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(Bild: Redaktion)

In Anerkennung dieses Trends lancierte Pharmapack Europe 2019 in Zusammenarbeit mit Adelphe den ersten Eco-Design-Award in der Kategorie Gesundheitsprodukte, mit dem Verpacker Lösungen vorstellen konnten, die einen Beitrag zur Abfallreduzierung und zur Steigerung der Recyclingfähigkeit geleistet haben.

In der Vergangenheit hatten Pharmaverpacker aus mehreren Gründen die Einbeziehung von Umweltfreundlichkeit und Nachhaltigkeit in ihren Herstellungs- und Vertriebsprozess nicht priorisiert. Erstens lässt der Wert von Arzneimitteln im Gegensatz zu vielen Konsumgütern die Kosten für Verpackung und Logistik in den Schatten stellen. Außerdem muss der stark regulierte Sektor sicherstellen, dass seine Verpackung diese lebenswichtigen Produkte schützt und konserviert, um Wirksamkeit und Sicherheit zu gewährleisten.

Greg Anderson, Geschäftsführer von Pharmacentric Solutions und Jurymitglied des Pharmapack Award, weist darauf hin, dass Arzneimittelverpackungen sehr selten aufwendig gestaltet sind, weil Unternehmen versuchen, sie so kostengünstig wie möglich herzustellen. Und auch, weil rezeptpflichtige Medikamente keine attraktive Verpackung erfordern, wie es Consumer-Healthcare-Produkte tun: „Die meisten Verpackungen für feste Dosen sind sehr einfach, hauptsächlich aufgrund der Tatsache, dass Konsumenten, wenn sie ihr Rezept erhalten, es für das Medikament und nicht für die Marke erhalten. Es befindet sich hinter der Theke, weshalb die Optik der Verpackung nicht entscheidend ist.“

Treiber des Wandels

Was treibt die Verpackungsindustrie also dazu, Nachhaltigkeit viel ernster zu nehmen? Laut Anderson ist die Verlagerung zum Teil auf Medikamenten-Einzelhandel und Krankenhäuser zurückzuführen, die große Mengen an pharmazeutischen Produkten kaufen und die Lieferanten ständig dazu auffordern, in ihren Verpackungsprozessen Nachhaltigkeit zu fördern.

„Einige nordische Länder haben im Rahmen ihres Ausschreibungsprozesses eine Lebenszyklusanalyse für Verpackungen eingeführt – das ist ein wirklich zukunftsweisender Schritt“, kommentiert er. „Und mit Medikamenten, die Geräte wie Inhalatoren und Injektoren erfordern, haben Krankenhäuser nun Nachhaltigkeitsteams, die sich eingehender damit befassen. Sie sind immer noch unglaublich klein, aber es ist ein Anfang.“

Delphine Pernot, Managerin für Öko-Design-Dienstleistungen bei Adelphe und ein weiteres Jurymitglied der Pharmapack Awards, erklärt, dass Kunden im Gesundheitssektor zunehmend erwarten, dass die Verpacker sich der Umweltprobleme bewusst sind, vollständige Transparenz über ihre Prozesse zeigen und wie sie Nachhaltigkeitsfragen behandeln.

Wenn Verpacker weiterhin eine Betriebsgenehmigung haben möchten, müssten sie die Interessengruppen zufriedenstellen, die dieses Thema ernst nehmen: „Das Hauptziel der Pharmaunternehmen ist es, die Gesundheit zu verbessern. Wenn sie gleichzeitig die Umwelt schädigen, dann ist das ist nicht konsistent.“

Bisherige Gewinner

Der erste der beiden gemeinsamen Gewinner des Pharmapack-Eco-Design-Award 2019 war Sterile Cosmetics von RPC Bramlage. Die gemeinsam mit Pierre Fabre Cosmetic entwickelte Lösung besteht aus einem Sterilspender und einem Airless-Behälter, einschließlich Beutel-in-Flasche-Technologie, mit dem Patienten sterile Creme entnehmen können, ohne dass Konservierungsmittel zum Einsatz kommen müssen. Die Pumpe besteht laut Hersteller zu 100 Prozent aus Kunststoff und ist zu 100 Proezent recycelbar.

Kern des ausgezeichneten Designs von RPC Bramlage und PFCs ist eine kleine Metallkomponente in der Pumpe, die zuvor für das Recycling problematisch war.

Die von Rondo mitentwickelte lyophilisierte Pulverpackung Cimzia 200 mg/Fläschchen von UCB Pharma wurde ebenfalls mit dem Eco-Design-Award für die Integration neuer und innovativer Verpackungsmerkmale ausgezeichnet, die sich auf Verpackungsgröße, Recyclingfähigkeit, Nachhaltigkeit und Abfall konzentrieren.

Ganzheitlicher Ansatz

Angesichts der bevorstehenden Frist für die Einreichungen für 2020 werden die Juroren nach Aussagen von Pernot nach pharmazeutischen Verpackungsdesigns Ausschau halten, die auf einem ganzheitlichen Ansatz hinsichtlich ihres ökologischen Fußabdrucks beruhen, der die gesamte Lebensdauer des Produkts berücksichtigt und einfacher zu zerlegen ist.

So müssen die verschiedenen Kunststoff- und Metallteile einer Verpackung leicht voneinander zu entfernen sein. Auch werden Unternehmen danach beurteilt, ob sie sich den Herausforderungen in Bezug auf Nachhaltigkeit und Recycling in den spezifischen Märkten stellen, in denen ihre Produkte verkauft werden.

Was sind also die ersten einfachen Ansätze, die Arzneimittelhersteller auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit anvisieren sollten? Anderson ist der Ansicht, dass sie von Anfang an einen Top-Down-Ansatz verfolgen und alle Stakeholder einbeziehen müssen: „Sie müssen ihr Portfolio überprüfen, um zu identifizieren und zu priorisieren, wo sie ihre Verpackung optimieren können. Dabei geht es sowohl darum, die schnell umsetzbaren Verbesserungen zu realisieren, aber auch den gesamten Betrieb zu durchleuchten.“

Es sei eine gute Strategie, eine Nachhaltigkeitsstelle innerhalb des Unternehmens zu schaffen, die den Dialog mit Kunden sucht und sich dann auf einige realisierbare Projekte konzentriert. „Wählen Sie einfach zwei oder drei Punkte aus, arbeiten Sie mit Ihren Lieferanten zusammen und erstellen Sie eine kurz- bis mittelfristige Liste mit Zielen. Denn die einfache Regel lautet: Wenn Sie Kohlenstoff sparen, sparen Sie Geld.“

Eine solche Strategie hat zusätzliche Vorteile in Form von höherer Effizienz und geringeren Kosten. Pernot erklärt: „Wenn Sie eine Ihrer Flaschen oder Komponenten leichter machen können, ist sie schneller herzustellen, benötigt aber auch weniger Material, was einen doppelten Vorteil darstellt.“

Laut Pernot kann es für Unternehmen, die zögern, Änderungen vorzunehmen, möglicherweise später noch teurer werden. Als Beispiel nennt sie den Ersatz von PVC in Blisterverpackungen durch recycelbarere Materialien. Hier würden sich viele Herstellern schwertun – nicht so sehr aufgrund technischer Schwierigkeiten, sondern eher aufgrund der wahrgenommenen Kostenbeschränkungen. „Die Branche sollte verstehen und erkennen, dass Änderungen an der Verpackung dringend erforderlich sind, und dies wird früher oder später eintreten“, schließt sie. „Wenn sie darauf warten, dass Vorschriften eingeführt werden und sich ändern müssen, wird das für sie meiner Meinung nach teurer.“

Die Messe auf einen Blick

  • Was: Pharmapack Europe
  • Wann: 5. bis 6. Februar 2020
  • Veranstalter: Informa
  • Wo: Paris Expo, Porte de Versailles Hall 7.2, Paris, Frankreich
  • Preise: ab 75 Euro
  • Weitere Infos: www.pharmapackeurope.com

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