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(Bild: Pharmapack)

Zu Beginn vor mehr als 20 Jahren eine kleine begleitende Ausstellung im Rahmen einer Konferenz zum Thema Pharmaverpackung hat sich die Pharmapack jedes Jahr mehr zu einem „Place to be“ für Hersteller und Einkäufer von Pharmaverpackungen entwickelt. „Uns gefällt die familiäre Atmosphäre, gleichzeitig kommen alle wichtigen Kunden nach Paris. Networking par excellence“, fasst Sven Clever, Sales Automation & Moulds, Zahoransky, die Vorteile des Branchentreffens zusammen. „Überschaubarer Zeitaufwand, überschaubare Kosten“, stellt Elke Lengauer, Sales Manager Pharmaceutical Packaging Linhardt & Co. KG, fest. „Wir konnten Kunden nicht nur aus Frankreich, sondern aus ganz Europa am Stand begrüßen.“ Auffallend in diesem Jahr: sehr viele Besucher aus Deutschland und der Schweiz, sodass für viele der mehr als 100 Aussteller aus der DACH-Region die Messe zumindest sprachlich zum Heimspiel wurde.

Die Pharmapack ist in erster Linie eine Messe für Packmittel; nichtsdestotrotz zog es auch einige Hersteller von Verpackungsmaschinen für die Pharma­industrie an die Seine. Oliver Hecht, Regional Sales Director Harro Höfliger: „Natürlich treffen wir hier nicht die Engineering-Einkäufer der Pharma-Unternehmen. Aber wir bekommen Kontakt zu Unterlieferanten, Packmittelherstellern und Einkäufern von Packmitteln. Das erlaubt uns, schon im Entwicklungsstadium von Medizinprodukten und Pharmaverpackungen mit im Boot zu sein.“ Auch Karin Kleinbach, Sales Account Manager, Schubert Pharma, meint, sie seien als Maschinenhersteller zwar eher die Ausnahme auf der Messe, aber man wolle die Messe noch einmal testen: „Nachdem im letzten Jahr das Messegelände aufgrund des Schnees in Paris nur schwer zu erreichen war, haben wir dieses Jahr einen neuen Versuch gestartet.“ Sie berichtet von Besuchern aus Frankreich, Finnland Deutschland, der Schweiz und den Maghreb-Staaten. „Für die Pharma-Packaging-Branche ist die Messe wichtiger als die Interpack oder Fachpack“, meint Michael Gier, Project Management Pöppelmann, denn „hier treffen wir alle wichtigen Kunden.“

Bei so viel Licht, sprich positiven Bewertungen, gibt es aber auch Schatten. Der Messeveranstalter scheine bei der Organisation zuweilen überfordert, klagen einige Aussteller. Bei hoher Besucherfrequenz komme die Infrastruktur an ihre Grenzen. Von einigen geschätzt, von anderen gemieden: die zu buchenden Basismessestände. Einige Aussteller kritisieren, dass sie sehr wackelig seien und ihren Qualitätsansprüchen nicht genügten. Auch wenn sie zum gebuchten Gesamtpaket gehören, lassen es sich eine Reihe von Ausstellern nicht nehmen, sich mit einem eigenen wertigeren Standbau zu präsentieren.

Zahlreiche Events rund um die Ausstellung

Neben der Ausstellung konnte die Pharmapack mit einem zweitägigen Kongressprogramm, einer Innovation Gallery, geführten Innovation Tours, einem Start-up-Hub sowie der Verleihung der Pharmapack Awards punkten.

Mit einem Pharmapack Award ausgezeichnet wurde beispielsweise die zum Patent angemeldete Push Tab von Huhtamaki, eine innovative Tablettenverpackung mit einzigartiger Durchdrücköffnung. Sie ist eine interessante Alternative zu Blister oder Cold-Form-Anwendungen. Das Material bietet höchste Barriereeigenschaften bei verlängerter Mindesthaltbarkeit. Diese werden durch das Durchdrücken der Folie nicht beeinträchtigt und garantieren somit höchste Produktsicherheit. Das Migrationsrisiko ist ebenfalls sehr gering, da das Laminat keine Lösungsmittel enthält. Basierend auf den eingesetzten Materialien ist Push Tab für alle Klimazonen geeignet.

Digitaler Workflow

Die Vergrößerung der Kommunikationsfläche auf Medikamentenverpackungen ist eines der Fokusthemen der August Faller Gruppe auf der Pharmapack 2019. Als Beispiel dafür präsentiert das Unternehmen den Messebesuchern seine „Zoom-Box“. Die Faltschachtel vereint einen Großteil des Lösungsportfolios in nur einem Produkt. Dazu gehören unter anderem Informationslaschen, Multipage-Haftetiketten und NFC für die digitale Kommunikation. Auf der Messe informiert das Unternehmen auch über das Angebot des Tochterunternehmens Pack-Ex in Worms, das sich dank einer digitalisierten Faltschachtel-Produktion auf die Herstellung von Faltschachteln in Klein- und Kleinstmengen spezialisiert hat. Faller hat sich zum Ziel gesetzt, die steigende Nachfrage auf dem Verpackungsmarkt nach kleinen Auflagen bis hin zu Losgröße 1 flexibel und wirtschaftlich zu bedienen. Gedruckt wird digital, mit konsequenter Anwendung des Sieben-Farb-Modus zur Realisierung von Sonderfarben nach Pantone Sieben Plus Series. „Eine Neuheit im Markt ist die vollständige Digitalisierung des Stanzvorgangs mittels Lasertechnik“, erklärt Kerstin Löffler, Head of Marketingt & Innovation bei August Faller. So lassen sich Schnitte, Nuten und Perforationen mikrometergenau anfertigen. Das innovative Laserverfahren ist ohne Vorlaufzeiten einsatzfähig und garantiert eine optimale Maschinengängigkeit zur weiteren Verarbeitung der Verpackungsmittel. Kerstin Löffler: „Diese digital bedruckte Faltschachtel mit der Laserrillung ist super für eine schnelle Lieferung in bedarfsgerechten Auflagen auf Knopfdruck.“

Schubert-Pharma informierte in Paris über seine umfassenden Verpackungslösungen sowie Engineering-Dienstleistungen für die Pharma- und Healthcare-Industrie. Im Zentrum steht die Kompetenz, unterschiedlichste Prozesse und Funktionen auch mit Fremdsystemen nahtlos in die Toploading-Maschinen von Schubert zu integrieren. Aufgaben zur Kennzeichnung, Qualitätskontrolle oder Serialisierung können sicher in die Verpackungsmaschine eingebunden werden.

Rondo stellte gemeinsam mit der französischen Firma A. C. D. eine Weiterentwicklung des Carepak vor. Securpak ist eine kindersichere Verpackung für Solida-Produkte im Blister. Im Fokus der Weiterentwicklung liegt besonders die einfache Handhabung in Form eines Wallets. Ein weiterer Pluspunkt: Die Mechanismen sind seniorenfreundlich, also für Patienten mit eingeschränkter Motorik leicht zu öffnen und zu schließen.

Smarte Verpackungslösungen

Ganz im Zeichen smarter Verpackungslösungen stand der Messeaufritt von Schreiner Medipharm: Das neue „Smart Vial Kit“ ermöglicht das elektronische Tracking und Monitoring bei der Medikamentenverabreichung und -einnahme. Die Multi-Vial-Box ist mit einer Kartonschicht aus durchnummerierten, perforierten Flächen entsprechend der einzelnen Fächer abgedeckt. Öffnet der Anwender eine Perforation an der Grifflasche, wird die Entnahme des Vials mittels integrierter gedruckter Elektronik getrackt. Dabei werden in Echtzeit Daten generiert – zum Beispiel der exakte Entnahmezeitpunkt, das Entnahmefach und entsprechende Medikamente. Alle Daten werden automatisch in der smarten Verpackung gespeichert und können via Smartphone-App mithilfe von NFC (Near Field Communication) oder Bluetooth ausgelesen und an eine Datenplattform zur weiteren Analyse übermittelt werden. „Damit lässt sich die Medikamentenverabreichung an den Patienten exakt nachverfolgen und kontrollieren“, erklärt Hildegard Mock, Marketing Manager, Schreiner.

Das Smart Vial Kit kann optional durch ein Temperatur-Monitoring ergänzt werden, das insbesondere bei temperaturempfindlichen flüssigen Wirkstoffen wie Biopharmazeutika wichtig ist. Über die zugehörige App können zudem vielfältige Informationen ausgetauscht oder eine Erinnerungsfunktion integriert werden.

Tuben aus alternativen Rohstoffen

Neopac, ein globaler Anbieter von hochwertigen Tubenverpackungen zeigte die Picea-Tube, die zum Großteil aus Fichtenholzabfällen besteht und mit einer speziell entwickelten Kunststoffmatrix aus zuckerbasierten Rohstoffen kombiniert ist. Insgesamt besteht die Tube zu 95,8 Prozent aus nachwachsenden Rohstoffen. „Die Picea-Wood-Tube verursacht über den Lebenszyklus bis zu 38,9 Prozent weniger CO2 als herkömmliche Polyethylen-Tuben“, erklärt Christopher Kipf, Sales Manager Pharma. Außerdem stellte das Unternehmen eine neue Tube aus recyceltem Kunststoff vor. Tubenrumpf und -schulter bestehen dabei aus bis zu 75 Prozent recyceltem und lebensmitteltauglichem Polyethylen. Das Recyclingmaterial besteht zu 50 Prozent aus Post-Consumer-Materialien. Es handelt sich um Milchflaschen aus einem geschlossenen Recyclingkreislauf in England, so Christopher Kipf. Weitere 25 Prozent bestehen aus recycelten Post-Industrial-Abfällen, die bei der Produktion von Tubenlaminat entstehen. Die Tubenverschlüsse werden zu 100 Prozent aus recyceltem Polypropylen hergestellt, welches aus – man glaubt es kaum – Kunststoff-Schiffstauen gewonnen wird. Darüber hinaus werden die Tuben mit lösungsmittelfreien Farben und lösungsmittelarmen Lacken dekoriert und ausschließlich mit UV-Trocknung gehärtet.

Ebenfalls mit einem Pharmapack Award wurde „Sterile Cosmetics“ ausgezeichnet. Dabei handelt es sich um eine Verpackung von RPC Bramlage, die zusammen mit Pierre Fabre Kosmetik entwickelt wurde. Sie besteht aus einem sterilen Spender, der mit einem Airless-Behälter, einer Bag-In-Bottle-Technik oder flexiblen Tube verbunden ist. Die Verpackung ermöglicht es, Kosmetikprodukte ohne Konservierungsmittel zu spenden. Die Pumpe verfügt über ein Einwegventil, das in Abhängigkeit vom Druck, der während der Betätigung in der Dosierkammer erreicht wird, öffnet und schließt. Die Pumpe besteht zu 100 Prozent aus Kunststoff und ist zu 100 Prozent recycelbar. Die Airfree Technologie ermöglicht es, PCR-Material in die Außenschicht der Flasche zu integrieren, da es nicht mit der Rezeptur in Kontakt steht.

Diese Pumpe als Ergebnis von sechs Jahren Forschung und Entwicklung ist eine Weltpremiere in Bezug auf die Abgabe von steriler Kosmetik. Die Technologie ist durch sechs Patente abgedeckt. Die Produktion erfolgt in Oyonnax, Frankreich.

Aptar Pharma wurde für das kürzlich eingeführte Quick-Start für Injectables bei den Pharmapack Awards ausgezeichnet. Quick-Start ist ein steriles, gebrauchsfertiges Kit zur Unterstützung der Medikamentenentwicklung, das speziell für Forschungs- und Entwicklungslabore konzipiert wurde. Als ein Paket mit Glasvials, Stopfen und Kappen bietet Quick-Start alles, was für die kleinvolumige Abfüllung hochwertiger Formulierungen benötigt wird. Ebenfalls im Kit enthalten sind alle Qualitäts- und technischen Unterlagen, die zur Überprüfung der Sterilisation und Kompatibilität (CCI) von Komponenten erforderlich sind. Aptar Pharma Quick-Start wurde gemeinsam mit Schott und EMA Pharmaceuticals entwickelt und ist verfügbar, um verschiedene Größen und Konfigurationen von Fläschchen, Stopfen und Verschlüssen zu bedienen.

Der Termin für die nächste Veranstaltung steht bereits fest: Die nächste Pharmapack findet am 5. und 6. Februar 2020 in Paris statt.

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