Der Papierkonzern investierte rund 61 Mio. Euro in den Umbau der Papiermaschine.

Der Papierkonzern investierte rund 61 Mio. Euro in den Umbau der Papiermaschine. (Bild: Sappi)

Mit dem Umbau der Papiermaschine 2 (PM 2) wechselt eine weitere Maschine aus dem Bereich der grafischen Papiere in den Markt für Verpackungspapiere. Auslöser für diese Entscheidung ist die in den vergangenen Jahren um etwa sechs Prozent gesunkene Nachfrage nach grafischen Feinpapieren. Gleichzeitig erwartet der Papierhersteller, dass der Bedarf an Spezialpapieren für Verpackungen um 3,2 Prozent ansteigen wird.

„Das ist die seit 20 Jahren größte Investition in dieser 300 Jahre alten Papierfabrik“, erklärt Thomas Kratochwill, Sales and Marketing Director Specialities bei Sappi Europe. „Diese Maßnahme erhöht nicht nur unsere Kapazitäten zur Produktion der begehrten Spezialpapiere für Verpackungen. Sie verkleinert darüber hinaus unseren ökologischen Fußabdruck und steigert die Einhaltung der vorgeschriebenen Standards.“



Durch dieses Großprojekt wurde die vermutlich größte, innovativste und vielseitigste Papiermaschine weltweit realisiert. Bei den Umbauarbeiten kam der größte Kran in Europa für den Einbau eines 135 Tonnen schweren MG-Zylinders mit 6,4 Meter Durchmesser zum Einsatz. Zum Umbau der PM 2 gehörte neben dem neuen MG-Zylinder auch die Installation eines neuen Stoffauflaufs mit Verdünnungssystem und einer Vortrockner-Sektion in einer einstufigen Anordnung.

Kleinste Produktionsfehler finden

Neu ist auch das Bahnüberwachungssystem Web-Inspection-System (WIS) auf der PM 2. Mit dessen Hilfe können über die Arbeitsbreite von 4.700 mm selbst kleinste Produktionsfehler einer Maschinengeschwindigkeit von bis zu 1.200 m/min detektiert werden. Das Bahnüberwachungssystem basiert auf Kamerainspektion im Durchlicht (Transmission) und Auflicht (Reflexion) der Papierbahn. Von den insgesamt drei Messbalken kommt vor allem dem Auflichtmessbalken eine besondere Bedeutung zu. Sein speziell optimierter Kamerawinkel erkennt selbst kleinste Streichfehler wie Rakelstreifen, Coaterflecken, Kratzer oder Flitzer auf der Funktionsseite des Spezialpapiers in einer bislang ungekannten Präzision.

„Mit dem Auflicht-Messbalken für die Reflexionsprüfung bieten wir derzeit weltweit ein Alleinstellungsmerkmal. Dank der neuen Technik können wir frühzeitig in die laufende Produktion eingreifen und selbst kleinste Produktionsfehler signifikant reduzieren und Defekte eliminieren. Damit steigern wir unser hohes Qualitätsniveau noch einmal. Unsere Kunden profitieren von einer verbesserten Verarbeitbarkeit unserer Spezialpapiere“, erklärt Klaudia Vandieken, die zuständige Projektleiterin für die Umsetzung des neuen Bahnüberwachungssystems bei Sappi.

Der erste der drei Messbalken an der PM 2 ist vor dem Speed Coater installiert und kontrolliert das Rohpapier. Er überwacht dabei mit sieben Durchlichtkameras die Papierbahn. Der zweite Balken wurde hinter der letzten Bladecoater-Station der PM2 integriert. Dieser kontrolliert mit zwölf Auflichtkameras Streichfehler im Schräglicht mittels Reflektionsmessung. Dabei wurden die mechanische Anpassung der Stützen des Kamerabalkens und die Justierung von Kamera- und Lichtwinkel in mehreren Schritten zur Papierbahn optimiert. Das Ergebnis ist ein ausgezeichneter Scan der Papieroberfläche. Der dritte Messbalken befindet sich vor dem Poperoller und überwacht mit sieben Durchlichtkameras das endfertige Papier auf Fehler.

Jede Art von Fehlern wird in ausgezeichneter Qualität ermittelt und durch das Bahnüberwachungssystem exakt dokumentiert. Eine hochauflösende Kamera liefert Fotos von der Schadstelle und der konkrete Fehlerort wird genau festgehalten. Auf dem Überwachungsbildschirm wird die Live-Fehlerkarte alle fünf Sekunden aktualisiert. Dies ist für das Qualitätsmanagement sehr hilfreich, um mögliche Fehlerquellen schnell zu identifizieren und zu beheben. Außerdem können dann bei den weiteren Produktionsschritten die fehlerhafte Papierstelle herausgeschnitten werden, sodass die Kunden nur höchste Qualitäten erhalten.

Moderne Qualitätsprüfung

Ebenfalls investiert hat Sappi in sein neues Paper Lab. Mit dieser Maßnahme will das Unternehmen seine hohen Qualitätsansprüche auch im Bereich der Qualitätsprüfung entsprechend der neuesten technischen Möglichkeiten umsetzen. Die Neuinvestition löst die bisher eingesetzte Prüfstraße im Klimalabor ab. Die verwendete State-of-the-Art-Technologie und der größere Grammatur-Messbereich von 18 g/m2 bis 400 g/m2 ist weltweit führend bei der Qualitätsprüfung von Spezialpapieren und Kartons. Das neue Paper Lab, das rund um die Uhr betrieben wird, soll pro Jahr mehr als 30.000 Jumbo-Rollen beziehungsweise Tamboure prüfen. Das entspricht ungefähr 281.000 Einzelmessungen pro Jahr. Nach jeder Kontrolle einer Jumbo-Rolle wird die entsprechende Produktionscharge mit einem Zertifikat versehen.

„Mit dem neuen Paper Lab prüfen wir die wichtigsten Qualitätsparameter der Papierproduktion von allen fünf Papiermaschinen in Alfeld. Unabhängig von ihrer Variantenvielfalt und den unterschiedlichen Grammaturen wird absolut jede Produktionscharge einer genauen Prüfung unterzogen. Damit garantieren wir unseren Kunden eine einzigartige Kontinuität der hohen Qualität unserer Papiere und Kartons. Dies ist weltweit einzigartig“, erklärt Kristof Mertens, Manager Quality Control bei Sappi.

Ein weiterer Vorteil des neuen Paper Lab sind die umfangreicheren Messungen und deren sofortige Auswertung über die gesamte Tambourbreite. Damit ist Sappi weltweit der erste Anwender, der dieses neue Modul in der Praxis nutzt. Derzeit werden täglich bis zu einhundert Tamboure über das Paper Lab gemessen.

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