„Es ist ja häufig so: Das Marketing einer Firma hat eine Idee und will diese dann am liebsten schon gestern umgesetzt haben.“ Holger Dinig, 
Geschäftsführer Bix-Pack

„Es ist ja häufig so: Das Marketing einer Firma hat eine Idee und will diese dann am liebsten schon gestern umgesetzt haben.“ Holger Dinig,
Geschäftsführer Bix-Pack (Bild: Bix-Pack)

neue verpackung: Herr Dinig, wie muss man sich eigentlich Ihren typischen Kunden vorstellen?
Holger Dinig: Wir decken als industrieller Co-Packer die komplette Bandbreite der Konfektionierung, sowohl maschinell als auch manuell, für die Konsumgüterbranche ab. Von der kleinen Druckerei bis zu einem Weltkonzern wie L`Oréal greifen alle auf unsere Dienstleistungen zurück. Dazu gehören auch Unternehmen, von deren Existenz der Endkonsument oft gar nichts weiß, beispielsweise Abfüller von Sachets und Mascaras, innerhalb der gesamten Lieferkette bis zum Endkunden.

neue verpackung: Nutzen Ihre Kunden Ihre Dienstleistung eigentlich eher, um Auftragsspitzen abzufangen, beispielsweise das Weihnachtsgeschäft oder Werbe-Einzelaktionen, oder wird auch manchmal das Standardgeschäft an Sie abgegeben?
Dinig: Sowohl als auch. Der Großteil der Artikel kommt zur weiteren Lohnveredelung zu uns und wird dann zu Promotionartikeln verarbeitet und versendet. So können sie direkt am Point of Sale präsentiert und verkauft werden. Grundsätzlich könnte man es vielleicht so beschreiben: Wir sind die Feuerwehr für die Konsumgüterindustrie. Denn es ist ja häufig so: Das Marketing einer Firma hat eine Idee und will diese dann am liebsten schon gestern umgesetzt haben. Deren Einkäufer kommen dann unter Hochdruck, denn sie müssen unterschiedlichste Artikel bei ihren Lieferanten zukaufen, die für eine Aktion benötigt werden. Wir sind das letzte Puzzleteil in der Produktionskette, das alle Komponenten zum Verkaufsprodukt miteinander verheiratet.

Neben diesen saisonalen und kurzfristigen Aktionen haben wir auch andere Kunden, wie einen Automobilzulieferer, für den wir ganzjährig im Mehrschichtbetrieb produzieren. In einem anderen Fall begleiten wir den kompletten Produktzyklus über zwei Jahre von Mascaras, die zuerst ein Boden­etikett erhalten und danach mit unserer neuen horizontalen Sleeveanlage professionell mit einem Sleeve als Originalitätsverschluss hergestellt werden.

neue verpackung: Wie verteilen sich solche Aufträge über das Jahresmittel gesehen?
Dinig: Das Verhältnis beträgt hier ungefähr 70 Prozent einmaliger Sonderverpackungen zu 30 Prozent Dauergeschäft.

neue verpackung: Sie sprachen es ja gerade selbst an: Wenn es bei einem Markenartikler eine Idee gibt, dann muss der Auftrag möglichst schnell umgesetzt werden. Wie viel Vorlauf brauchen Sie eigentlich, bis die Maschinen anlaufen können?
Dinig: Flexibilität ist in unserem Geschäft natürlich das A und O. Das heißt, unsere Produktion ist so aufgestellt, dass wir sehr kurze Rüstzeiten an unseren Maschinen sowie in der manuellen Konfektionierung haben, sodass wir in kürzester Zeit die Produktion starten können. Und das erwarten unsere Kunden auch von uns. Nur ein Beispiel: Wir hatten einmal den Fall, dass am Freitagnachmittag um 15 Uhr eine Anlieferung erfolgte und der Kunde wissen wollte, ob er das Produkt am nächsten Montag um sechs Uhr abholen könne. Diese Flexibilität leisten wir für unsere Stammkunden, indem wir in diesem Fall mit einer Spätschicht und Samstagsarbeit den Auftrag vollständig bearbeitet haben.

neue verpackung: Funktioniert das in der Praxis immer so reibungslos?
Dinig: Ein Punkt, der uns bei unserer täglichen Arbeit leider häufig begegnet: Sie wissen ja, dass wir am Ende der Lieferkette stehen. Wurde also eine werbliche Maßnahme geplant und der Einkauf beginnt mit der Beschaffung der einzelnen Produkte, stellt sich vielleicht heraus, dass eine Zutat gerade nicht sofort verfügbar ist. Das bedeutet, dass unsere Produktion nicht starten kann, auch wenn nur ein simples Etikett oder eine Faltschachtel fehlt. Ursprünglich hatten wir ein Zeitfenster von vier Wochen – welches sich aufgrund mangelnder Verfügbarkeit der Einzelteile somit auf zwei Wochen reduziert hat.

Tische und Maschinen sind auf Rollen installiert, sodass Produktionsanlagen schnell aufzubauen sind. Je nach Dringlichkeit können Produktionslinien innerhalb kurzer Zeit beispielsweise vervierfacht werden.
Tische und Maschinen sind auf Rollen installiert, sodass Produktionsanlagen schnell aufzubauen sind. Je nach Dringlichkeit können Produktionslinien innerhalb kurzer Zeit beispielsweise vervierfacht werden. (Bild: Bix-Pack)



Normalweise kalkulieren wir mit fünf Arbeitstagen, können aber durch Mehrschicht- und Samstagsarbeit solche Probleme lösen.

In unserem Unternehmen ist alles auf Rollen installiert, das heißt Tische und Maschinen sind mobil, sodass wir schnell Produktionsanlagen aufbauen können, um schnellstmöglich zu starten. Je nach Dringlichkeit und Terminsituation der Kunden können wir unsere Produktionslinien vervielfachen und so den Output in kürzester Zeit erhöhen. Wenn eine Marketingkampagne im Fernsehen gebucht ist, dann stehen diese Termine unverrückbar fest. In diesen Fällen übernehmen wir die Feuerwehr-Funktion. Denn wenn im Werbespot die Aussage getroffen wird „gehen Sie morgen in den Laden und holen Sie sich Ihr Gratispaket“, ist es natürlich fatal, wenn dieses Gratis-Aktionsangebot noch nicht lieferbar ist. Hierbei unterstützt uns auch unsere interne Datenbank, die es uns ermöglicht, jederzeit den aktuellen Produktionsstand abzurufen. So können wir den Prozess jederzeit „live“ mit kurzen Reaktionszeiten optimieren.

Pro Tag kann das Unternehmen circa 70.000 Mascaras maschinell sleeven, beim maschinellen Einkleben von Sachets in Werbekarten beträgt die Tagesleistung circa 150.000 Stück. Aber auch Kleinstmengen von 100 Stück kann der Dienstleister konfektionieren.
Pro Tag kann das Unternehmen circa 70.000 Mascaras maschinell sleeven, beim maschinellen Einkleben von Sachets in Werbekarten beträgt die Tagesleistung circa 150.000 Stück. Aber auch Kleinstmengen von 100 Stück kann der Dienstleister konfektionieren. (Bild: Bix-Pack)

 

neue verpackung: Wie hoch sind eigentlich die möglichen Margen, die Sie an täglichen Ausstoß leisten können? Oder vielleicht anders formuliert: Ab wann macht es für Sie eigentlich wirtschaftlich Sinn, die Maschinen anzuwerfen und an welcher Stelle haben Sie – für eine Schicht gesehen – das Maximum erreicht?
Dinig: Die Mengen einer maschinellen Konfektionierung sollte unsere Tagesleistung einer Anlage nicht unterschreiten.
Beim maschinellen sleeven von Mascaras sind dies circa 70.000 Stück am Tag und beim maschinellen Einkleben von Sachets in Werbekarten beträgt unsere Tagesleistung bis zu 150.000 Stück. Im Einzelfall können wir natürlich auch Mindermengen anbieten.

Für Stammkunden im Bereich der manuellen Konfektionierung können es durchaus auch mal Kleinstmengen von 100 Stück eines Artikels sein, da wir uns in diesem Fall als Systemanbieter des Kunden verstehen.

neue verpackung: Was sind eigentlich die Anforderungen von einem Markenartikler an einen Lohnpacker?
Dinig: Als Standard wird heute die ISO-Zertifizierung verlangt, die wir seit 2007 haben. So wird bei einem Audit vor Ort der Erste-Hilfe-Kasten, interne Schulungsunterlagen und Weiterbildungen des Personals verlangt, bis hin zum Nachweis der jährlichen Sicherheitsüberprüfungen aller elektrischen Geräte. Speziell in der Kosmetikindustrie ist darauf zu achten, ob überall Fliegenfallen aufgestellt werden, damit im Sommer keine Insekten in die Verpackung gelangen. Es gibt auch Vorgaben, bei denen beispielsweise Stoffhandschuhe, Latexhandschuhe und Kopfhauben zwingend vorgeschrieben sind. Eine weitere wichtige Anforderung ist die Chargenrückverfolgung durch Erfassung in der Datenbank und schriftlicher Chargendokumentation. Dies ermöglicht den Kunden, bei einer Verunreinigung einer Charge nur diese fehlerhafte Ware aus dem Markt zu nehmen, ohne die komplette Ware rückrufen zu müssen.

neue verpackung: Gibt es vielleicht auch weniger bekannte Aspekte, auf die ein Markenartikler bei der Auswahl seines Dienstleisters achten sollte?
Dinig: Ein definitiv wichtiger Punkt für unsere Kunden, an den sie wahrscheinlich oft nicht denken, ist die Einhaltung des Mindestlohns. Warum dieser Punkt so wichtig ist: Es gibt ja eine sogenannte Durchgriffshaftung. Die kann für den Markenartikler gefährlich werden. Nämlich dann, wenn sein Dienstleister sich nicht an die Standards hält und seinen Betrieb schließt. In solchen Fällen kann der Auftraggeber für Verstöße in Haftung genommen werden. Darum sollten Unternehmen sich über vermeintlich günstige Angebote nicht nur freuen, sondern diese auch kritisch hinterfragen – sonst kann dies unter Umständen teuer werden. Vom Imageverlust des Kunden ganz zu schweigen.

Die Fragen stellte Philip Bittermann, Chefredakteur neue Verpackung

 

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Co-Packer für die (Kosmetik-)Industrie

Das im Jahr 1986 gegründete Unternehmen bix-Pack GmbH mit Sitz in Ettlingen ist ein Verpackungsdienstleister, dessen Kunden sich vor allem aus der Kosmetikindustrie rekrutieren. Das Portfolio des Verpackungsdienstleisters mit 40 festen und circa 100 Aushilfskräften umfasst unter anderem das manuelle konfektionieren von Sets, Coffrets, Taschen, und Umpackaktionen. Das maschinelle Sleeven von Artikeln wie Mascara, Lipgloss, Stiften etc. oder On- bzw. Doppelpacks sowie das maschinelle Aufkleben von Sachets bis zu sechsseitigen Karten in hohen Auflagen. Zu den Kunden des Co-Packers gehören Unternehmen wie L’Oréal, La Roche Posay, Vichy, Channel, Reckitt Benckiser Schneiderfilz etc.

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