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(Bild: Koelnmesse)

Die Anuga FoodTec erzielte 2015 ein Rekordergebnis: Ende März besuchten über 45.000 Experten aus der Lebensmittel- und Getränkeindustrie die Fachmesse in Köln, um Neuheiten und Weiterentwicklungen der Zulieferbranche kennenzulernen. Das bedeutet ein Plus von sechs Prozent. Der Anteil internationaler Besucher lag über 50 Prozent. Informieren konnten sich die Besucher bei 1.501 Ausstellern – 14 Prozent mehr als bei der vergangenen Veranstaltung 2012.

Eine Weltneuheit für Sekundärverpackungen mit einer Breite von bis zu zwölf Zoll zeigte Bosch Packaging: Basierend auf der Technologie der Bag-in-Box-Linien entwickelte das Unternehmen die neue horizontale Kartoniermaschine CFC 2012 für die Lebensmittelindustrie. Sie ist für großformatige Sekundärverpackungen konzipiert, beispielsweise für Cerealien, Tee oder Babynahrung. Auf der CFC 2012 lassen sich Beutel mit und ohne Seitenfaltung sowie Standbodenbeutel mit hochstehendem Verschluss verarbeiten. Dabei erreicht die Maschine eine Ausbringung von bis zu 200 Faltschachteln pro Minute – auch bei sehr großen Faltschachtel- und Produktformaten. „Durch optimierte Steuerungs- und Fördertechnik ergeben sich schnelle Formatwechsel sowie ein sicheres Produkthandling“, erklärte Daniel Sanwald, Produktmanager bei Bosch Packaging Technology. Die Maschine kommt ohne Schmierung aus. Es kann also kein Fett in die Produktzuführung gelangen.

Schmiermittelfrei ging es auch am Stand von Igus zu: Das Kölner Unternehmen zeigte Komponenten für den Einsatz in der Lebensmittelbranche. Darunter die Gleitlager Iglidur. Die Schmiermittel sind bereits im Material enthalten und werden durch Bewegung freigesetzt. So können Konstrukteure auf externe Schmiermittel verzichten. Eine mögliche Kontamination von Lebensmitteln durch Schmiermittel bleibt aus. Damit sind die Gleitlager vielfältig einsetzbar – von der Abfüllanlage über Schlauchbeutelmaschinen bis zu Entkeimungsmaschinen. Igus erweiterte das Sortiment an Werkstoffen: Unter den jetzt 16 verschiedenen Vollsortiment-Werkstoffen befinden sich drei neue FDA-geeignete für die Verpackungsindustrie sowie High-Tech-Polymere wie Iglidur Q2 für hohe Lasten und Iglidur Z für sehr hohe Temperaturen.

Am Stand von Kawasaki waren Roboter damit beschäftigt, Eimer zu etikettieren und zu palettieren. Der neu entwickelte Robotertyp CP180L palettiert 18-Liter-Ovaleimer, die auf Rollenförderer transportiert werden, auf Europaletten von 800 x 1.200 Millimeter zu jeweils 3 x 8 Stück. Ein Visionsystem ermittelt die Position vor der Aufnahme, da die Eimer während des Transports verdreht werden können. Das eingesetzte Kamerasystem Cognex mit 12,5 Millimeter Linse und entsprechender Beleuchtung ermöglicht die Bild- und Positionserkennung des Gebindes. Durch das Kamerasystem können bei entsprechender Greiferadaptierung auch unterschiedliche Gebindegrößen gefahren und palettiert werden. Drei Grundmodelle des neuen Robotertyps erzielen bei Traglasten von 130 bis 500 Kilogramm 2.050 bis 1.000 Zyklen pro Stunde. Damit ist die CP180L-Serie in ihrer Gewichtsklasse laut Kawasaki die schnellste unter den Palettier-Robotern im Markt.

Aseptische Verpackungen in neuem Format

Im Bereich der aseptischen Abüllung legte Ecolean den Schwerpunkt auf eine transparente aseptische Verpackung, die das Unternehmen 2014 auf den Markt brachte: die Air Aseptic Clear – eine Lightweight-Beutelverpackung für stille Getränke wie Saft, Wasser oder Eistee. Der Beutel ist in den Größen 200 und 250 Milliliter erhältlich sowie mit oder ohne Strohhalm. Das Material besteht aus mehreren Schichten Polypropylen, Polyethylen und EVOH und ist durchsichtig. Die Abfüllung der Air Aseptic Clear auf der weiterentwickelten aseptischen Abfüllanlage EL4+  konnten Messebesucher am Stand live erleben: Pro Messetag produzierte Ecolean dort über 80.000 Verpackungen. Die EL4+ läuft 33 Prozent schneller als das Vorgängermodell EL4: Pro Stunde verarbeitet sie nun 12.000 Verpackungen.

Das finnische Unternehmen Lamican stellte für die aseptische Abfüllung eine kartonbasierte Dose in 250 Milliliter vor. Sie besteht aus den Lagen: Polyethylen, Aluminiumfolie, Karton und Papier – insgesamt basiert die Dose zu 75 Prozent auf Holz. Zur Herstellung und Abfüllung wird die spätere Dose ab Rolle in die passende aseptische Verpackungsmaschine eingeführt, seitlich versiegelt und sterilisiert. Der Deckel samt Verschließmechanismus wird ebenfalls ab Rolle in die Maschine gespeist und an dem Dosenkörper befestigt. Auf sechs Bahnen wird die Dose parallel von unten befüllt. Elektromagnetische Strömungsmesser kontrollieren die Füllhöhe. Nach der Abfüllung werden die Dosen per Heißsiegelung verschlossen. Die Mindesthaltbarkeit darin abgefüllter Getränke beträgt laut Lamican bis zu zwölf Monate.

Milch kennen die meisten deutschen Verbraucher aus dem Karton. KHS setzt dagegen auf PET-Flaschen: Messebesucher konnten eine neuartige Lightweight-Lösung speziell für Milchprodukte und sensitive Getränke sehen. Die von KHS entwickelte 1-Liter-Flasche wiegt bei einem Gewindedurchmesser von 32 Millimetern lediglich 20 Gramm. Laut KHS wiegen herkömmliche Flaschen gleicher Größe im Markt derzeit 22 Gramm. Das Unternehmen rechnet: Bei einer Materialeinsparung von zwei Gramm PET pro Flasche lassen sich bei einer Produktion von 50 Millionen Flaschen jährlich bis zu 140.000 Euro einsparen. Frank Haesendonckx, Leiter Technik bei KHS Corpoplast, sieht weiteres Potenzial für Gewichtseinsparungen. Die Flaschen können aseptisch abgefüllt werden und sind recyclingfähig. Milchprodukte sollten mit einer UV-Lichtbarriere geschützt sein. Hierfür bietet KHS zwei Varianten: Das Leichtgewicht kann als transparente Flasche gestaltet werden, die nach dem Füllen mit einem Sleeve überzogen wird. Oder die PET-Verpackung wird direkt als weiße Flasche mit einem Lichtschutz aus Titandioxid angelegt. Die Flaschen werden in der Streckblasmaschine mit einem Flip-Base-Boden hergestellt, am Gewindestützring geführt, aseptisch gefüllt und verschlossen. Der Flip-Base-Boden gleicht einen in der Flasche entstehenden Unterdruck aus.

Für sichere und frische Produkte

Was Verbraucher konsumieren, soll sicher sein. Im Bereich der Produktinspektion zeigte Ishida ein Röntgenprüfsystem für flüssige Lebensmittel. Das Modell IX-GA-B3043 prüft Glas- und PET-Flaschen, Getränkekartons sowie Standbodenbeutel. Das Röntgenprüfsystem eignet sich speziell für Flaschenverpackungen, weil das Röntgenlicht nicht von oben, sondern von der Seite durch die Verpackungen dringt. Das System entdeckt laut Ishida sehr kleine Fremdkörper aus Metall, Glas, Stein, Plastik oder Hartgummi. Die Bandgeschwindigkeit beträgt bis zu 45 Meter pro Minute. Über eine Datenprotokollierung ist rückwirkend der Nachweis der ordnungsgemäßen Verpackungsvorgänge möglich. Außerdem leistet die Maschine eine automatische Abstandsprüfung der Verpackungen auf dem Förderband und kontrolliert Verschlüsse und Füllstände.

Einmal verpackt, sollen Produkte nicht gleich am nächsten Tag verdorben sein. Multisorb bietet dazu Lösungen, um Sauerstoffgehalt sowie Feuchte innerhalb der Verpackung zu regeln. Die Mindesthaltbarkeitsdauer verlängert sich dadurch. Die patentierte Lösung Fresh Pax S zum Beispiel hilft, Geschmack, Aroma und Textur des jeweiligen Produkts aufrechtzuerhalten. Die Päckchen gibt es in mehreren Formaten. Sie eigenen sich für verschiedene Bereiche, von Backwaren über Nüsse und Snacks, Süßwaren, verarbeitetes Fleisch, Käse und Milchprodukte, getrocknete Früchte, Gewürze, Tiernahrung oder vorgegarte Gerichte. Die Fresh Pax S absorbieren Sauerstoff  und stabilisieren gleichzeitig die Wasseraktivität des jeweiligen Lebensmittels. Die Bildung von Schimmel und aerober Organismen wird verhindert. Die Päckchen verringern zudem die Notwendigkeit, Konservierungsmittel wie Schwefeldioxid, Benzoate oder Sorbate einzusetzen.

Fleisch und Wurst verpacken

Multivac stellte erstmalig die Tiefziehverpackungsmaschine R 105 MF vor, ein Einstiegsmodell für die Herstellung der Vakuum-Skin-Verpackungen Multi Fresh. Dazu passend Multi-Fresh-Folienmaterialien: Bei der Herstellung der Skin-Verpackungen legt sich die Oberfolie spannungsfrei wie eine zweite Haut um das Packgut. Dadurch behält es sein natürliches Aussehen. Die Oberfolie versiegelt vollflächig mit der Unterfolie, sodass keine Flüssigkeit aus dem Produkt austreten kann. Das verpackte Lebensmittel wird in der Packung so fixiert, dass es stehend, hängend oder liegend präsentiert werden kann. Die Tiefziehverpackungsmaschine R 105 MF verarbeitet Unterfolien mit einer Dicke von bis zu 350 Mikrometer. Das Multi-Fresh-Oberfolienprogramm ist auf verschiedene Produktformen und Produkthöhen abgestimmt und in vier Standarddicken (75, 100, 125 und 150 Mikrometer) verfügbar.

Zu den Neuheiten am Stand der Weber-Gruppe zählte der kompakte Smart Loader zum vollautomatischen Einlegen von Produkten und Portionen in Verpackungsmulden. Durch seine autarke Steuerung lässt sich der Smart Loader mit vorhandenen Schneidemaschinen (Slicer, Frischfleisch- oder Stückeschneider) sowie Verpackungsmaschinen (Tiefziehverpackungsmaschinen oder Traysealer) verbinden. Portionsformen sowie Formatmuster können  flexibel gewählt werden. Weber optimierte die Technologie des Smart Loaders speziell für das Einlegen von Aufschnittware. Die Transportbandumlenkungen sind mit kleineren Umlenkrollen ausgestattet. Die potenzielle Einlaufleistung für Einzelscheiben von zum Beispiel Frischfleisch umfasst bis zu 170 Portionen pro Minute. Der maximale Einlegebereich verfügt über eine Folienbreite von 600 Millimetern und einen Abzug von 800 Millimetern.

Ebenfalls für die Kategorie Fleisch- und Wurstwaren zeigte Poly-Clip System den neuen Doppel-Clip-Automaten ICA. Speziell für große Kaliber entwickelt, verschließt er Faser-, Collagen- und Kunststoffdärme bis 200 Millimeter zum Beispiel bei der Herstellung von Stangenwürsten und Formschinken. Ein modifizierter Irisverdränger macht den Automaten schneller – er erreicht jetzt bis zu 60 Takte pro Minute. Poly-Clip System achtete darauf, dass der ICA 8700 immer kalibertreue Endprodukte fertigt – für mehr Effizienz. Der ICA ist mit einem bruchsicheren 10-Zoll-Display ausgestattet. Individuell belegbare Bedienfelder für manuelle Funktionen lassen sich entsprechend den Produktionsabläufen auf der Programmierebene einstellen.

Schalensiegeln im Kleinstformat: Webomatic zeigte die Verpackungsmaschine TL 250. Ihre geringe Stellfläche von 0,8 x 0,8 x 1,71 Meter und die Möglichkeit, sie in Ecken platzieren zu können, unterstützt Betriebe mit wenig Platzangebot. Sie verpackt vier Schalen in der Standardform von 190 x 144 Millimeter. Werkzeuge  können bis zu einem 8-fach Nutzen angefertigt werden. Ihre geschlossene Front schützt Folien und Werkzeug hinter einer Doppeltür. Ein Ablasshahn unterhalb der Kammer sorgt außerdem für eine einfache Reinigung und das Entfernen von Flüssigkeiten – für eine komplette Säuberung in der Kammer.

Anuga FoodTec 2015

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Zur Messe

  • Top-Manager und Produktionsleiter wichtiger Lebensmittelunternehmen waren laut Veranstalter auf der Anuga FoodTec vertreten: Darunter Manager von Coca-Cola, Fonterra, ITC, Mafrig, Mondelez, Nestlé, Tyson oder der Yili Group.
  • Die Messe gliederte sich in Food Processing, Food Packaging, Food Safety, Ingredients sowie Services and Solutions.
  • An der Anuga FoodTec 2015 beteiligten sich 1.501 Anbieter aus 49 Ländern (2012: 1.320) auf einer Bruttofläche von 121.000 Quadratmetern. 56 Prozent der Aussteller kamen aus dem Ausland.
  • 649 Aussteller und sechs zusätzlich vertretene Unternehmen kamen aus Deutschland. 835 Aussteller und elf zusätzlich vertretene Unternehmen aus dem Ausland.
  • Über 45.000 Fachbesucher reisten aus 137 Ländern an. Der Auslandsanteil lag bei über 50 Prozent.
  • Die nächste Anuga FoodTec findet statt vom 20. bis 23. März 2018. Koelnmesse und Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft richten die Messe gemeinschaftlich aus.

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Unternehmen

Koelnmesse GmbH

Messeplatz 1
50679 Köln
Germany