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Angefangen hat alles im Jahr 1912 mit der nahe liegenden und doch revolutionären Idee des Ingenieurs Wilhelm Hilgers: Butter mit einer Maschine formen und einpacken, nicht mehr manuell. Der Vorteil lag auf der Hand: So könnten die einzelnen Stücke nicht nur fairer abgewogen, sondern auch dichter und hygienischer verpackt werden. Gedacht, getan - Hilgers reichte sein Patent für die weltweit erste Verpackungsmaschine für Margarine und Butter ein und gründete mit seinem Freund Johannes Benz das Unternehmen „Benhil" (zusammengesetzt aus Benz und Hilgers). Wenige Monate später verließen bereits die erste Butter-Formmaschine vom Typ „11" und eine Kartoniermaschine vom Typ „15" das Unternehmen. Ein Meister und sieben Facharbeiter bauten die Maschinen mithilfe von Amboss, Schleifstein, Richtplatte und einer Feilbank mit sechs Schraubstöcken.

Das Unternehmen wuchs schnell. Bald schon standen 120 Personen an den Werkbänken und die Produktpalette wurde ausgedehnt. Neben Butter verpackten die Maschinen nun auch Hefe, Weich- und Hartkäsestücke oder Seife. Der Zweite Weltkrieg brachte das Geschäft zwar fast zum Erliegen, doch sofort nach Kriegsende ging es für den Maschinenbauer schnell wieder aufwärts, denn in Deutschland gab es noch viele Butter- und Margarinefabriken. So konnte Benhil seinen Vorkriegs-Bestseller, das Modell „105", bis in die 50er-Jahre hinein erfolgreich verkaufen. „Die Maschine war solide bis ins kleinste Detail", erinnert sich der ehemalige Betriebsleiter Dieter Möller. „Damit hätte man Wasser verpacken können." Über 1.000 Exemplare verließen die Werkshallen, bis das deutsche Wirtschaftswunder begann. Benhil reagierte auf das unerwartet schnelle Marktwachstum und entwickelte eine neue Maschine mit einem präziseren Abfüllprinzip und einer effizienteren Bodenfaltung: die „Junior 11". „Die Maschine schaffte 30 Butter-Verpackungen pro Minute", so Möller. „Das war eine Sensation!"

Expansion nach dem Wirtschaftswunder

1956 übernahmen die Erben der Gründergeneration das Unternehmen und trieben die Expansion voran. Das Angebot wurde um Verpackungsmaschinen für Schmelzkäse, Eiscreme, Schmalz und Brühpaste ergänzt und der europaweite Vertrieb intensiviert - mitunter mit außergewöhnlichen Mitteln: Die Außendienstler installierten zum Beispiel eine Maschine auf einem Kleinlastwagen und klapperten damit Marktplätze in Frankreich ab. Dieter Möller war auch dabei: „In einem Dorf angekommen, schlugen wir ein Butterfass auf, füllten die Butter in den Schneckentrog und ließen die Junior 11 laufen. Die Franzosen waren begeistert, so etwas hatten sie noch nicht gesehen."

Zudem konzentrierte sich das Unternehmen auf ein zu diesem Zeitpunkt völlig neues Geschäftsfeld: Portionsbutter. Bis dato war der Butterverkauf in Deutschland nur in 125 g und 250-Gramm-Packungen zugelassen. Mithilfe einer Sondergenehmigung der Regierung entwickelte Benhil jedoch für die Nordmolkerei in München eine 25-Gramm-Packung und wandelte eine für Suppenpasten-Würfel gebaute Maschine entsprechend ab.

In den 60er Jahren arbeitete Benhil weiter am Ausbau seines internationalen Geschäfts. Im Fokus stand nun der amerikanische Markt, doch es gab ein Problem: Die Konsistenz der US-Butter unterschied sich von deutschen Produkten, da sie mit Luft aufgeschlagen wurde. Außerdem verpackten die Amerikaner sie in Sticks. Die Benhil-Konstrukteure arbeiteten ein Jahr lang an einer Maschine für dieses neue Einsatzgebiet. Heraus kam das sieben Meter lange Modell „8360": Die Butter lief direkt aus dem Fertiger in die Maschine, wo sie in Stangen geformt, verpackt und im Anschluss kartoniert wurde. Alle Produktionsschritte fanden erstmals in einer einzigen Maschine statt.

Neue Anforderungen in den 70er Jahren

In den 70er Jahren kamen schließlich zwei neue Themen auf, die auch heute nicht von ihrer Aktualität verloren haben: die Reduktion von Verpackungskosten durch weniger Material; und die Verlängerung der Haltbarkeit. Die Entwicklung weg vom inhabergeführten Einzelhandel hin zu Supermarktketten erforderte eine konstante Qualität über einen langen Zeitraum hinweg. So wurde die bis dahin in Pergamentpapier verpackte Butter von nun an von kaschierter Aluminiumfolie umhüllt. Die Folie war extrem dünn und bot einen optimierten Lichtschutz sowie Wasserdampf-Undurchlässigkeit.

Das folgende Jahrzehnt führte die Maschinenbau-Branche ins Computer-Zeitalter. Damit wurden die frei programmierbare Steuerung und die automatisierte CIP-Reinigung (clean-in-place) zum Standard der nächsten Maschinengenerationen. Auf der politischen Weltbühne wurden die Karten derweil neu gemischt: Die Globalisierung kam in Fahrt. Benhil intensivierte seinen Vertrieb nun auch in Skandinavien, dem Mittleren und Fernen Osten und den nordafrikanischen Staaten. In Deutschland übernahm das Unternehmen 1998 zudem den Einschlagmaschinen-Bereich der Firma SIG - und damit die Papier sparende Zipfelfaltung, mit der sich bis zu 30 % Verpackungsmaterial einsparen lassen.

Nach dem Jahrtausendwechsel

Nach dem Jahrtausendwechsel brachte das Unternehmen die erste Maschine der Multipack-Baureihe auf den Markt: die „Multipack 5000", eine einzellige Einschlagmaschine im mittleren Leistungsbereich, die formatflexibel Packungen von 50 bis 500 g produzieren konnte. 2008 folgten die „Multipack 8000", eine vollautomatische Einschlagmaschine zum Abfüllen und Verpacken pastöser Produkte, und ihre Schwester „Multipack 8600" zum Abfüllen und Verpacken von Sticks. Beide Maschinen sind bis heute in ihrer Kategorie die weltweit leistungsstärksten doppelzelligen Einschlagmaschinen. Die Multipack 8000 mit einer Ausbringung von bis zu 250 Paketen pro Minute, die Multipack 8600 mit bis zu 300 Sticks pro Minute. Drei Jahre später rundete die „Multipack 3000" das Maschinenprogramm ab. Als einzellige Einschlagmaschine im unteren Leistungsbereich erreicht die Maschine eine Formatflexibilität von 50 bis 1000 g bei einer Ausbringung von bis zu 100 Paketen pro Minute.

So hat sich seit der „Maschine zum Einwickeln von vierseitig prismatischen Gegenständen" aus dem Jahr 1912 vieles in der Verpackungsmaschinen-Industrie geändert. Von der Garagenfirma im Düsseldorfer Norden hat sich Benhil zum weltweiten Marktführer für Einschlagmaschinen entwickelt. Oystar Benhil mit Sitz in Neuss beschäftigt heute 130 Mitarbeiter. Das Unternehmen hat sich auf die Herstellung von Einschlagmaschinen sowie Becherfüll- und Verschließmaschinen für flüssige bis pastöse Produkte spezialisiert. Die Maschinen werden vor allem in der Molkerei- und Nahrungsmittelindustrie eingesetzt. Seit 2007 ist das Unternehmen Mitglied der Oystar-Gruppe mit zwölf weltweit verteilten Standorten. „Das hat unser internationales Wachstum noch weiter gefördert", resümiert der heutige Geschäftsführer Bernd Große-Venhaus. „Fast jeder Mensch auf der ganzen Welt benutzt täglich ein Erzeugnis, das von uns verpackt wurde - seien es Molkereiprodukte, Kaffeepads, Zahnpasta, pharmazeutische Artikel oder Kosmetika."

(dw)

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