Die Palettenvarianten bei Dallmayr Kaffee: Stabile Sekundärverpackungen mit Folienumwicklung für den Export (vorne), für inländische Abnehmer werden die Kaffeepäckchen in Traykartons vermarktet. Diese Paletten erhalten einen Stülpdeckel und einen Kantenschutz zusätzlich zur Folienumwicklung.

Die Palettenvarianten bei Dallmayr Kaffee: Stabile Sekundärverpackungen mit Folienumwicklung für den Export (vorne), für inländische Abnehmer werden die Kaffeepäckchen in Traykartons vermarktet. Diese Paletten erhalten einen Stülpdeckel und einen Kantenschutz zusätzlich zur Folienumwicklung. (Bild: IDH)

Fein abgestimmte Abläufe in der Rösterei und im Verpackungsprozess bilden einen Just-in-time-Prozess, in den auch der Palettenwickler eingebunden ist. Denn der Lagerbestand reicht – je nach Jahreszeit – für zwei Wochen bis maximal zwei Monate. Die Kaffeerösterei produziert also kontinuierlich auf hohem Niveau und auf äußerst beengtem Raum. Für den Palettenwickler stehen dabei nur rund 30 m2 zur Verfügung. Und so kommt es bei der Nutzung der Maschine auf jeden Zentimeter an. Nach einer schrittweisen Modernisierung der Palettierprozesse inklusive neuer Automatisierungslösung stand im März 2016 ein neuer Palettenwickler auf dem Plan. „Wir haben hier ein Nadelöhr beseitigt, das uns bei der Fertigstellung der Paletten schon seit einiger Zeit Schwierigkeiten machte. Das alte Wickelsystem war bereits seit etwa 30 Jahren im Einsatz und für eine deutlich geringere Leistung als heute benötigt ausgelegt", so beschreibt Ingo Bengs, Geschäftsführer der Alois Dallmayr Kaffee Berlin GmbH & Co. KG, die Rahmenbedingungen rund um die Neuinstallation eines neuen Folienwicklers. In den knapp bemessenen Produktionsflächen ist in der Palettierung keine Pufferfläche verfügbar. Die Paletten müssen zuverlässig und kontinuierlich aus dem Produktionsbereich entsorgt werden. „Jede Produktionsunterbrechung, die wir wegen des Folienwicklers hatten, wirkte sich massiv auf den Produktionsablauf aus. Bei einem Stillstand des Wicklers blieb uns nur wenig Zeit, bis wir diese Störung auch in der Rösterei zu spüren bekamen", erläutert Bengs die Zwänge, denen die Produktion hier unterliegt. Die Rösterei produziert nahezu durchgängig mit 2,5 Schichten pro Tag. Die Anlieferung der Rohware aus Bremen geschieht über Lkw. Rund 14 Lkw-Ladungen werden täglich in Berlin erwartet, 25 Tonnen Rohkaffee pro Lkw werden dann in den Röstprozess eingeschleust. Röstmeister Frank Glaser ergänzt: „Gerade wegen dieser Lieferkette war es für uns absolut notwendig, den neuralgischen Punkt unserer Palettierung zu optimieren, denn wenn wir hier einen Stopp haben, bleibt nicht viel Zeit, bis wir einen Rückstau bei den Lkw-Anfahrten erzeugen."

Umfangreicher Kriterienkatalog

Zuverlässig hohe Leistung war also das oberste Gebot bei der Suche nach dem geeigneten Palettenwickler. Als weiteres Kriterium kam hinzu, dass der Wickler wieder auf dem bisher genutzten Standort positioniert werden sollte – das Platzangebot dort war der limitierende Faktor. Auch sollten die Paletten mit einem Kantenschutz stabilisiert werden. „Unser bisheriger Wickler hatte einen Kantenschutzanleger, doch wir haben ihn aus Leistungsgründen – der Wickler hatte eine Nennleistung von 40 Paletten pro Stunde – außer Betrieb genommen", erklärt Glaser. Dallmayr spezifizierte für die Aufgaben des Folienwicklers zwei Varianten an Paletten: Für die Kunden im Inland werden die Kaffeepäckchen in Traykartons vermarktet. Diese Paletten erhalten einen Stülpdeckel und einen Kantenschutz zusätzlich zur Folienumwicklung. Im Export hingegen werden die Kaffeepäckchen in Kartongebinden zusammengefasst. Die damit deutlich robustere Sekundärverpackung erlaubt es, beim Wickelprozess nur mit Deckfolie und Folienumwicklung zu arbeiten.

„Wir haben in rund zwei Jahren zahlreiche Anbieter unter die Lupe genommen, um das richtige System zu finden." Fündig wurden Bengs und Glaser beim italienischen Hersteller Tosa, der in Deutschland von IDH Industrieautomation Dirk Hähner, Netphen, vertreten wird. Als Lösung für alle Aufgaben projektierte IDH den Hochleistungswickler Tosa 126 E mit Kantenschutzanleger und Deckblattaufleger. Der Ringläufer ist für eine Leistung von 70 Paletten pro Stunde, inklusive dem Anlegen der vier Kantenschutzwinkel, ausgelegt und wird über die gemeinsame Prozessleitsteuerung der Palettieranlage angesteuert. Der integrierte Kantenschutzanleger fand besondere Beachtung bei Frank Glaser. „Bei der Besichtigung von Referenzobjekten gab es einen einfachen Weg herauszufinden, ob der Kantenschutzanleger gut arbeitet: Wenn neben der Maschine nichts auf dem Boden liegt, arbeitet das System zuverlässig und die Saugköpfe für den Karton werden richtig angesteuert." Der Tosa bestand diesen Zusatz-Check mit Bravour.

Neben dem Kantenschutzanleger war auch die Anordnung des Magazins für die Stülpdeckel eine besondere Aufgabe. Durch die Einbindung eines Kantenschutzanlegers war der vorhandene Platz bis auf das Letzte ausgereizt. Ein neben der Maschine positioniertes Magazin war nicht machbar, denn die Fläche neben dem Wickler wird als Verkehrsfläche für die Zuführung der Paletten zur Palettenstation benötigt. Die Lösung: Eine Sonderkonstruktion auf zweiter Ebene integriert ein Stülpdeckelmagazin für 600 Stülpdeckel.

Schleust nun die Palettierstation eine für das Inland bestimmte Palette in den Wickler ein, wird der Stülpdeckelaufleger vom Prozessleitsystem angesteuert. Der Greifarm hebt den Stülpdeckel vom Magazinstapel ab und positioniert ihn vor dem Einlaufen in die Wickelstation auf der unter dem Magazin vorbeigeführten Palette. Schon an dieser Position misst ein Sensor die Palettenhöhe, und der Ring mit Folienschlitten und der Niederhalter werden für den Wickelvorgang vorpositioniert. Parallel zum Anlegen des Kantenschutzes startet der Wickelvorgang. Wird eine Export-Palette produziert, bleibt das Stülpdeckelmagazin außen vor und die Palette wird direkt in die Wickelstation gefördert. Vor dem Wickelvorgang wird automatisch ein Foliendeckblatt auf die oberste Palettenlage gelegt. Die mit Foliendeckblatt und Stretchfolie geschützten Paletten werden direkt von der Rollenbahn abgenommen und mit Staplern in das Lager transportiert.

Alles läuft wieder rund in der Palettierung

Seit März 2016 läuft der neue Folienwickler: Die Mitarbeiter sind hochzufrieden, denn der alte Folienwickler war stets eine Herausforderung. „Wir sind hier nun wirklich stabil unterwegs", freut sich Frank Glaser. Zu Beginn des Monats Dezember 2016 konnte schon die 100.000ste Palette im Folienwickler bearbeitet werden. Eine erste Kennzahl aller Betriebsunterbrechungen im Bereich Palettierung zeigt einen klaren Trend nach unten. „Die Stopps in der Palettierung umfassen alle Zwischenfälle bei Palettierung und Folienwickler. Ich würde eine Größenordnung von mindestens 70 Prozent nennen, wenn ich den Effizienzgewinn durch den neuen Folienwickler benennen müsste." Das erste Fazit zu den nun runderen Abläufen in der Palettierung: „Das lange Abwägen und die ausführliche Suche auf dem Markt haben sich gelohnt, denn wir können uns an diesem Nadelöhr unserer Produktion keinen Fehler erlauben. Nachdem wir uns auch noch in einem anderen IDH-Projekt von den Qualitäten und der Leistung der Tosa-Wickler überzeugen konnten, waren wir sicher, die beste Wahl getroffen zu haben."

 

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