Die Achema findet vom 15. bis 19. Juni 2015 in Frankfurt am Main statt.

Die Achema findet vom 15. bis 19. Juni 2015 in Frankfurt am Main statt. (Bild: Dechema)

Der Bereich Herstellungs- und Verpackungsmaschinen für Arzneimittel sei eine kleine, hochspezialisierte und im internationalen Wettbewerb sehr erfolgreiche Teilbranche des deutschen Maschinenbaus, so der Verband. "Für diese Branche ist die Achema die weltweite Leitmesse. Zur Achema kommen Kunden aus aller Welt, um sich über die neuesten Entwicklungen in der Produktions- und Abfüll- und Verpackungstechnik bei Arzneimitteln zu informieren," betont Richard Clemens, Geschäftsführer des Fachverbands.

Branche auf Wachstum eingestellt

In den vergangenen Jahren habe die Branche deutlich Produktionskapazitäten aufgebaut. "Die Branche reagiert damit auf die anhaltend gute Branchenkonjunktur und die guten strukturellen Rahmenbedingungen der Pharmabranche“, erläutert Clemens. So habe die wichtigste Abnehmergruppe, die international tätig forschenden Arzneimittelkonzerne, mittlerweile das sogenannte Patent-Cliff umschifft. Deren Forschungspipelines seien gut gefüllt und neue Produkte könnten die Umsatzrückgänge durch auslaufende Patente wieder kompensieren. Auch demographische Faktoren, wie die zunehmende Überalterung in den Industrieländern und die Zunahme der Zivilisationskrankheiten in den Emerging Countries sowie der zunehmende Kostendruck auf Arzneimittelhersteller durch die Träger des Gesundheitswesens stimulieren nach Einschätzung von Clemens letztendlich die Nachfrage nach Pharma-Produktions- und -verpackungsmaschinen.

Wegfall des Russlandgeschäfts bremst Wachstum

Richard Clemens, Geschäftsführer des Fachverbands Nahrungsmittelmaschinen und Verpackungsmaschinen im VDMA
Richard Clemens, Geschäftsführer des Fachverbands Nahrungsmittelmaschinen und Verpackungsmaschinen im VDMA (Bild: VDMA)

Die aktuelle Frühjahrsumfrage des VDMA hat laut Clemens die gute Verfassung der Branche bestätigt. Gestützt wird die Branchenkonjunktur durch eine stabile Nachfrage im Euroraum auf einem im langjährigen Vergleich hohen Niveau sowie durch eine Belebung des Nordamerikageschäfts. Dagegen hat sich die Nachfrage in den sogenannten Emerging Countries, teilweise aufgrund installierter Überkapazitäten, wieder abgeschwächt. Für die kommenden Monate erwarten die Mitglieder für die wichtigsten Regionen (Deutschland, Westeuropa, Nordamerika und Fernost) keine wesentlichen Veränderungen. Insgesamt könne von einer weiterhin guten Branchenkonjunktur ausgegangen werden.

Der russische Markt habe in der Vergangenheit für den Pharmamaschinenbau eine geringe Rolle gespielt, so Clemens, da Russland einen vergleichsweise kleinen Anteil seines Arzneimittelbedarfs selbst produziert und vor allem höherwertige Präparate importiert. Dennoch setze die Branche, gestützt auf das russische Ausbauprogramm „Pharma 2020", große Erwartungen in den russischen Markt. "Wir befürchten, dass aufgrund der bestehenden politischen Spannungen und der aktuellen Rubel- und Wirtschaftskrise bei laufenden Projekten eine Umorientierung hin zu Pharmatechnologie- und Maschinenlieferanten aus Indien und China erfolgt und sich damit langfristig unsere Erfolgschancen im russischen Markt geschmälert werden," kommentiert Clemens.

Achema: "Konti" und "Single Use" sorgen für Gesprächsstoff

Aus der Vielzahl der Achema-Messethemen hebt Clemens zwei hervor: „Kontinuierliche Produktion" (Konti) und den "Einsatz von Single-Use Komponenten".

"Das Thema 'Kontinuierliche Produktion' nimmt Fahrt auf. Die Zahl der Projekte hat zugenommen. Gleichzeitig bieten immer mehr Hersteller neue technische Konzepte an. Damit entwickelt sich Konti zum ernst zu nehmenden Konkurrenten traditioneller Batchprozesse" gibt sich Clemens bezüglich der Perspektiven kontinuierlicher produktionsverfahren zuversichtlich. Ein Durchbruch sei kurzfristig aber nicht zu erwarten. Die Pharmaindustrie sei bekanntlich sehr konservativ, wenn es um Herstellverfahren geht. Das Beispiel Isolatortechnologie dagegen zeige, dass sich eine als vorteilhaft erkannte Technologie langfristig durchsetzen kann. Mitte der 80er Jahre wurden die ersten Isolator-Linien installiert. Seitdem kreisen die Diskussion um das Für und Wider dieser Technologie. Nun scheinen sich laut Clemens die Pro-Argumente im Markt durchgesetzt zu haben: Der überwiegende Teil aktueller Projekte entfalle auf Abfülllinien in Isolator-Ausführung.

Im Bereich Herstellung von Steril- und Biotech-Produkten haben nach Angaben des Fachverbands Installationen mit Single-Use-Komponenten mehr als den berühmten Fuß in der Tür. Vor allem Vorteile bei der Reinigungsvalidierung sowie verkürzte Reinigungs- und Umrüstzeiten sorgten dafür, dass mittlerweile deutlich mehr als die Hälfte der Neuinstallationen im Bereich Biotech auf Single-Use-Konzepte entfallen. Bei Abfüllanlagen sei die Frage der Umrüstung beziehungsweise Umrüstbarkeit auf Single-Use Konzepte ein brandaktuelles Thema. Doch auch die klassischen Edelstahl-Installationen punkten. Ihre Trümpfe sind: inerte Werkstoffe, keine Beschränkung der Batchgrößen, größere Auswahl an und geringere Abhängigkeit von Lieferanten. "Keine Frage - beide Konzepte haben ihre Berechtigung im Markt. Nur die Rollen haben sich in den letzten Jahren geändert. Single Use ist mittlerweile der Platzhirsch. Edelstahl sieht sich zunehmend in Nischen zurückgedrängt“, beurteilt Clemens den Stand der Diskussion.

(mns)

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