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(Bild: Robu_s – Adobe Stock)

Selbst weniger erfahrene Einkäufer oder Verpackungsmanager vor allem aus mittleren und kleineren Unternehmen dieser Branche können anhand der Analysen gut erkennen, wo in diesem Bereich Gewichts- und somit Kosteneinsparungen noch möglich sind. Gute und extrem ungünstige, eigentlich nicht mehr tragbare, Beispiele sind leicht zu erkennen. Aufgezeigt werden im Beitrag Verbesserungs- und Einsparungsmöglichkeiten durch Analyse des Verpackungsgewichts (Tara), des Gewichts des Packguts beziehungsweise Lebensmittels, der Bedarf an Kunststoff pro Tonne Produkt und schließlich das Entsorgungsentgelt gemäß der Preisliste des Dualen Systems von 2018 – siehe Tabelle.

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Preisliste des Dualen Systems (2018) (Bild: BFSV)

Verbesserungsvorschläge und Fragen

Muster 1 ist nur deshalb die günstigste Art der Verpackung gemäß Tabelle, weil das Füllgewicht am höchsten ist. Die tiefgezogene Schale und der tiefgezogene Schnappdeckel sind jedoch extrem steif, die Ausgangsfolie vor dem Tiefziehen ist eindeutig zu dick und beide könnten um circa die Hälfte reduziert werden. Warum darüber hinaus einen doppelten Originalitätsverschluss? Siegelplatine und Sicherungsetikett?

Die Muster 2 und 3 haben eindeutig zu dicke und unnötig steife Schalen. Der Hersteller sollte die Foliendicke des Unterteils schrittweise um jeweils 50 my zur gerade noch tolerierbaren Steifigkeit reduzieren, die zu erwartende Größenordnung sollte hier 250 my betragen.

Muster 4 ist schon fast als provokativ zu bezeichnen. Wieso eine so extrem massive, gespritzte Schale und darüber hinaus noch einen gespritzen Deckel aus Kunststoff trotz dazwischen aufgesiegelter dünner und höchst aufwendig bedruckter Folie einsetzen, die Sekunden nach erstem Gebrauch sofort im Müll landet? Beide, Schale und Deckel, weisen immer noch die heute bereits schon lange nicht mehr gebräuchlichen viel zu großen linsenförmige Anspritzpunkte auf. Empfehlung an den Hersteller: Wanddicken um die Hälfte reduzieren und somit viel Geld sparen. Und nur noch unbedruckte transparente Siegelplatinen. Komme keiner, es würden dadurch weniger Packungen verkauft.

Muster 5 weist das niedrigste Tara auf. Und siehe da: das Produkt verkauft sich gut. Würde der Hersteller dann noch die Füllgutmenge erhöhen, was unschwer möglich ist, er wäre der günstigste. Zwischen zwei dünnen Folien wird der Schinkenaufschnitt eingesiegelt. Welch himmelweiter Unterschied zu Muster 10.

Bei den Mustern 6 bis 10 handelt es sich um Packungen, die nach dem FFS-Verfahren hergestellt, befüllt, begast und versiegelt wurden. Vergleichen wir nur einmal die Tara von Muster 2 mit Muster 10, so ist das ein Verhältnis von 1 zu mehr als 3 oder anders ausgedrückt: Villani braucht mehr als das Dreifache an Kunststoff zur Verpackung der gleichen Gewichtsmenge als Rewe Emmentaler. Das ist heute in der Zeit des Verpackungsgesetzes nicht mehr tragbar, nicht mehr nachvollziehbar mit völlig überflüssigen, allergrößten Abmessungen darüber hinaus.

Muster 7 und 10 fächern auch noch ex­trem weit die Scheiben auf und Muster 10 mit dem kuriosen, nahe an einer Mogelpackung vorbeischrammenden Netto-Gewicht von nicht verbraucherfreundlichen 110 g pro Packung ist einfach zu kritisieren. Ist dem Inverkehrbringer denn nicht aufgefallen, welchen hohen Preis er allein für die Entsorgung bezahlt? Wieso akzeptiert das der Handel immer noch?

Über die BFSV

Der Ursprung des Hamburger Verpackungsinstituts liegt im Hafen. Hier wurde 1954 die Beratungsstelle für seemäßige Verpackung (BFSV) gegründet: Reeder und verladende Unternehmen brauchten qualifi­zierte Hilfe, um Transport­schäden in den Griff zu bekommen. Die enge Ver­bindung zwischen praktischen Anforde­rungen und wissenschaftlicher Arbeit ist bis heute Markenzeichen des Instituts.

Dabei hat das Institut die Entwicklung über die Kernthemen hinaus voran­getrieben. Die Vernetzung mit den Departments Verfahrenstechnik und Öko­tropho­logie der HAW Hamburg wurde intensiviert. So kann die BFSV die Stärken der am HAW-Standort Bergedorf etablierten Wissenschaften stärker nutzen.

Die Arbeit der BFSV stützt sich auf vier Säulen:

  • die Verpackungsforschung,
  • die Beratung für die Praxis,
  • die Verpackungsprüfung,
  • und die wissenschaftliche Lehre.

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