Der Flextwist-Wender verarbeitet alle Standard-Getränkedosen ohne mechanische Formatumstellung.

Der Flextwist-Wender verarbeitet alle Standard-Getränkedosen ohne mechanische Formatumstellung. (Bild: SEW-Eurodrive)

Die meisten Produkte des täglichen Bedarfs stehen irgendwann Kopf. Lebensmittel müssen nach der Abfüllung pasteurisiert oder sterilisiert werden. Shampoobehälter werden von oben befüllt, wandern aber kopfüber ins Regal. Schachteln müssen für unterschiedliche Umverpackungsgrößen gestapelt bereitstehen. Leergut wird durch Ausspritzen von unten gereinigt. All das geschieht in heutigen Produktionsanlagen mit sehr hohen Geschwindigkeiten. Behälter und Produkte müssen ohne Unterbrechung der Transportstraßen in alle nur erdenklichen Richtungen gedreht werden. Trans-Tech Hysek (TTH) in Kissing bei Augsburg hat sich auf diese Aufgabe spezialisiert. Die Firma bietet hauptsächlich Wender mit fast beliebig komplexem Innenleben an. Die kompakten Baugruppen bringen Produkte und Verpackungen während des Durchlaufs in die gewünschte Lage. Die Zuführung erledigen auf ausdrücklichen Wunsch der weltweiten Kundschaft fast immer mechatronische Antriebseinheiten von SEW-Eurodrive.

Transport unterschiedlichster Produkte

Mit Getränkedosen fing alles an. Vor rund 25 Jahren machte sich Walter Hysek mit einer scheinbar schmalen Marktlücke selbständig. Getränke aller Art müssen in den Abfüllanlagen meist in irgendeiner Form kurz auf den Kopf gestellt werden. Aus hygienischen Gründen, zum Bedrucken des Behälters oder zum Verpacken. Hysek entwarf für diesen Zweck – das Wenden – ausgehöhlte Kunststoffkörper, deren innere Formgebung Dosen ungebremst durchleitet und sie gleichzeitig dreht. Die Vielfalt allein der Bier- und Softdrinkdosen auf dem weltweiten Markt ist unüberschaubar. Im Besprechungsraum von TTH in Bayerisch-Schwaben stapeln sich die Behälter mannshoch, und jeder ist ein klein wenig anders geformt. Heute laufen die unterschiedlichsten Produkte durch die meist grün gefärbten Hysek-Wender – von der einzelnen Praline bis zu Schachteln voller Fischstäbchen. Entscheidend ist die ausgeklügelte Formgebung bei leichter Austauschbarkeit der Einheiten. Die blockartigen Wender werden auf die Fertigungslinien aufgesteckt und lassen sich mit wenigen Handgriffen für andere Produktdurchläufe austauschen. Der Flextwist-Wender verarbeitet sogar gleichzeitig Dosen unterschiedlichster Größe ohne mechanische Formatumstellung.

Eine Lösung für alle Kundenbedürfnisse

In der Zuführung der Verpackungen oder in größeren Wender-Einheiten wie der Flextwist-Produktlinie verbaut Trans-Tech Hysek Antriebe, die dem Standard der jeweiligen Branche oder der Partnerfirmen von TTH entsprechen. Seit über 20 Jahren sind das fast ausschließlich Getriebemotoren von SEW-Eurodrive. „Warum sollen wir die Konstruktion für eine Maschine mit fünf verschiedenen Antriebsherstellern ausführen, wenn wir eine Lösung haben, mit der wir alle unsere Kunden zufriedenstellen können?“, fragt Geschäftsführer Andreas Meisetschläger rhetorisch. Der Diplomingenieur ist sichtlich zufrieden: „Wenn ich die letzten drei Jahre anschaue, haben wir keine einzige Reklamation gehabt.“

Umweltfreundliche Antriebstechnik

TTH setzt seit geraumer Zeit verstärkt auf die kompakten und sparsamen mechatronischen Antriebseinheiten Movigear. Getriebe, Motor und Antriebselektronik sind in einem kompakten Gehäuse integriert. Die mechatronischen Einheiten haben eine lange Lebensdauer und sind sehr energieeffizient – die Baureihe wurde mit dem Umwelttechnikpreis 2011 des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet. Das System ist stark überlastfähig: Die Dauerleistung kann optimal knapp bemessen werden, trotzdem meistern die Movigear-Antriebe mühelos das Anfahren einer Anlage auch nach längerem Stillstand. Die notwendigen Schutzklassen für die Lebensmittelproduktion bringt Movigear bereits mit: Motor und Elektronik sind vollständig gekapselt und kommen ohne Lüfter aus. Dennoch sind die Antriebe für Servicearbeiten jederzeit leicht zugänglich. SEW-Eurodrive bietet optional verschiedene Schutzmaßnahmen an – die Oberflächen-Schutzarten OS1, 2 und 3 sowie die High-Protection-Beschichtung HP200. Sie eignet sich für Hygienebereiche in der Getränke- und Lebensmittelindustrie mit regelmäßiger säure- und laugehaltiger Nassreinigung. Antihafteigenschaften unterstützen den Reinigungsprozess auch an unzugänglichen Stellen.

Unterstützung durch SEW

Mittlerweile umfasst das Fertigungsprogramm von TTH auch komplette Rinser – Spritzwaschanlagen, mit denen Dosen und andere Behälter gespült werden. Bis zu 144.000 Dosen pro Stunde kann eine solche Anlage vom Typ Canjet spülen, die pneumatisch auf unterschiedliche Dosenformate verstellt wird. Sollen die Dosen über eine sehr lange Strecke hinweg zugeführt werden, bietet sich oft ein Seiltransportsystem an. Canflow heißt die entsprechende Konstruktion von TTH, in der wiederum Motoren und Getriebe von SEW-Eurodrive die Antriebsleistung bereitstellen. Dies gilt auch für diverse Sonderlösungen, die aus dem Raum Augsburg in die ganze Welt geliefert werden. „Wir finden bei SEW eine extrem große Auswahl an Antriebslösungen“, lobt der Geschäftsführer das breite Leistungsspektrum der Komponenten und Systeme aus Bruchsal. Bei der Anpassung an verschiedene Bussysteme, die bei den Kunden im Einsatz sind, leiste SEW-Eurodrive jederzeit schnelle Unterstützung, etwa beim Implementieren des in Europa eher unüblichen Device-Net-Standards. „Es ist auch top, dass man von der SEW-Website nahezu jedes Teil für die Verwendung im eigenen CAD-System herunterladen kann“, freut sich Andreas Meisetschläger.

Für Sie entscheidend

Bier in Dosen
Die erste Brauerei, die Bier in Weißblechdosen abfüllt, ist die Krueger Brewery in Newark bei New York. Gottfried Krüger ist als Sechzehnjähriger aus dem badischen Sulzfeld nach Amerika ausgewandert. Dort versorgte schon sein Onkel das Land mit dem flüssigen Brot nach deutschem Rezept. Krügers Brauerei ist Anfang des 20. Jahrhunderts eine der größten der USA. Die Prohibition – das offiziell vollständige Verbot alkoholischer Getränke in den Vereinigten Staaten – macht auch der Krueger Brewery schwer zu schaffen. Der Umsatz sinkt in den 1920er Jahren um zwei Drittel. Nur noch das Stammhaus hält sich mit Softdrinks und Malzbier über Wasser. Nach dem Ende der Prohibition fährt die Produktion wieder hoch – und die Söhne des Gründers entschließen sich, ein Experiment zu wagen: Wird Bier in neumodischen Dosen von den Kunden angenommen? Über 90 Prozent der Testkunden zeigen sich 1933 angetan vom „Special Beer“ in der Weißblechdose, der groß angelegte Verkauf startet. Das Dosenbier soll den Umsatz der Krueger Brewery auf einen Schlag verfünffacht haben. Dabei funktionieren Bierdosen anfangs wie eine Kondensmilchverpackung: Bevor 1963 die Aufreißlasche erfunden wird, muss der durstige Käufer mit einem beigelegten Öffner Löcher in das Stahlblech drücken. 1951 kommt erstmals in Deutschland Bier in dieser Verpackung auf den Markt, das „Henninger Export“. Heute bestehen Getränkedosen nicht mehr aus Weißblech, sondern aus Aluminium.  

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