Mit dem Transmodul brachte das Unternehmen auch den ersten Transportroboter der Welt auf den Markt. Seit 2009 ist es Bestandteil der TLM-Verpackungsmaschinen.

Mit dem Transmodul brachte das Unternehmen auch den ersten Transportroboter der Welt auf den Markt. Seit 2009 ist es Bestandteil der TLM-Verpackungsmaschinen. (Bild: Gerhard Schubert)

Alles begann Anfang der 1980er-Jahre, als Unternehmensgründer Gerhard Schubert über den Atlantik nach Kanada flog. Was als eine von vielen Dienstreisen begann, sollte die Verpackungsindustrie maßgeblich verändern. Denn im Betrieb eines global tätigen Mischkonzerns sah Schubert zum ersten Mal in seinem Leben einen Palettierroboter. Beeindruckt von der Technik, kam er ins Gespräch mit dem zuständigen Produktionsleiter, der einen folgenschweren Satz fallen ließ: „Mensch, wenn es sowas im Verpackungsbereich geben würde!"

Von der Idee zur Umsetzung

„Für meinen Vater war in diesem Moment klar, dass sein Unternehmen künftig Roboter bauen würde", erklärt Ralf Schubert, Geschäftsführender Gesellschafter Technik im weiterhin familiengeführten Unternehmen, rund 35 Jahre später auf der Fachpack 2018. Solche Systeme würden sich, da war sich Gerhard Schubert sicher, auch für Anwendungen wie Toploading ideal eignen.

Aber wo anfangen? Roboter gab es zwar bereits, doch stellt die Verpackungstechnik andere Anforderungen an solche Systeme, als es bei anderen Branchen der Fall ist. Vor allem in Sachen Geschwindigkeit: „Wir begannen damals, die am Markt erhältlichen Lösungen zu untersuchen. Vor allem die Steuerungen stellten sich hier als Flaschenhals heraus. Denn in diesen waren zu dieser Zeit Acht-Bit-Prozessoren verbaut, was schlicht zu langsam war, um eine Bahn online in der von uns geforderten Geschwindigkeit zu berechnen. Das technische Maximum lag bei 30 Takten pro Minute – wir wollten aber 50", kommentiert Schubert. Der Maschinenbauer löste das Problem, indem er die Hauptlast der Rechenarbeit an einen Computer neben der Linie outsourcte und somit die Steuerung selbst entlastete. Kein günstiges Unterfangen, kostete ein Computer zu dieser Zeit doch rund 30.000 DM.

Die zweite Herausforderung war die Tatsache, dass es damals noch keine digitalen Antriebe gab, die Lösung also rein analog erfolgen musste. Was wiederum EMV-Probleme mit sich brachte. Für Schuberts Wettbewerber stand damit fest, dass Roboter für die Verpackungstechnik schlicht unmöglich seien. Gerhard Schubert hingegen war nicht nur vom Gegenteil überzeugt, sondern schuf in Windeseile Tatsachen: Gerade einmal sechs Monate nach der in Kanada entstandenen Idee war der erste Verpackungsroboter der Welt bereit zum Einsatz. „Aber erst als wir bewiesen hatten, dass die Roboter im Feld auch wirklich störungsfrei funktionierten, folgten unsere Marktbegleiter mit eigenen Angeboten. Das war allerdings erst sechs Jahre, nachdem wir unseren Roboter dem Markt zur Verfügung gestellt hatten. In dieser Zeit hatten wir unseren Umsatz bereits verdoppelt", erinnert sich Schubert.

Wachstum sollte auch in den kommenden Jahren kein Problem sein, denn Automatisierung ist allgegenwärtig – und das nicht nur in Hochlohnländern: „In China beispielsweise stehen Unternehmen vor dem Problem, dass nach dem Neujahrsfest im Schnitt nur 70 Prozent der Wanderarbeiter zurückkehren. Das macht die Personalplanung schwierig, und so setzen die Betreiber dort vermehrt auf Roboter." Schon heute werden in China jährlich zwischen 80.000 und 90.000 Roboter benötigt. In den nächsten sechs Jahren, schätzt Schubert, wird sich diese Zahl verdreifachen.

Wie sieht ein Verpackungs-Cobot aus?

Seit 1984, dem Jahr des ersten Verpackungsroboters, hat sich technisch natürlich einiges getan. So stellt die Berechnung dynamischer Modelle heute kein Problem mehr da. Und auch das nächste Kapitel ist bereits beschlossene Sache: Schubert wird künftig Cobots anbieten. „Diese werden allerdings völlig anders aussehen, als die Modelle, die beispielsweise Universal Robots anbietet. Denn beim Verpacken zählt, wie bereits erwähnt, die Geschwindigkeit.

„Unsere Wettbewerber dachten, Roboter in der Verpackungstechnik seien schlicht unmöglich.“ Ralf Schubert, 
Geschäftsführender Gesellschafter Technik, 
Gerhard Schubert.
„Unsere Wettbewerber dachten, Roboter in der Verpackungstechnik seien schlicht unmöglich.“ Ralf Schubert,
Geschäftsführender Gesellschafter Technik,
Gerhard Schubert. (Bild: Gerhard Schubert)

Das gilt auch für Cobots, die anders als ihre aktuellen Roboter-Kollegen, nicht mehr mit einem Schutzgitter vom Arbeitsbereich der menschlichen Mitarbeiter getrennt sein werden." Solche Roboter benötigen dann nicht nur eine optische Bildverarbeitung – ein Bereich, in dem Schubert praktischerweise bereits seit Mitte der 1980er-Jahre eigenentwickelte Lösungen anbietet – sondern vor allem die Brainpower, die erfassten Bilder in Bruchteilen von Sekunden korrekt zu interpretieren. Kein Neuland für den gelernten Informatiker Ralf Schubert, der sich bereits in Studientagen mit künstlicher Intelligenz beschäftige und nun mit verschiedenen Hochschulen im Bereich der neuronalen Netze kooperiert.

Wer packt in Zukunft: Mensch oder KI?

Bereits heute gibt es Aufgaben, die Roboter klar besser lösen können als ihr menschlicher Widerpart. Sie überflügeln den Menschen immer dann, wenn es darum geht, simple Aktionen mit hoher Geschwindigkeit in reproduzierbarer Qualität durchzuführen. Und auch im Bereich der Qualitätskontrolle sind die Maschinen im Vorteil, da das Maschinenauge niemals ermüdet oder die Konzentration nachlässt.

Die Pralinen-Packstraße „Speedline“ bei Lindt & Sprüngli (1991) verpackte 84.000 Pralinen pro Stunde.
Die Pralinen-Packstraße „Speedline“ bei Lindt & Sprüngli (1991) verpackte 84.000 Pralinen pro Stunde. (Bild: Gerhard Schubert)

Doch ist der Mensch (noch) deutlich flexibler als ein Roboter, da er vergleichsweise einfach neue Aufgaben erlernen kann. Dass dieser Vorsprung sich aber schon bald auflösen wird, davon ist Schubert überzeugt: „Sehen Sie sich nur einmal die Entwicklungssprünge an, die die Atlas-Roboter von Boston Dynamics gemacht haben, oder auch das selbstlernende Computerprogramm Alpha Go von Google. In zehn oder 20 Jahren wird es wahrscheinlich Computer geben, die 1.000-mal intelligenter als wir Menschen sind." Es scheint also nur eine Frage der Zeit, bis smarte Cobots in der Lage sein werden, sich jede (Verpackungs-)Aufgabe eigenständig anzutrainieren. Offen bleibt, ob solche Intelligenzbestien dann noch bereit sind, diese ohne zu murren zu übernehmen.

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