Hoher Erwartungshorizont: Mit der Düsseldorfer interpack verbinden viele Besucher einen Innovationsschub in der Verpackungstechnik.

Hoher Erwartungshorizont: Mit der Düsseldorfer interpack verbinden viele Besucher einen Innovationsschub in der Verpackungstechnik. (Bild: Messe Düsseldorf)

„Weitere Verkettung der Anlagen“

neue verpackung: Welche Themen werden in Düsseldorf ganz besonders im Fokus stehen?
Prof. Joachim Hennig: Die Maschinenbauer und die zugehörigen Dienstleister werden zur interpack 2017 wieder ein breites Spek­trum von Lösungen für die sehr unterschiedlichen Anwender anbieten. Schwerpunkte werden meines Erachtens nach sein:

  • Technische Problemlösungen für komplexe Aufgaben; also weiter zunehmend verkettete Anlagen statt Einzelmaschinen.
  • Weitere Erhöhung der Flexibilität der Maschinen/Anlagen durch intelligenten Robotereinsatz und Vereinfachung der Umstellprozesse durch Modularisierung und automatische Formatverstellung. Damit wird das Angebot von Technik für Sortimentsverpackungen und die Verpackung immer kleiner werdender Chargen erweitert.
  • Maschinen-/Anlagensteuerungen mit erweiterter Maschinendatenerfassung zur Bedienerinformation und Anbindung an übergeordnete Systeme, vieles wahrscheinlich unter dem Schlagwort „Industrie 4.0“.


Hans Michael Krause: Aus meiner Sicht werden alle Maschinenbau-Unternehmen Ansätze und Lösungen zu Industrie 4.0 präsentieren. Weiterhin spielen natürlich die Dauerbrenner, wie Formatflexibilität, schnelle Umrüstzeiten und hohe Anlagenverfügbarkeit, eine Rolle. Die Aufstellfläche von Maschinen wird auch immer wichtiger, Endkunden wünschen sich weniger Kabel.
Bernhard Kürschner: Die interpack kann meines Erachtens allein aufgrund der Größe nicht auf einige wenige Fokusthemen reduziert werden. Gerade die Vielfalt macht sie so interessant und im engen Wettbewerb der einzelnen Segmente und Branchen der Wertschöpfungskette werden alle Aussteller ihre Highlights präsentieren.



„Konsequente Modularisierung“

neue verpackung: In welcher Richtung werden sich die Innovationen der Aussteller bewegen?
Hennig: Die meisten Innovationen werden sich auf die zuvor genannten Punkte konzentrieren. Auch werden wieder neue innovative technische Lösungen für neuartige Verpackungen zu sehen sein.
Darüber hinaus wird sicher der weiter bestehende Drang zur Ausbringungserhöhung durch Erhöhung der Arbeitsgeschwindigkeit die Innovation beflügeln. Einige Aussteller werden auch intelligente Lösungen zur Kontrolle und Reduzierung des Energie- und Medienverbrauchs ihrer Maschinen und Anlagen zeigen.
Krause: Viele Aussteller setzen die konsequente Modularisierung ihrer Maschinen fort, um den wachsenden Anforderungen nach Formatflexibilität und schnellen Umrüstzeiten gerecht zu werden. Auch werden wir mehr Maschinen mit schaltschrankloser Antriebstechnik sehen, um die Aufstellfläche und Verkabelung von Maschinen weiter zu verringern. Weiterhin werden alle Ansätze zu Industrie-4.0-Projekten zeigen, angefangen vom einfachen Verbinden von Maschinen zu höherwertigen IT-Systemen, wie MES oder ERP, bis hin zu Condition Monitoring, um die Anlagenverfügbarkeit zu erhöhen.
Kürschner: Die interpack ist vor allem eine perfekte Plattform für (Verpackungs-) Produkte, um diese „begreifbar“ präsentieren zu können. Die eigentlichen Innovationen stecken für mich allerdings heute eher in den Prozessen dahinter, den zunehmend digitalisierten Workflows und vernetzten Produktions- und Logistikprozessen.

„Virtuelle Realität“

neue verpackung: Wird sich Ihr Unternehmen mit einem eigenen Innovationsschub beteiligen?
Hennig: Das IKA Dresden wird auf dem Messestand der Simplan unter anderem erstmalig die simulative Vorherbestimmung des dynamischen, vom Betriebszustand abhängigen Energie- und Medienverbrauchs von Verpackungs- und Abfüllanlagen demonstrieren. Damit kann sowohl die Planung der Verpackungsanlagen als auch ihr Betrieb optimierend beeinflusst werden.
Krause: Natürlich! Auch für uns als Anbieter elektrischer Automatisierungstechnik ist die interpack eine sehr wichtige Messe, bei der wir wieder spannende Produktneuheiten präsentieren.
Kürschner: Von einem Innovationsschub zu sprechen, wäre sicher etwas zu hoch gegriffen. Allerdings präsentieren wir als Huber Packaging neben der einmaligen Produktvielfalt an Weißblechgebinden unser automatisches Verschließsystem Top Expand in einer neuartigen technologischen Umsetzung in 3-D-Optik. Diese innovative Technologie kommt einer virtuellen Realität gleich: Wir zeigen die Anlage sehr detailliert und funktionsgetreu im Betrieb, ohne dass sie vor Ort real betrieben wird. Mehr will ich allerdings hier noch nicht verraten

„Entwicklung auf die interpack ausgerichtet“

neue verpackung: Ist die interpack noch die Messe, die den Innovationsrhythmus der Verpackungsbranche vorgibt?
Hennig: Ich denke schon, dass die interpack der Ort und der Zeitpunkt ist, an dem sich viele Verpackungsmaschinenbauer mit hervorragenden Exponaten präsentieren wollen und auf den sie ihre Entwicklungstätigkeit ausrichten. Natürlich spielen auch zunehmend wirtschaftliche Überlegungen eine Rolle, die zu Kompromissen zwingen.
Krause: Ganz eindeutig ja, viele unserer Kunden bereiten zur interpack neue Maschinen oder Maschinenkonzepte vor.
Kürschner: Das kann ich nicht beurteilen, dazu ist der Ausschnitt, den wir abdecken, zu klein. Sicher werden viele Aussteller auch gezielt darauf hinarbeiten, eine Innovation präsentieren zu können. Allerdings bin ich der Meinung, dass in der kurzlebigen Zeit niemand mehr darauf warten kann und wird, interessante Entwicklungen erst auf der nächsten Messe zu präsentieren. Bis dahin könnte der geplante Wettbewerbsvorsprung schon verspielt sein.

„Verschmelzung von Automation, IT und Industrie 4.0“

neue verpackung: Packaging 4.0 ist ein Begriff, der derzeit einem wahren Hype unterworfen ist. Was zeigen Sie auf der interpack, das zu diesem Begriff passt?
Hennig: Wir sind ein Dienstleister, der hauptsächlich Methoden zur Erhöhung der Effizienz bei der Planung und beim Betrieb von Verpackungsanlagen anbietet. Wir bieten den Maschinenbauern neben der Unterstützung bei der alltäglichen Optimierung ihrer Anlagen auch Hilfe bei der quantitativen Bestimmung der Wirkung von Automatisierungs- und Digitalisierungslösungen, insbesondere bei komplexen und vernetzten Produktionssystemen.
Krause: Wir treiben weiterhin die Verschmelzung von elektrischer Automation, IT- und Industrie-4.0-Welt voran. Unser Vorteil ist auch, dass wir unsere Indus­trie-4.0-Lösungen bereits in unseren eigenen Bosch-Werken erfolgreich getestet haben. So können wir mit unserem IOT Gateway Bestands- und Neumaschinen sehr einfach untereinander und mit IT-Systemen vernetzen. Dies zeigen wir auch live auf der Messe, auf der wir mehrere Kundenmaschinen mit unserem Stand vernetzt haben. Unsere Partner zeigen sogar eine virtuelle Schokoladenlinie mit Machine-to-Machine-Kommunikation, in der sich die Maschinen gegenseitig über ihren Produktionsstatus informieren und darauf anpassen. Digitales Engineering ist äußerst wichtig für die Reduzierung des Entwicklungsrisikos und schnelle Entwicklung von Maschinen. Wir präsentieren live auf unserem Stand ein Maschinenmodul der Firma West-Rock und dessen digitalem Zwilling in der 3-D-Experience-Plattform von Dassault Systèmes. Mit diesem digitalen Zwilling kann das echte Maschinenprogramm bereits in Betrieb genommen und getestet werden, bevor die Maschine aufgebaut wird (Hardware-in-the-loop-Simulation). Damit kann man auch weiterhin während des Betriebs der Maschine ein Condition Monitoring in der Simulation mit echten Prozessdaten durchführen. Weiterhin zeigen wir intelligente Sensorik, wie Smart Sensor Nodes, und wie viel nützliche Informationen ein MS2N-Servo-Motor und Indra-Drive Servoantrieb als virtueller Sensor bereits heute liefern.
Kürschner: Eine Definition für Packaging 4.0 abzugeben, ist schon schwierig genug, den Begriff auf unser Sortiment und unser Leistungsportfolio übertragen zu wollen, wäre nicht angemessen.

„Es gibt wegweisende Entwicklungen“

neue verpackung: Woran scheitert Packaging 4.0 im Moment. Es scheint so, dass zwar alle darüber reden, aber kaum ein Projekt tatsächlich umgesetzt wurde?
Hennig: Ich glaube nicht, dass Industrie 4.0 in der Verpackungstechnik gescheitert ist. Der diesbezügliche Entwicklungsprozess verläuft aber eher evolutionär statt revolutionär, was politisch nicht immer geschätzt wird. Das ist mit Blick auf seine Beherrschung insbesondere in klein- und mittelständischen Unternehmen meines Erachtens aber kein Fehler. Nach meinen Erfahrungen ist den meisten Unternehmen schon bewusst, dass es künftig ohne integrierte und durchgängige Automatisierung und Digitalisierung nicht gehen wird. Dafür sorgen natürlich auch die Kunden der Maschinenbauer.
Krause: Packaging 4.0 oder Industrie 4.0 lässt sich nicht von heute auf morgen umsetzen, sondern bedarf der konsequenten Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Partnern, wie zum Beispiel Komponentenlieferanten, Software-Dienstleistern, Maschinenbauern und Endkunden, um wirklich Potenziale zu heben. Auf der Messe werden wir einige Bespiele dazu sehen. Weiterhin sind offene Standards, wie zum Beispiel OPC UA, notwendig. Diese werden noch nicht von allen Anbietern gleichwertig vollumfänglich unterstützt.
Kürschner: Ich sehe hier nicht unbedingt ein Scheitern, es gibt sicher sehr viele spannende und wegweisende Entwicklungen, die erfolgreich vorangetrieben werden, ohne dass diese explizit als Packaging 4.0 bezeichnet werden. Und umgekehrt ist zu beobachten, dass die Ableitung von Industrie 4.0 zu Packaging 4.0 sehr häufig als rein werbliche Aussage verwendet wird, ohne dass es eine sub­stanzielle Basis dafür gibt.

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