Der Packaging Day 2018 von Heidelberger Druckmaschinen stand klar im Zeichen der Digitalisierung. Denn „Digitalisierung und Digitaldruck sind untrennbar verknüpft“, argumentiert Stephan Plenz, Mitglied des Vorstandes bei Heidelberger Druckmaschinen. Gänzlich analog war aber der Start des Tages mit einer kleinen Pressekonferenz, bei der Montserrat Peidro-Insa, Leiterin des Geschäftsbereichs Digital, und Stephan Plenz aktuelle Entwicklungen vorstellten und kommentierten. Um vielleicht mit der Zusammenfassung zu beginnen: Der Druckmaschinenbauer ist wirtschaftlich noch nicht da, wo er einst war – die Entwicklungen zeigen aber in die richtige Richtung.


Auftragseingang gestiegen

So führte das neue Subskriptionsmodell auch nach sechs Monaten des Geschäftsjahres 2018/2019 bei Heidelberger Druckmaschinen zu weiteren Zuwächsen bei Auftragseingang und -bestand. Nachdem bislang bereits 20 entsprechende Verträge unterzeichnet wurden, die den gesamten Lebenszyklus einer Druckmaschine inklusive Service, Software und Verbrauchsmaterialien abbilden und auch die Nachfrage nach Maschinen weiter solide ist, kletterte der Auftragseingang zum Halbjahr um rund rund Prozent von 1.234 Millionen Euro auf 1.306 Millionen Euro. Negative Währungseffekte von 17 Millionen Euro verhinderten einen noch besseren Wert. Der Auftragsbestand verbesserte sich sogar um 23 Prozent von 627 Millionen Euro auf 774 Millionen Euro. Aus den bereits unterzeichneten Subskriptionsverträgen über ein jährliches Bogenvolumen von rund einer Milliarde Seiten erwartet das Unternehmen über die Laufzeit von in der Regel fünf Jahren insbesondere über Serviceleistungen und Verbrauchsmaterialien Umsätze von bis zu 100 Millionen Euro.


Eine Frage des Mindsets

Nach bereits 20 Vertragsabschlüssen gilt das Subskriptionsmodell von Heidelberg bereits jetzt als Erfolgsmodell – das künftig natürlich auch noch wachsen soll, wenn auch ganz bewusst nur in Maßen: „Laut unserer internen Evaluierung kommen circa 25 Prozent unseres Kundenstamms für ein Subskriptionsmodell in Frage. Allerdings wollen wir hier nicht zu schnell zu viele Verträge, dabei spielen nicht zuletzt unsere eigenen Kapazitäten eine Rolle“, erklärt Plenz. Weiterhin sei auch nicht nur die Frage, ob ein Kunde theoretisch für das Subskriptionsmodell geeignet sei. Fast noch häufiger sei hier auch das jeweilige Mindset an der finalen Entscheidung gewichtiger Faktor. Denn eine solche Umstellung sei vergleichbar mit dem Wechsel von der physischen Musik-CD daheim, hin zu einem Streaming-Service in der Cloud.

Während das Geschäft im Bereich Zeitschriften schwächelt, setzt der Druckmaschinenbauer seine Hoffnungen speziell auf das Segment Verpackungen, das mit durchschnittlich drei Prozent das am stärksten Wachsende Marktsegment der Branche darstellt. Das liege zum einen am weltweiten Wirtschaftswachstum, aber auch an der immer größeren Zahl kleinerer Haushalte, die zwar kleinere, aber in Summe mehr Einheiten einkauften. Und auch die Emerging Markets entwickeln sich mehr und mehr zu Wachstumstreibern. Die wichtigste Entwicklung sei und bliebe aber, dass Kunden mehr nachhaltige Verpackungen forderten – was in der Regel dann eine Form von bedrucktem Karton sei. „Unsere Entwicklung läuft bisher nach Plan, in Teilen sogar besser“, zieht Plenz Fazit. Das Wachstum könne die aktuellen Erwartungen laut ihm sogar unter Umständen noch übertreffen, da sich der Bereich Digitalisierung gerade stark entwickle. Hier sieht Plenz sich gänzlich neue Geschäftsmodelle entwickeln: „Statt dem Kunden einfach etwas zu verkaufen, werden wir vielleicht künftig Teil seines Kundengeschäfts werden.“

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Die aktuellen Wachstumstreiber der Druckindustrie. (Grafik: Heidelberger Druckmaschinen)

Interesse an Digitallösungen steigt

Ist die Rede von Digitalisierung, geht es im Grunde immer um Daten. Bei einer Druckerei dann meist um einen ganzen Datenstrom. Diesen will Heidelberg künftig nutzen, um mehr Transparenz zu erreichen – und damit mehr Effizienz: „Heute startet der Anwender, wenn er produzieren will. Unser Ziel ist es, dies umzukehren. Künftig soll der Anwender nur noch stoppen, wenn er etwas kontrollieren will. Ansonsten soll die Maschine autonom drucken“, so Plenz. Solche Maschinen nach dem Push-to-stop-Prinzip sollen den OEE-Wert der Produktionslinie um rund zehn Prozent steigen lassen. „Aktuell stellt sich uns hier noch ein Stück weit die alte Huhn-Ei-Frage, denn ohne digitale Technik keine digitalen Geschäftsmodelle“, kommentiert Plenz. „Doch langsam steigt die Nachfrage für moderne Maschinenlösungen am Mark.“ Das Interesse sei dabei global, die Nachfragen reichten von Unternehmen aus Deutschland bis nach China. Vor allem würden Digitallösungen immer interessanter für Betreiber, weil ihre Chargen immer kleiner würden. Außerdem entstünde durch Aspekte wie Individualisierung oder auch Serialisierung added Value für die (End-)Kunden.

Wobei es beim Aspekt Individualisierung zu konkretisieren gilt: Künftig werden Aufträge sich dahin entwickeln, dass beispielsweise jedes Event beziehungsweise jedes Hotel eine eigene Verpackung hat. Dass also ein Kunde Boxen in der Losgröße 1.000 ordert, und nicht dass 1.000 Kunden jeweils eine Box ordern. „Um dies wirtschaftlich zu einem vernünftigen Preis darstellen zu können, müsste sich vor allem etwas in der Supply-Chain ändern“, schließt Plenz seinen Ausblick.


Mehr als nur die Hardware

Nach Abschluss der Pressekonferenz startete die Exkursion nach Baiersbronn, dem Sitz von Colordruck. Der langjährige Kunde von Heidelberger Druckmaschinen ist einer der ersten Anwender, bei dem die Heidelberger Digitaldrucklösung Primefire bereits unter Realbedingungen im Einsatz ist. Auf einer Produktions- und Lagerfläche von rund 30.000 m2 produziert das Familienunternehmen pro Jahr rund eine Milliarde Verpackungen. Die Kunden rekrutieren sich dabei aus den Branchen Lebensmittel, Süßwaren, Pharma und Non-Food.

Ausgang dafür, dass sich Colordruck für eine Digitaldruck-Lösung interessierte, war eine strategische Frage: Wie soll das Unternehmen auf die gewachsene Frequenz wechselnder Jobgrößen reagieren? Finalen Ausschlag für die Lösung aus Heidelberg waren die Print-Qualität, die Format-Range sowie ein bereits bewährtes Service-Konzept. „Wir nutzen die Primefire 106 primär für folgende Anwendungsbereiche: Kleinauflagen bis zirka 1.500 Bogen, Aufträge die über den Webshop eingehen sowie individualisierte Auflagen mit variablen Daten“, erklärt Martin Bruttel, Geschäftsführer bei Colordruck. Besonders positiv hervorzuheben seien die geringen Rüstzeiten, wenig Makulatur und die einfache Sonderfarbensimulation. Nachdem die Primefire nun seit Anfang des Jahres im Einsatz ist, zeigen sich Bruttel und sein Geschäftsführerkollege Thomas Pfefferle begeistert von den Möglichkeiten der Maschine; und auch das Feedback ihrer eigenen Kunden sei sehr positiv. Betreibern, die sich ebenfalls für die Technik interessieren, gibt das Geschäftsführerduo aber mit auf den Weg: „Digitale Druckmaschinen bedeuten nicht einfach eine neue Hardware. Eine solche Umrüstung hat Auswirkungen auf den gesamten Prozess, das schließt Änderungen für das Personal mit ein.“ Und noch vor einer typischen Kundenreaktion warnt Bruttel: „Das größte Problem für uns ist, dass viele unserer Abnehmer digital mit günstig gleichsetzen.“

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Bernhard Schaaf, Senior Project Manager, Heidelberger Druckmaschinen (Bild: Heidelberger Druckmaschinen)

Digitaldruck-Lösungen auf dem Packaging Summit

Mehr über die Digitaldruck-Lösungen von Heidelberger Druckmaschinen erfahren Sie  auf dem 2. Packaging Summit in München. Bernhard Schaaf, Senior Project Manager, Heidelberger Druckmaschinen, referiert zum Thema "Neue Technik – neue Möglichkeiten: Wie Sie mit Digitaldruck profitieren können".

Über zwei Tage und vier Themenblöcke – Marketing, Digitalisierung, Design und Nachhaltigkeit – berichten Top-Referenten, unter anderem von Nestlé, Werner & Mertz, Katjes, Der Grüne Punkt, Mondi und Heidelberger Druckmaschinen, auf dem Packaging Summit am 3. und 4. April 2019 über aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen aus der Welt der Verpackung.

Alle Informationen finden Sie unter www.packagingsummit.de.

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