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Ausschlaggebend für die Entscheidung der Jury waren die Beständigkeit des Designs, das in einem Dreivierteljahrhundert nur unmerklich verändert wurde und die Qualität der vorsichtigen Packungs-Modernisierung. Mit der Auszeichnung würdigt das Museum die Rolle des Blockbodenbeutels als „Klassiker" der Verpackungswelt und versteht sie zugleich als Anerkennung für den bewiesenen Mut zur Eigenständigkeit und über 75 Jahre Designtreue.

Unauffällig erscheint die in vier Felder geteilte blau-blaue Packung, bescheiden und vor allem: unglaublich vertraut. Die Blockbodenbeutel-Verpackung für „Blütenzarte Köllnflocken" des Herstellers Peter Kölln aus Elmshorn ist sicher zweckmäßig und praktisch, aber alles Andere als spektakulär. Und dennoch hat sich diese Verpackung seit Einführung der Marke im Jahre 1938 nahezu nicht verändert. Vielmehr konnte sie sich im Verlauf von 75 Jahren als echter „Alltagsklassiker" erweisen, als einer jener „Bausteine", aus denen sich die Facetten unserer vielfältigen Lebensführung nun einmal zusammensetzen.

Zwei Drittel aller Deutschen sind die Produkte der Köllnflockenwerke aus Elmshorn ein Begriff und etwa ein Viertel aller Haushalte kauft regelmäßig Erzeugnisse von Peter Kölln. Ganze Generationen sind mit der blau-blauen Packung groß geworden, viele erinnern sich noch heute genau an die bunten Sammelbilder.

Die Anfänge der Köllnflockenwerke, die zu den ältesten noch bestehenden Lebensmittelunternehmen überhaupt zählen, waren sehr bescheiden. Im April 1795 erwarb Hans Hinrich Kölln in Elmshorn eine Rossmühle mit allen zum Mahlen von Hafergrütze benötigten Gerätschaften. Bei dieser Rossmühle handelte es sich damals noch um ein von Pferden getriebenes Göpelwerk, das den Hafer grob zu Grütze mahlte. Hafergrütze war damals ein Grundnahrungsmittel. Sättigend und vollwertig. Ins Sortiment wurden bald Haferkekse hinzugenommen, die - als eine Art rustikaler Schiffszwieback - den Grönlandfahrern als Proviant dienten, die von Hamburg, Glückstadt oder Elmshorn aus zum Walfang in See stachen. Während der monatelangen Hochseefahrten waren die Seeleute auf den haltbaren Proviant angewiesen.

Nach den Wirrnissen der napoleonischen Kriege, in denen die Umsätze ab 1807 fast zum Erliegen kamen, wagte Peter Kölln, der Sohn des Gründers, 1820 einen Neustart, der dem Unternehmen den bis heute gültigen Firmennamen bescherte. Als die wenig schmackhafte Hafergrütze ab 1900 mehr und mehr vom morgendlichen Speiseplan verschwand, musste sich das Unternehmen auf die neuen Verzehrgewohnheiten einstellen. Man begann damit, mittels zweier gegenläufiger Walzen Kleinblatt-Haferflocken für den Frühstückstisch herzustellen. Doch erst 1938 gelang der Durchbruch mit der Einführung der „Blütenzarten Köllnflocken". Diese hatten von Anfang an das Zeug zum Klassiker. Die Packung war einprägsam und zeigte vor blau-blau geteiltem Feld eine Darstellung des Firmengebäudes am Elmshorner Hafen.

Als 1965 die Packung erstmals umgestaltet wurde, erschien die ehemalige Illustrationsgraphik verkleinert und zu einer Art rechteckigem Siegel umgestaltet. Erst 1980 erfolgte ein weiterer Relaunch, der das Markenbild weiter aufräumte und beruhigte. Die aktuelle Fassung des Markenbilds wurde dann 2010 erstellt. Aus dem eckigen „Störer" wurde ein rundes Siegel in der Art eines Stempels gestaltet. Der „Stempel" erscheint nicht nur im Kontrast gemindert (also weniger auffällig), sondern konnte auch erstmals die Packungsmitte verlassen. So kann die schachbrettartige Struktur dieser Packung ihre markenprägende Besonderheit besser entfalten. Das behutsame Design wurde 2009 entwickelt durch die Agentur Brandcouture / Julia Schramm. Zugleich konnte die Packungstypographie damit an das neue, 2008 vom Hamburger Designer Peter Schmidt entwickelte Kölln-Logo angepasst werden.

(dw)

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