihm ist die deutsche Pharmazentralnummer hinterlegt, welche wiederum in der Pharmacy Product Number (PPN) oder der National Trade Item Number (NTIN) enthalten ist. Zusätzlich werden Chargenbezeichnung, das Verfallsdatum sowie die Seriennummer gespeichert. Jede Packung ist damit weltweit eindeutig gekennzeichnet.

neue verpackung Auch über europäische Grenzen hinweg wird Sicherheit in Zukunft eingefordert werden.
Flora Herzog: Zentrales Stichwort hierbei ist der sogenannte „China Code". Es handelt sich dabei um einen 1-D-Data-Matrix-Code, der ab 2015 für chinesische Pharmaverpackungen erforderlich wird. Die serialisierten Codes werden bereits jetzt von der chinesischen Regierung an die Pharmazeuten gegeben, welche sie dann an Faller verschlüsselt weiterleiten. Die europäische Behörde fordert jedoch, dass alle Pharmazeuten die 2-D-Codes selbst generieren und auf die Verpackung aufbringen. Das ist natürlich eine große Problematik für die Pharmaindustrie, da sie nun die Seriennummern eigenständig mit entsprechender IT-Technik und Fälschungssicherheitswissen erstellen müssen. Außerdem ist der Dokumentationsaufwand für diesen Prozess extrem hoch. Wir haben uns bei August Faller deshalb relativ früh mit dieser Thematik beschäftigt und drucken seit 2012 bei steigender Nachfrage den spezifizierten 128-C-Strichcode, bestehend aus 20 Ziffern. Zudem beschäftigen wir uns aktiv mit Lösungsvorschlägen zur Codegenerierung und möchten den Pharmazeuten gern bei dieser schwierigen Thematik zur Seite stehen.

neue verpackung Welche Schwierigkeiten beziehungsweise Herausforderungen ergeben sich aus den Anforderungen konkret für die Packaging-Branche?
Flora Herzog: Besonders wichtig bei Codes: das saubere Druckbild und eine schnelle Aufbringung. Jeden gedruckten Code prüfen wir zweimal. Zuerst im Rahmen einer Inline-Prüfung durch ein Kamerasystem, danach folgt eine Prüfung gemäß ANSI/ISO-Norm mit einem Verifizierungssystem. Druckverfahren, die mit hoher Arbeitsgeschwindigkeit ausgeführt werden müssen, erfordern zum Beispiel einen berührungslosen Tintenstrahldruck. Die Integration der hierfür erforderlichen neuen Komponenten in die bestehenden Anlagen ist sehr kostenintensiv. Hohe Anforderungen an Haftung und Qualität von Tinte in Verbindung mit dem dafür geeigneten Kartonmaterial sowie die bereits erwähnte optische Kontrolle der gedruckten Codes machen die Umsetzung zu einer teuren Angelegenheit.

neue verpackung Neben den gedruckten Codes soll auch die Konstruktion einer Faltschachtel zur Sicherheit beitragen.
Flora Herzog: Hier sprechen wir über die Erstöffnungsgarantie beziehungsweise über die sogenannten „Tamper-Evidence Features" oder „Tamper Verification Features". Um eine Verpackung sicher zu konstruieren, bieten wir verschiedene Möglichkeiten bei Faller. Originalitätsverschlüsse tragen einen wesentlichen Teil zum subjektiven Sicherheitsempfinden des Verbrauchers bei. Eine Variante sind geklebte Laschen, dann bieten wir eine Verklebung mit Etiketten oder rein konstruktive Lösungen an. Die letzte Variante ist kostengünstiger, denn zumeist lässt sich die Produktion über einen Standardkartonierer umsetzen. Der Zukauf von Maschinen-equipment ist also nicht notwendig. Dennoch gibt es auch hier Nachteile: Die Transportfähigkeit nimmt ab, gerade schwere Flaschen können durch Transportbe-
wegungen gegen die Laschen prallen und ein Einreißen verursachen. Die dadurch entstehende Veränderung der Verpackung kann zu Interpretationsschwierigkeiten bei Apotheker oder Endverbraucher führen. Bei Faller haben wir gute Ergebnisse mit der Auswahl des richtigen Materials, einer geeigneten Perforation sowie mit Gegenritzung/Ritzung erzielt.

neue verpackung Bei den geklebten Varianten unterscheiden Sie zwischen Etikettenverklebung und direkter Verklebung. Wo liegen hier Vor- und Nachteile?
Flora Herzog: Verklebte Laschen sind relativ eindeutig. Zum Aufbrechen des Siegels benötigt der Endverbraucher Kraft; es wird deutlich, dass eine Erstöffnung erfolgt ist. Fälschern fällt es schwer, hier eine Manipulation vorzunehmen. Nur: Auch beim Verkleben ist Vorsicht angesagt. Die Standardklebstoffe im Markt können ganz leicht mit Wärmezufuhr geöffnet und wieder geschlossen werden. Hier sollte der Pharmahersteller auch auf Qualität setzen. Ein weiterer Minuspunkt ist, dass die Verpackung beim Aufreißen optisch relativ stark zerstört wird. Verklebung mit Etiketten bietet sowohl Manipulationsschutz als auch gute Convenience. Denn Etiketten können leicht mit Öffnungshilfen, wie etwa Anfasslaschen, versehen werden. Auch an dieser Stelle zählt die Qualität der Materialien. Eine Mischung aus Faltschachtelmaterial, Farben und Lacken sowie dem verwendeten Etikett ist essenziell wichtig. Von einfachen bis exklusiven Verschlüssen ist grundsätzlich alles umsetzbar. Wir bieten unseren Kunden ein durchgängiges Sicherheitssystem für Sekundärpackmittel an. Wir können beide Produkte, Faltschachteln und Etiketten, perfekt aufeinander abstimmen und somit den Pharmazeuten größtmögliche Sicherheit geben.

Für Sie entscheidend
Gefährliche Medikamente
1,4 Mio. gefälschte Tabletten, Pulver und Ampullen stellten deutsche Zollbehörden im ersten Halbjahr 2013 sicher - ein Anstieg um 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Bei einer weltweiten Kontrollaktion unter Leitung von Interpol, beschlagnahmten Polizei und Zoll im Juni 2013 9,8 Mio. Medikamentenfälschungen. Dies berichtete die ABDA - Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände. Dabei seien nicht nur Lifestyle-Medikamente betroffen wie Diätpillen oder Pillen gegen Erektionsstörungen, sondern auch Präparate zur Behandlung von Krebs, Aids, Alzheimer, Bluthochdruck, Rheuma oder Verhütungsmittel. Gefährlich sind die Fälschungen vor allem, weil sie für den Normalverbraucher kaum von Originalmedikamenten zu unterscheiden sind. Fehlende, falsche oder falsch dosierte Wirkstoffe können bis zum Tod führen.

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