Thomas Reiner, Vorstandsvorsitzender des DVI.

Thomas Reiner, Vorstandsvorsitzender des DVI. (Bild: DVI)

neue verpackung: Seit 2015 organisiert das DVI jährlich einen gemeinsam Tag der Verpackung für Deutschland und Österreich. Dieses Jahr hat er es sogar in die Tagesschau geschafft. Fällt Ihr Fazit entsprechend positiv aus?
Thomas Reiner: Insgesamt ja. Wir haben mit dem dritten Tag der Verpackung wieder einen guten Schritt in die richtige Richtung getan. Über eine repräsentative Befragung der Bundesbürger zum Thema Verpackung und Recycling haben wir dieses Jahr auch noch einmal eine stärkere Präsenz in den Medien erzielen können. Das ist natürlich klasse und ganz in unserem Sinne. Unser Kommunikationsvorstand Stephan Wirtz hat da mit seiner Kompetenz und seiner unglaublichen Erfahrung, die er von Jeschenko mitbringt, einen super Job gemacht – genau wie unsere Geschäftsführerin Kim Cheng, die das mit großem Erfolg vorangetrieben hat.
Die Medienpräsenz zeigt doch sehr deutlich, dass wir als Branche durchaus etwas zu sagen haben, wenn wir uns trauen. Wir können die Öffentlichkeit mit unseren Themen erreichen und interessieren. Das DVI bringt die notwendige Absenderkompetenz mit, um öffentlichkeitswirksam zu agieren.
Darüber hinaus können wir über die ersten drei Jahre „Tag der Verpackung“ hinweg auf eine gute Vielfalt von Veranstaltungen blicken, die die teilnehmenden Unternehmen auf die Beine gestellt haben. Die Angebote reichen vom klassischen Tag der offenen Tür über die gezielte Ansprache des schulischen und studierenden Nachwuchses mittels Werksführungen bis hin zum Video-Wettbewerb und Infoveranstaltungen. 2017 gab es zudem einen zen­tralen Studierendenkongress in Berlin, den wir gemeinsam mit dem Dualen System Deutschland organisiert haben und der ein voller Erfolg war. Insgesamt können wir in der Breite aber sicherlich noch zulegen.

neue verpackung: Der Tag der Verpackung soll Schnittstelle von Verpackungswirtschaft und Öffentlichkeit sein. Geht es dabei vordringlich um gezielte Informationen für ein besseres Image?
Thomas Reiner: Das Image der Verpackung könnte sicherlich besser sein. Ganz klar, dass das eine Ausrichtung der Kampagne ist, genau wie fundierte Fakten und Zahlen, mit denen wir die Leistungen der Verpackung ins rechte Licht rücken. Es geht im Grunde aber um etwas viel Grundsätzlicheres und Wichtigeres: Wir müssen als Unternehmen unsere Häuser öffnen. Wir müssen die Leute einladen, die Welt der Verpackung von innen heraus kennenzulernen. Verpackung ist spannend! Das müssen wir im direkten Kontakt vermitteln. Es zeigt sich doch immer wieder, dass die Menschen begeistert sind, wenn wir sie in unsere Welt holen. Das aber müssen wir auch tun. Wenn wir diese Hürde nicht nehmen, wird die Verpackung auch in Zukunft immer wieder nur aus der Mülltonne heraus betrachtet und beurteilt.

neue verpackung: Die Hürde können Sie mit dem DVI nicht alleine überspringen. Dafür braucht es eine möglichst breite Beteiligung der Branche.
Thomas Reiner: Genauso ist es. Die Aktivitäten müssen auf breiter Basis von innen heraus kommen, aus den Unternehmen. Wir müssen das als Branche gemeinsam angehen. Dazu gehört zuerst einmal, sich überhaupt als ein Gemeinsames zu verstehen. Wenn innerhalb der Familie oder des Teams jeder nur für sich kämpft, für sein Material, seine Sparte, seine spezifischen Anliegen im Wettbewerb, dann kann es nicht gelingen. Im Moment stoßen wir noch zu oft auf fest verankertes Lagerdenken. Da sitzt jeder in seinem eigenen Schützengraben und sieht vor allem Gegner. Aber das ist die falsche Strategie.
Beim Tag der Verpackung geht es nicht um den Wettbewerb untereinander. Es geht darum, gemeinsam aufzutreten. Was in anderen Kontexten oft schwierig sein mag, funktioniert über den Tag der Verpackung. Das sollten wir nutzen. Die Möglichkeiten sind da. Die Unternehmen können die Kampagne aktiv mitgestalten. Sie können sich einbringen, glänzen, Ideen entwickeln und ihre Leistungen präsentieren.
Wenn wir unsere Vorzüge und Fähigkeiten auf diese Weise vereinen, muss uns nicht bange sein. Wir können als Unternehmen und als Branche selbstbewusst auftreten. Es gibt keinen Grund, sich zu verstecken. Im Gegenteil!

neue verpackung: Der Tag der Verpackung soll die Branche also auch ein Stück weit aus der Defensive bringen?
Thomas Reiner: Er bietet diese Möglichkeit. Wir verteidigen uns immer noch viel zu oft im Detail. Zum Beispiel beim Thema Nachhaltigkeit. Dabei ist die Verpackung per se nachhaltig. Wir schützen doch mit geringem Aufwand große Werte. Schon mit ein paar Prozent Lebensmittel- oder Produktverlusten weniger haben wir unsere eigenen ökologischen Auswirkungen mehr als kompensiert. So etwas kann man doch selbstbewusst und aktiv kommunizieren.
Wir reden über Kreisläufe und waren Pioniere beim Recycling. Wir sind Innovationsmotoren und schaffen hochwertige Arbeitsplätze. Wir haben internationale Player, Start-ups und einen weltmarktführenden Mittelstand. Alleine die deutschen Verpackungshersteller hatten 2016 einen Umsatz von 55 Milliarden Euro.
Unsere Lösungen sind dabei von hohem gesellschaftlichem Nutzen und aus der Menschheitsentwicklung gar nicht wegzudenken. Wo stünden wir bei der Versorgung mit Lebensmitteln und Medizin ohne Verpackung? Auf welche Freiheiten und Lebensqualitäten müssten wir verzichten? Wir retten Leben und bewahren Werte. Das ist doch eigentlich eine Heldengeschichte.
Gleichzeitig müssen wir verstehen, dass wir Dienstleister sind. Unsere Produkte sind kein Selbstzweck. Der Imperativ „So viel wie nötig, so wenig wie möglich“ gilt für uns. Das muss unser Anspruch sein. Wenn der Konsument beispielsweise seine eigene Verpackung von zu Hause mitbringt, müssen wir ihm am POS keine Tragetaschen verkaufen. Wozu Schulen, wo es keine Kinder gibt oder Krankenhäuser, wo keine Kranken sind? Wir müssen ein ehrliches Angebot machen – und ich bin sicher, wir können uns das leisten.

neue verpackung: Welche konkreten Ziele gibt es für die Zukunft? Wird es auch 2018 wieder einen Tag der Verpackung geben?

Pressekonferenz zum dritten Tag der Verpackung mit Kim Cheng, Geschäftsführerin und Thomas Reiner, Vorstandsvorsitzender des DVI.
Pressekonferenz zum dritten Tag der Verpackung mit Kim Cheng, Geschäftsführerin und Thomas Reiner, Vorstandsvorsitzender des DVI. (Bild: DVI)


Thomas Reiner: Unser Ziel kann nur sein, den Tag der Verpackung auf eine noch breitere Basis zu stellen und so viele Unternehmen wie möglich mit ins Boot zu holen. Über mehr Beteiligung bekommen wir dann auch mehr gemeinsame Öffentlichkeit. Beim Deutschen Verpackungsinstitut arbeiten wir schon intensiv am nächsten Tag der Verpackung, der am 7. Juni 2018 stattfinden wird. Wir haben Ideen und entwickeln die Kampagne weiter. Dabei hoffen wir auf rege Beteiligung. Denn die Menschen hören zu, wenn wir ehrlich mit ihnen sprechen. Aber wir müssen es gemeinsam angehen, damit sie uns hören können.

Für Sie entscheidend
Ergebnisse der Umfrage
Aus Anlass des dritten Tages der Verpackung hat das DVI bei TNS-Infratest eine repräsentative Umfrage zu den Themen Verpackung und Recycling in Auftrag gegeben. Die wichtigsten Ergebnisse:

  •  Aufgaben der Verpackung: Über 96 Prozent der Bevölkerung bewerteten zentrale Funktionen der Verpackung wie Schutz (73,3 Prozent), Information (48,4 Prozent), einfaches Handling (43,2 Prozent), Umweltbilanz (42,9 Prozent) als wichtig oder sehr wichtig. Nur rund 3,3 Prozent glauben, dass die Verpackung keine wirklich wichtigen Aufgaben hat. Trotzdem wird die Bedeutung der Verpackung für die grundlegende Versorgung der Bevölkerung mit allen Waren des täglichen Bedarfs nur von knapp elf Prozent erkannt.
  •  Verpackung der Zukunft: In Bezug auf Funktionen, die in Zukunft zum Beispiel durch Smart Packaging eine wichtige Rolle spielen werden, wünschen sich die Bürger vor allem positive Einflüsse auf Qualität und Frische (38,7 Prozent), Fälschungssicherheit (36,8 Prozent), Haltbarkeit (25,1 Prozent) und Rückverfolgbarkeit (23,8 Prozent). Dass das Thema Fälschungssicherheit die Verbraucher bereits in diesem Umfang erreicht hat, überrascht.
  • Recycling: Wie die Umfrage des DVI zeigt, scheitert mit über 32 Prozent nahezu jeder dritte Deutsche immer wieder bei der Wiederverwertung. Die Gründe reichen von Bequemlichkeit über mangelnde Akzeptanz bis hin zu fehlenden Entsorgungsbehältern. Insgesamt wird die vom DVI geforderte Zahl von 80 Prozent Immer-Alles-Wiederverwerter aber klar verfehlt.

Tag der Verpackung
Mit einem jährlichen „Tag der Verpackung“ in Deutschland und Österreich informieren Unternehmen, Institute und Verbände aus der gesamten Wertschöpfungskette über die Bedeutung der Verpackung und die Leistungsfähigkeit ihrer Akteure. Sie geben Einblicke in ihre Arbeit, informieren die lokale Öffentlichkeit und zeigen Ausbildungsmöglichkeiten für junge Menschen. Der Tag der Verpackung ist eine Initiative des Deutschen Verpackungsinstituts (DVI). Die Teilnahme am Tag der Verpackung ist unabhängig von einer Mitgliedschaft im DVI.
Zu den Teilnehmern der letzten drei Jahre zählen Aptar, Ardagh, Berndt + Partner, Beuth Hochschule für Technik, BMW, Brandsphere, Brückner, Bund Getränkeverpackungen der Zukunft, Bundesverband Glasindustrie, CCL Label, Constantia Flexibles, DB Schenker, DB Schenker­europac, DHBW Baden-Württemberg, DIN e. V., DSD – Duales System, Focke & Co., Fraunhofer IML, Fraunhofer IVV, Georg Menshen, Greiner Packaging International, Hochschule der Medien Stuttgart, Hochschule für angewandte Wissenschaften Kempten, Hochschule Hannover, Hochschule München, HTWK Leipzig, Interseroh, Karl Marbach, Kautex Maschinenbau, Linhardt, Mayr-Melnhof, Mondi Consumer Goods Packaging, Multivac Sepp Haggenmüller, Optima Packaging Group, Package Engineering, Packaging Excellence Center, PPG, Ratioform, Reclay, RLC-Packaging – Aug. Heinrigs, Siegwerk Druckfarben, Thimm, Thyssenkrupp Rasselstein, Tubex, Windmöller & Hölscher, Wipak Walsrode und Wipf.

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