Vor 100 Jahren nahm die Unternehmensgeschichte von Rychiger ihren Anfang.

Vor 100 Jahren nahm die Unternehmensgeschichte von Rychiger ihren Anfang. (Bild: Rychiger)

Rychiger gehört zu Steffisburg wie das Schloss zu Thun oder das Bundeshaus zu Bern. Das Unternehmen ist für seine Standortgemeinde wie auch für die Region, den Kanton, ja gar für die Schweiz von Bedeutung.

Mit, nach einem stetigen Wachstum aktuell rund 300 Mitarbeitenden (250 davon in der Schweiz), ist das Unternehmen ein wichtiger Arbeitgeber. Darunter befinden sich 22 Lernende, die in den verschiedensten Berufen ausgebildet werden, beispielsweise Polymechaniker, Konstrukteur, Produktionsmechaniker und Kaufmännische Ausbildung. Neben dem berufsspezifischen Fachwissen lernen die Auszubildenden den Rychiger-Spirit kennen, das heißt, Teamwork, Füreinander, Miteinander. Aber auch: nicht aufgeben, bis eine Aufgabe gelöst ist, die Maschine rund läuft und der Kunde zufrieden ist.

Und nicht nur die Mitarbeiterzahl ist in den vergangenen 100 Jahren stetig gewachsen: Neubau folgte auf Neubau, und so umfasst das Firmengelände heute 25.063 m2. Auch im Jubiläumsjahr machte das Unternehmen keine Ausnahme und erreichtet derzeit eine weitere Produktionshalle mit einer Fläche von 1.525 m2 für den Bereich Healthcare, die im Jahr 2019 bezugsbereit sein soll. Von der regen Bautätigkeit profitieren auch viele KMUs aus der lokalen und regionalen Umgebung.

Damit ist Rychiger auch ein gewichtiger Wirtschaftsfaktor in der Gemeinde.

Botschafterin Schweizer Qualitätsarbeit

Über die vergangenen 100 Jahre wurde das Unternehmen mehr und mehr zur Botschafterin, die den guten Ruf der Schweizer Ingenieur- und Maschinenbaukunst, der Schweizer Qualitätsarbeit, Präzision und Zuverlässigkeit, kurz: des „Swiss Made“ in die ganze Welt hinausträgt. Rychiger Spezialmaschinen zum Füllen und Siegeln der verschiedensten Produkte stehen weltweit im Einsatz. Dabei unterscheidet Rychiger drei grosse Bereiche: Coffee & Tea (beispielsweise Kaffee-Kapseln), Healthcare (diagnostisch- und medizinaltechnisch), Retortable Packaging (beispielsweise Food und Pet Food).

Die erste Dampfmaschine des Unternehmens.
Die erste Dampfmaschine des Unternehmens. (Bild: Rychiger)

Eine kleine Historie des Unternehmens

1918: Rudolf Rychiger, der Gründer. Mechaniker Lehre. Rasche Karriere aufgrund spezieller Fähigkeiten bei der eidg. Konstruktionswerkstätte K+W, wo er Apparate und Prototypen für Schnellfeuerwaffen baut. Sein Fall kommt, als er sich während dem Generalstreik mit den Arbeitern solidarisiert. Er wird als „roter Revoluzzer und Kommunist“ degradiert, worauf er kündigt und seine mechanische Werkstätte für Velo- und Autoreparaturen, mit Tankstelle gründet. Erste Konstruktionen: Kipper-Aufbau für Lastwagen. Maschine zur Herstellung von Bausteinen. Töpferscheiben. Blocksäge für Granitplatten. Rudolf erhält Aufträge als Zulieferer für K+W: Materialproben aus Geschützrohren und Ziehwerkzeuge für deren Herstellung. Nach dem Krieg Bau von kleineren und grösseren Spezialmaschinen, Reparaturen für regionale Betriebe.

Swiss-Army kauft Jeeps und Dodges, die neue Schaltwellen brauchen und deren Getriebegehäuse bei Rychiger überholt werden müssen. Rychiger deckt aber auch den Bedarf an Ersatzteilen für Zivilfahrzeuge. Unter Rudolf beginnt der Bau von Verpackungsmaschinen, beispielsweise eine Wickelmaschine für Biskuits-Kartonröhren oder eine Bandrolliermaschine für runde oder halbrunde Schmelzkäseschachteln.

1953: Hans Rychiger, der Sohn übernimmt und führt einen neuen Firmen-Spirit ein. Die in schneller Frequenz entwickelten Produkte, die sich schwerpunktmässig auf einzelne komplexe Spezialmaschinen beziehen, zeugen von seinem Denken. Rychiger baut erste Füll- und Siegelmaschinen für Alu-Portionenpackungen für Hero Konfitüre und Maggi Suppenkonzentrat. Hans stellt mit Partnern und Verträgen den erfolgreichen Aufbau des Kapselgeschäftes sicher. Der Boom des Alupak-Systems für sterilisier- und peelbare Alu-Cups für „long-shelf-live-products“ wie Kaffeerahm, Fleischprodukte und andere mehr, ist nicht mehr aufzuhalten.

1969: Peter Rychiger, Sohn von Hans stellt die dritte Generation. Unter ihm steigern Füll- und Siegelmaschinen den Umsatz. Neben der erfolgreichen Entwicklung weiterer Spezialmaschinen erfährt das Unternehmen unter Peter auch Veränderungen in der Rechtsform und der Besitzerstruktur: So wird das Unternehmen 1977 von einer Einzelfirma in eine Familienaktiengesellschaft umgewandelt. Als Mehrheitsaktionär übernimmt Peter Rychiger die Geschäftsleitung und das VR-Präsidium. 2001 wechselt die Firma in den Besitz von Spega, Fribourg. Peter Rychiger bleibt als Consultant aktiv in der Firma. 2007 folgt ein MBO: Management Buy Out durch die Geschäftsleitung.

Heute baut das Unternehmen unter anderem Hightech-Lösungen für die Pharma-Branche.
Heute baut das Unternehmen unter anderem Hightech-Lösungen für die Pharma-Branche. (Bild: Rychiger)

2001: Axel Förster, der mit dem Besitzerwechsel an Spega, Fribourg, die Geschäftsführung übernimmt und mit dem MOB von 2007 Inhaber und Geschäftsführer von Rychiger wird. Um sich voll auf Spezialmaschinen für das Abfüllen und Verschliessen fokussieren zu können, wird das Metallverpackungsgeschäft kurz nach dem MOB verkauft. Er treibt das Wachstum über die Landesgrenzen hinaus genauso an wie die Erstellung neuer Produktionshallen. 2015 darf er den Prix Espace Mittelland für besonders innovative Leistungen entgegennehmen. Mit Zukäufen wie Zellwag Pharmtech oder des Anlagen- und Teileherstellers Formeleon in Polen stärkt er die Geschäftsfelder der Firma. Seine Devise: Stillstand ist keine Option für Rychiger und statt die Zukunft voraussagen, wollen wir sie gestalten.

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