Auf der Anuga Foodtec zeigt Multivac die Tiefziehverpackungsmaschine R 245 mit dem Slicer SL 800, dem Horizontal Loader, dem Transportbandetikettierer L 330 sowie dem Handhabungsmodul H 130 als komplette Verpackungslinie für das Verpacken von geslicter Ware.

Auf der Anuga Foodtec zeigt Multivac die Tiefziehverpackungsmaschine R 245 mit dem Slicer SL 800, dem Horizontal Loader, dem Transportbandetikettierer L 330 sowie dem Handhabungsmodul H 130 als komplette Verpackungslinie für das Verpacken von geslicter Ware. (Bild: Multivac)

neue verpackung: Die DNA ist bei allen Lebewesen der Träger der Erbinformationen. Wie schlagen Sie hier den Bogen zur Verpackungstechnik und Ihrem Unternehmen, Herr Boekstegers?
Hans-Joachim Boekstegers: Multivac ist ein weltweit führender Hersteller von Verpackungslösungen. Zu unseren Kernkompetenzen zählen ein langjähriges und umfassendes Know-how in der Entwicklung von Verpackungslösungen und mittlerweile auch ein sehr breites und umfassendes Produktportfolio, das einzigartig am Markt ist. Mit unseren Entwicklungs- und Fertigungsprozessen gewährleisten wir eine sichere Qualität, durch unsere globale Präsenz sorgen wir für einen exzellenten Service sowie eine maximale Verfügbarkeit aller installierten Verpackungslösungen. Zu jeder Zeit und überall auf der Welt.

Die Form einer schraubenförmigen Doppelhelix aus modular aufgebauten Ketten, die über Brücken miteinander verbunden sind, passt sehr gut für die Beschreibung unseres Portfolios, mit dem wir mittlerweile den gesamten Verarbeitungs- und Verpackungsprozess unserer Kunden abbilden können. Ein Strang steht dabei für „Better Packaging“, ein Strang für „Better Processing“. Die Doppelhelix symbolisiert aus unserer Sicht die Linienkompetenz, also unser umfassendes Know-how in der Integration unterschiedlicher Bausteine und Module in automatisierte Lösungen.

Eine weitere, abschließende Assoziation ist zudem, dass wir unsere Kernkompetenzen in der Multivac-DNA sicher verankert und alle Bausteine, die unsere Unternehmensgruppe zu dem gemacht haben, was sie heute ist: intelligent vernetztes Wissen. Jetzt und auch in Zukunft.

Aufgrund der Tatsache, dass das Unternehmen sowohl über Know-how in der Prozess- als auch der Verpackungstechnik verfügt, kann es seinen Kunden eine umfassende Linienkompetenz bieten.
Aufgrund der Tatsache, dass das Unternehmen sowohl über Know-how in der Prozess- als auch der Verpackungstechnik verfügt, kann es seinen Kunden eine umfassende Linienkompetenz bieten. (Bild: Multivac)

 

neue verpackung: Wie sehen diese Bausteine, also die einzelnen Nukleotide Ihrer DNA, konkret aus? Mit anderen Worten: Aus welchen Geschäftsbereichen setzt sich Ihr Portfolio derzeit zusammen?
Boekstegers: Es gibt drei Schwerpunkte: Wir sind einerseits Hersteller von Verpackungslösungen. Hier bieten wir dem Markt das breiteste Portfolio hinsichtlich Technologien und Leistung. Das Spektrum reicht von Tiefziehverpackungsmaschinen, Traysealern und Vakuum-Kammermaschinen bis hin zu unterschiedlichen Lösungen für das automatische Handling von Produkten und Packungen – sei es im Bereich der Zuführung, Abführung oder Endverpackung. In den letzten Jahren konnten wir zudem auch das Angebot an Systemen für das Kennzeichnen von Packungen sowie für die Qualitätsinspektion signifikant erweitern. Durch die Akquisition der Mehrheitsanteile von TVI sowie durch die Übernahme der Slicer-Sparte von VC999 haben wir in den letzten Monaten auch bedeutende Schritte im Bereich „Processing“ gemacht, also in den der Verpackung vorgelagerten Prozessschritten.

Ein zweiter Schwerpunkt ist der Handel mit Komponenten von Drittanbietern oder mit Verbrauchsmaterialien. Durch den Handel mit Komponenten von Drittanbietern können wir unser eigenes Portfolio komplettieren und unseren Kunden ganzheitliche Lösungen aus einer Hand anbieten. Hierbei verfügen wir über ein fundiertes Know-how für die Anbindung und Integration dieser Module in automatisierte Verpackungslösungen. Durch den Vertrieb von Verbrauchsmaterialien ermöglichen wir unseren Kunden den Zugang zu Packstoffen, die mit unseren Systemen abgestimmt sind und dadurch zur Erzielung eines optimalen Verpackungsergebnisses beitragen.

Zum Dritten sind wir Dienstleister für unsere Kunden. Damit bieten wir ihnen vielseitige Unterstützung in allen Fragen rund um die Verpackung ihrer Produkte. Als Beispiel möchte ich die Entwicklung von Verpackungen, die Durchführung von Verpackungstests oder unser umfassendes und individualisierbares Angebot an Anwenderschulungen nennen.

neue verpackung: So viel zum Stand der Dinge – aber wie wird sich das Portfolio von Multivac mittel- bis langfristig weiterentwickeln? Verfolgen Sie hier bestimmte strategische Schwerpunkte?
Boekstegers: Wir sehen insbesondere im Bereich Processing wichtige Ansatzpunkte für die Weiterentwicklung unseres Portfolios. Unter Processing verstehen wir alle Arten der Verarbeitung von Lebensmitteln, die unseren Verpackungslösungen vorgelagert sind. Dies kann das Slicen oder Portionieren von Produkten sein, ebenso wie das Cutten oder das Wolfen. Der Mehrwert, den Multivac dabei bietet, ist die nahtlose Anbindung dieser vorgelagerten Systeme an die Verpackungsmaschine, und damit eine höhere Linieneffizienz. Dies schließt unter anderem auch das Bereitstellen von einheitlichen Steuerungsoberflächen ein.

Als griffiges Beispiel möchte ich die Slicer-Linie nennen, die wir auf der Anuga Foodtec präsentieren: In dieser Linie gewährleistet der Horizontal Loader eine einfache und sichere Übergabe von geslicter Ware in die Packungskavitäten der Tiefziehverpackungsmaschine und bietet dadurch viele Vorteile gegenüber marktgängigen Systemen, die oftmals eine höhere Komplexität aufweisen. Zudem zeichnet sich diese Lösung durch einen sehr geringen Footprint aus und bietet unseren Kunden dadurch einen wichtigen Nutzen, denn der Platzbedarf der Gesamtlösung ist für viele verarbeitenden Betriebe eines der wichtigsten Kriterien bei der Entscheidung für eine Investition.

Generell verfolgen unsere Entwicklungen im Bereich der Automatisierung und Linien­integration stets das Ziel, unseren Kunden einfache und handhabbare Lösungen anzubieten.

neue verpackung: Einzelne Bausteine oder auch komplette Strukturen einer DNA können mutieren oder verändert werden. Aber was ist der essenzielle, unveränderliche Kern für Multivac?
Boekstegers: Eine wichtige Konstante bei unserem täglichen Handeln ist unser hoher Anspruch an uns selbst, in jedweder Hinsicht. Multivac steht für ein Maximum an Qualität, Erfahrung, technologischem Wissen, Innovationsfreudigkeit und Service. Jedoch: Unsere DNA adaptiert sich kontinuierlich an die sich ändernden Anforderungen unserer Kunden und der jeweiligen Märkte. Dies ist einer unserer wichtigsten Erfolgsfaktoren. Wir entwickeln sozusagen schon heute Lösungen für morgen. Deshalb muss unsere Organisation hoch flexibel bleiben, um die Anforderungen unserer Kunden sowie die unterschiedlichen Markttrends in optimale Verpackungslösungen zu übersetzen und damit Kundennutzen und Mehrwert zu generieren.

„Ein wichtiger Treiber ist unserer Ansicht nach die Novellierung des Verpackungsgesetzes, das vor allem Auswirkungen auf die zu verarbeitenden Materialien haben dürfte.“ Hans-Joachim Boekstegers, 
Geschäftsführender Direktor und CEO, Multivac.
„Ein wichtiger Treiber ist unserer Ansicht nach die Novellierung des Verpackungsgesetzes, das vor allem Auswirkungen auf die zu verarbeitenden Materialien haben dürfte.“ Hans-Joachim Boekstegers,
Geschäftsführender Direktor und CEO, Multivac. (Bild: Multivac)

neue verpackung: Sieht Ihre Strategie noch weitere Unternehmensbeteiligungen vor?
Boekstegers: Das Wachstum von Multivac basierte in der Vergangenheit weitestgehend auf organischem Wachstum. Wir sind sehr solide aufgestellt und uns unserer ökonomischen, sozialen wie auch ökologischen Verantwortung bewusst. Doch unsere Ziele sind heute wie auch morgen sehr ehrgeizig. Um unsere Spitzenposition in einem globalen Markt weiter auszubauen, müssen wir konsequent nach vorne blicken und an Lösungen arbeiten, die derzeit vielleicht nur schwer vorstellbar sind. Gleichermaßen treiben wir den Ausbau unseres Portfolios stetig voran. Hierzu zähle ich Akquisitionen wie die Beteiligung an TVI oder die Übernahme des Geschäftsbereiches Slicing von VC999. Wir prüfen aber natürlich auch unterschiedliche Alternativen für die Durchführung von Unternehmensbeteiligungen in weiteren Bereichen, die uns insbesondere dabei helfen können, insbesondere im Bereich Processing die Lernkurve unserer Organisation stark zu verkürzen.

Ebenso diskutieren wir mit unterschiedlichen Marktteilnehmern die Gründung von strategischen Allianzen zur Komplettierung unseres Angebotsportfolios. Durch die Allianz zwischen Multivac, Meyn und Cabinplant, die wir zur Interpack 2017 kommuniziert haben, konnten mittlerweile vielversprechende Kundenprojekte eruiert werden, in denen die Allianz den Kunden einen signifikanten Mehrwert durch das Angebot einer kompletten Lösung aus einer Hand bieten kann.

neue verpackung: Jeder DNA ist die Brückenbildung zu eigen, die Sie eingangs ja bereits erwähnt hatten. Wo sehen Sie die Brücken zwischen den beiden Bereichen Packaging und Processing? Wo stellen Sie Wechselwirkungen fest – auch mit Blick auf die Thematik Industrie 4.0?
Boekstegers: Wichtigster Erfolgsfaktor bei der Brückenbildung von Packaging und Processing ist die Sicherstellung einer nahtlosen, einfachen und vor allem sicheren Anbindung der vorgelagerten Prozessschritte an unsere Verpackungslösungen. Nur so kann eine optimale Anlageneffektivität sichergestellt werden. Ein Beispiel hierfür ist der Horizontal Loader, den ich vorhin beschrieben habe.

Das Thema Industrie 4.0 sehe ich eher als übergeordnet, da es im Maschinen- und Anlagenbau vor allem um die Bereitstellung von Betriebs- und Prozessdaten geht, die die Steuerung der installierten Systeme sowie deren Optimierung sicherstellen. Bei Industrie 4.0 verschmelzen Produktions- und Informationsfluss miteinander, es entstehen neue digitalisierte Arbeitswelten unter anderem zur Erhöhung der Produktivität. Die Digitalisierung betrifft also den gesamten Verpackungsprozess und seine intelligente Einbindung in die Organisations- und Produktionsstrukturen schlechthin. Die Digitalisierung betrifft aber auch unser Unternehmen selbst, indem wir unsere eigenen Prozesse digitalisieren und dadurch neue Geschäftsmodelle entwickeln – die sich dann natürlich wiederum in unserer Multivac-DNA verankern lassen.

 

neue verpackung: Multivac hat sich im Bereich Automatisierungs- und Linienkompetenz eine Spitzenposition im Markt erarbeitet. Dies betrifft im Wesentlichen industrielle Anwendungen. Arbeiten Sie auch an ganzheitlichen Lösungen für den Mittelstand und kleinere Betriebe?
Boekstegers: Lassen Sie es mich so formulieren: Wir verzeichnen auch zunehmend Anfragen von kleineren Betrieben nach automatisierten Lösungen. Denn ganz klar ist, dass sich durch einen höheren Automatisierungsgrad unter anderem die Effizienz, die Prozesssicherheit und die Hygiene deutlich verbessern lassen. Jedoch steht aus unserer Sicht bei der Entwicklung von Lösungen für solche Unternehmen immer die wirtschaftliche Tragfähigkeit derselben im Vordergrund. Deshalb dürfen Automatisierungskomponenten für kleine Lösungen keinesfalls überdimensioniert sein.

Dass wir in der Lage sind, auch für die Anforderungen solcher Betriebe adäquate Lösungen zu entwickeln, haben wir dieses Jahr ebenfalls auf der Interpack gezeigt. Hier konnten wir dem Publikum ein komplett automatisiertes Konzept für die Herstellung von Kontur­packungen in kleinen und mittleren Chargen präsentieren, inklusive vollintegriertem Vereinzelungssystem.

neue verpackung: DNA erzählt uns viel über die Vergangenheit, determiniert aber auch gleichzeitig die Zukunft. Was dürfen wir im Bereich Verpackungstechnologien, Verpackungsdesign und Verpackungsmaterialien von Multivac in nächster Zeit erwarten?
Boekstegers: Ein wichtiger Treiber ist unserer Ansicht nach die Novellierung des Verpackungsgesetzes, das vor allem Auswirkungen auf die zu verarbeitenden Materialien haben dürfte. Es sieht deutlich höhere Verwertungsquoten als bisher vor und verpflichtet Handel und Industrie dazu, die in Umlauf gebrachten Verpackungen deutlich stärker an ökologischen Aspekten auszurichten. Kurz zusammengefasst: Je umweltfreundlicher die Verpackung ist, je besser sie sich also recyceln lässt, umso günstiger ist die Entsorgung. Galt dabei bisher für Kunststoffverpackungen eine Quote von 36 Prozent, soll sie bis zum Jahr 2022 auf 63 Prozent steigen. Wir sind also gefordert, an der Entwicklung von Verpackungskonzepten zu arbeiten, die mit den geltenden Gesetzen und selbstverständlich auch mit unseren eigenen Werten in Einklang stehen, die gleichzeitig aber auch alle Funktionalitäten zum Beispiel hinsichtlich der Haltbarkeit, der Lebensmittelsicherheit oder des Designs erfüllen.

Darüber hinaus ist es unser Ziel, permanent an der Reduzierung des Packstoffverbrauchs zu arbeiten – durch innovative Maschinenkonzepte. Unsere Aufgabe wird zunehmend darin bestehen, Systeme bereitzustellen, die moderne Materialien zu optimalen Verpackungen verarbeiten können. Des Weiteren sehen wir zudem einen hohen Beratungsbedarf unserer Kunden hinsichtlich der Erzielung der geforderten Packungsfunktionalitäten mit unterschiedlichen Materialien.

neue verpackung: Im vergangenen Jahr präsentierte Ihr Unternehmen auf der Interpack die X-Line, mit der Sie erstmals bei einer Tiefziehverpackungsmaschine eine lückenlose Digitalisierung realisierten. Mit was dürfen wir auf den nächsten Messen rechnen – beispielsweise auf der Anuga Foodtec?
Boekstegers: Wir werden auf der Anuga Foodtec in Köln insbesondere Lösungen im Bereich Processing präsentieren. Vor der Messe wollen wir aber noch nicht darüber sprechen – lassen Sie sich daher auch dieses Mal bitte einfach überraschen.

Sie möchten gerne weiterlesen?

Unternehmen

Multivac Sepp Haggenmüller SE & Co.KG

Bahnhofstr. 4
87787 Wolfertschwenden
Germany