Um die Erforderlichkeit einer schnellen Zustellung von Versandpaketen mit kühlpflichtiger Ware zu verdeutlichen, sollten Versandpakete mit entsprechenden Hinweisen ausgestattet sein.

Um die Erforderlichkeit einer schnellen Zustellung von Versandpaketen mit kühlpflichtiger Ware zu verdeutlichen, sollten Versandpakete mit entsprechenden Hinweisen ausgestattet sein. (Bild: Fraunhofer)

Betrug der Umsatz im Online-Lebensmittelhandel 2010 noch 200 Millionen Euro, konnte er im Jahr 2013 schon 752 Millionen Euro verzeichnen [1] [2]. Für das Jahr 2016 prognostiziert das Beratungsunternehmen A. T. Kearney einen Umsatz von rund 1,9 Milliarden Euro. Weiter erwartet A. T. Kearney, dass 2020 der Anteil des Online-Lebensmittelmarktes bis auf drei Prozent anwachsen wird, was einen Gesamtmarkt von bis zu fünf Milliarden Euro entspräche. Nichtsdestotrotz ist der Online-Lebensmittelhandel noch ein Nischenmarkt, dessen Anteil am gesamten Lebensmittelumsatz derzeit lediglich zwischen 0,2 und 0,3 Prozent einnimmt [3].

Das Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik (IML) führte Testbestellungen durch, um die Potenziale des Online-Lebensmittelhandels zu beleuchten. Hauptaugenmerk der Untersuchung lag auf dem eingesetzten Verpackungskonzept (Material, Aufwand, Volumen, Funktionalität, Kennzeichnung, Entsorgung etc.). Darüber hinaus wurde die Logistikdienstleistung nach verschiedenen Kriterien bewertet, wie zum Beispiel der Lieferservice, die Temperatureinhaltung bei kühlpflichtiger Ware sowie die Frische und Qualität der Lebensmittel. Der virtuelle Warenkorb glich einem typischen Wocheneinkauf und umfasste (tief-) kühlpflichtige, nicht kühlpflichtige Lebensmittel sowie Produkte aus dem Non-Food-Segment, wie Waschmittel, sofern diese erhältlich waren.

Die Ergebnisse der Testbestellungen fielen einerseits positiv aus und zeigten andererseits auch Verbesserungspotenziale auf. Die bestellten Lebensmittel wurden in der Regel pünktlich geliefert. Bei der Zustellung per Standardversand wurde häufig eine Tracking-Nummer zur Verfügung gestellt, sodass der Zeitpunkt der Zustellung berechenbar war. Bei der Versandart „Abendzustellung“ konnte zwischen zwei Zeitfenstern (18:00-20:00 oder 20:00-22:00 Uhr) gewählt werden, wann die Zustellung erfolgen sollte. In einem Fall wurde das gewünschte Zeitfenster per SMS noch weiter konkretisiert (19:30-20:00 Uhr). Der Zeitpunkt der Zustellung sollte für den Kunden berechenbar sein, damit dieser nach Erhalt des Paketes die kühlpflichtigen Lebensmittel unmittelbar entnehmen und an einem kühlen Ort (zum Beispiel Kühlschrank) lagern kann. Die Bestellungen waren in der Regel vollständig beziehungsweise fehlende Produkte wurden per Mail im Voraus angekündigt. Nur in einem Fall war die Lieferung unvollständig, bei der das fehlende Produkt auf dem Lieferschein stand. Ein Händler überraschte dagegen mit einem beigelegten kostenlosen Apfel positiv.

Versandpakete mit kühlpflichtiger Ware brauchen Kennzeichnung

Um die Erforderlichkeit einer schnellen Zustellung von Versandpaketen mit kühlpflichtiger Ware zu verdeutlichen, sollten Versandpakete mit entsprechenden Hinweisen ausgestattet sein. Ein

Drittel der Onlineshops kennzeichnete gewissenhaft seine Versandpakete derart, bei zwei Dritteln der Versandpakete fehlten jedoch solche Hinweise. Dagegen machten fast alle Onlineshops von den Bildzeichen nach DIN 55402 beziehungsweise ISO 780 Gebrauch, um auf zerbrechliche Waren und die richtige Transportlage des Versandpaketes („hier oben“) hinzuweisen.

Beschädigungen an Produktverpackungen gilt es unbedingt zu vermeiden. Bei 89 Prozent der Lieferungen wiesen keine der Produktverpackungen Beschädigungen auf, welche negative

Auswirkungen auf die Lebensmittelqualität hatten. Ein Händler packte alle Produkte zusätzlich in Luftpolsterfolie ein, was zwar einen guten Schutz der Produktverpackungen vor Beschädigungen gewährleistete, jedoch auch mit einem erhöhten Aufwand verbunden war – sowohl für den Händler (Verpacken), als auch für den Kunden (Entpacken, Entsorgen). Bei einer Lieferung rief jedoch ein zerstörter Joghurtbecher Unmut hervor, da der ausgelaufene Joghurt sämtliche andere Verpackungen/Lebensmittel beschmierte.

Die Frische und Qualität von Lebensmitteln sind entscheidende Kaufkriterien. Bei einer Bestellung über das Internet besteht bekanntlich nicht die Möglichkeit, sich die Lebensmittel nach diesen Kriterien auszuwählen. Aus diesem Grund sollten Onlinehändler Sorge dafür tragen, dass nur frische und einwandfreie Lebensmittel ausgewählt und versendet werden, um eine hohe Kundenzufriedenheit zu erzielen. Allerdings schwankte die Frische und Qualität der gelieferten Lebensmittel von Bestellung zu Bestellung, selbst innerhalb einer Bestellung, von einwandfrei über leichte Druckstellen bis hin zu vergammelt/vergoren beziehungsweise ungenießbar.


Onlinehändler brauchen geeignete Verpackungskonzepte

Um im Online-Lebensmittelmarkt zu bestehen, müssen Onlinehändler in der Lage sein, mit geeigneten Verpackungskonzepten die Kühlkette für frische und kühlpflichtige Lebensmittel sicherzustellen. Unterschiedliche Temperaturbereiche, welche in der DIN Norm 10508 definiert sind, müssen beziehungsweise sollten eingehalten werden und nicht nur Theorie sein: So gilt für Tiefkühlprodukte eine Temperatur von -18 °C, die nur in Ausnahmefällen kurzfristig um 3 °C überschritten werden darf. Für frisches Fleisch ist eine Temperatur von +7 °C und für frisches Geflügelfleisch +4 °C vorgeschrieben. Darüber hinaus wird empfohlen, für Butter und Frischkäse(-zubereitungen) eine Temperatur von +10 °C und für pasteurisierte Konsummilch eine Temperatur von +8 °C einzuhalten.

Ein Drittel der Onlineshops konnte mit seinem Verpackungskonzept die Temperaturvorgaben für alle bestellten Lebensmittel einhalten. Bei zwei Dritteln mussten jedoch zum Teil deutliche Temperaturüberschreitungen festgestellt werden. So musste unter anderem frisches Fleisch entsorgt werden, da dessen Kerntemperatur beinahe auf Zimmertemperatur gestiegen ist und der Verzehr gesundheitlich bedenklich gewesen wäre. Das Mindesthaltbarkeitsdatum der frischen Lebensmittel war dagegen bei fast allen Produkten angemessen.

Die Trennung von kühlpflichtigen und nicht kühlpflichtigen Lebensmitteln ist Voraussetzung, um die Qualität und Frische der Produkte zu gewährleisten und wurde von fast allen Onlineshops umgesetzt. Die erforderliche Trennung wurde meist mittels zweier separater Behälter realisiert, was jedoch mit einem erhöhten Anfall an Verpackungsmaterial einherging. 20 Prozent der Onlinehändler griff auf die EPP-Box eines deutschen Logistikdienstleisters zurück, die sich durch eine flexible Raumeinteilung für kühlpflichtige und nicht kühlpflichtige Ware auszeichnet. Ausnahme bildete ein Onlineshop, der sämtliche, auch nicht kühlpflichtige Lebensmittel, in einem Behälter aus EPS einer sehr starken Kühlung aussetzte. Zudem fand bei fast allen Verpackungskonzepten keine konsequente Trennung zwischen Lebensmitteln und Non-Food-Artikeln (Waschmittel) statt, sodass die Gefahr einer möglichen Kontamination der Lebensmittel bestand. Nur lediglich ein Händler verpackte das Waschmittel zusätzlich in einem Kunststoffbeutel.


Hohes Verpackungsvolumen bei den meisten Onlinehändlern

Bei der Untersuchung der Verpackungskonzepte fiel auf, dass kein Konzept dem anderen glich. Die Onlineshops griffen für den Versand von kühlpflichtigen und nicht kühlpflichtigen Lebensmitteln auf eine Vielzahl verschiedener Verpackungskomponenten zurück: Von Papier, Karton, Pappe, Kunststoff, Aluminium, über Gefache, Trays, Isolierbehälter aus EPS, aluminiumbeschichteter Luftpolsterfolie mit Kühlpaste, Kühltaschen, diversen Eispacks bis hin zum bedenklichen Einsatz von Trockeneis in Beuteln (unter anderem Gefahr vor Kälteverbrennungen [4]) war alles vertreten. Das Verpackungsvolumen war unverhältnismäßig hoch zur bestellten Ware. 80 Prozent der Onlineshops setzten Standardkartonagen ohne Größenflexibilität ein, sodass stellenweise bis zu 70 Prozent Luft verschickt wurde. Durch den Einsatz von Kühlelementen sank zusätzlich das Nutzvolumen und das Transportvolumen stieg deutlich an. Eine Originalitätssicherung beziehungsweise ein Diebstahlschutz wurde bei den Standardkartonagen durch die Verwendung von (faserverstärktem) Klebeband erzielt. Die bereits erwähnten EPP-Boxen eines deutschen Logistikdienstleisters wurden durch Steckplomben vor unbefugten Zugriff gesichert. Ferner existierte kein einheitliches System für die Entsorgung/Rücknahme der erheblich anfallenden Menge an Verpackungsmaterial. Es variierte in puncto Umwelt- und Kundenfreundlichkeit von Shop zu Shop: Einige Shops setzten unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit ausschließlich Materialien wie Papier, Karton, Pappe ein oder boten eine kostenlose Rücknahme des Verpackungsmaterials an. Allerdings war eine kostenlose Rücksendung des Verpackungsmaterials häufig erst ab der x.ten Bestellung möglich. Zudem waren Verpackungselemente (Kühltaschen und -akkus) teilweise mit Pfand hinterlegt. Andere Shops überließen dagegen dem Kunden die Entsorgung des Verpackungsmaterials gänzlich. So musste der hohe Berg an Verpackungsmaterial vor der Entsorgung in den eigenen Mülltonnen aufwendig getrennt und gegebenenfalls das eingesetzte Trockeneis im Freien deponiert und abgewartet werden, bis dieses vollständig sublimiert war.

Damit der Online-Lebensmittelmarkt in Zukunft eine konkurrenzfähige Alternative zum Einkauf im stationären Handel wird, bedarf es insbesondere noch einer Optimierung des Verpackungskonzeptes. Es sollten mehrere Temperaturzonen innerhalb der Verpackung beziehungsweise eines Behälters geschaffen werden, sodass die Temperaturvorgaben nach DIN 10508 für alle Lebensmittel eingehalten werden können. Darüber hinaus sollte der Verpackungsaufwand und die Materialvielfalt reduziert werden, indem klare Vorgaben erarbeitet werden und möglichst von Monomaterialen Gebrauch gemacht wird. Durch die richtige Auswahl beziehungsweise durch die Größenflexibilität des Versandpakets lässt sich der Volumennutzungsgrad verbessern. Zudem verdeutlicht eine explizite Kennzeichnung beziehungsweise Hinweise auf kühlpflichtige, leicht verderbliche Ware die Notwendigkeit einer schnellen Zustellung. Handhabungssymbole tragen zum richtigen Handling bei. Ferner wird das Angebot einer kostenlosen Rücknahme des Verpackungsmaterials positiv zur Kundenzufriedenheit beitragen. Gleichzeitig bedeutet dies aber auch eine Herausforderung für die Logistik der Onlinehändler, welche die Kosten und Organisation der Rücknahme (Abholung, Entsorgung/Wiederverwendung) tragen müssen.

Autorin: M.Eng. Karen Grandt, Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik (IML)
Quellen:
[1] Warschun, Mirko; Rühle, Jens: Online-Food-Retailing – Nischenmarkt mit Potenzial. A. T. Kearney: München; New York, 2011
[2] Ohs, Manuela: E-Commerce-Umsatz mit fulminanten Plus. In: Lebensmittel Zeitung 8 vom 21.02.2014, S. 10
[3] Hansen, Nele; Hielscher, Henryk: Paket von Tante Emma. In: WirtschaftsWoche, Nr. 44 vom 28.10.2013, S. 48-54
[4] URL: http://www.lieser-handel.de/hintergrundinformationen-trockeneis/der-sichere-umgang-mit-trockeneis/ (08.12.1988)

 

Für Sie entscheidend
Optimierungspotenzial für Verpackungskonzepte für Onlinehandel

  • mehrere Temperaturzonen innerhalb der Verpackung
  • weniger Verpackungsvolumen
  • weniger Materialvielfalt
  • mehr Größenflexibilität des Versandpaketes
  • explizite Kennzeichnung auf kühlpflichtge Ware
  • Handhabungssymbole für das richtige Handling
  • kostenlose Rücknahme des Verpackungsmaterials

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