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(Bild: Herma)

Wie lassen sich die Berge von leeren Verpackungen konsequent wiederverwerten für hochwertige neue Kunststoffprodukte und Verpackungen? In einem gemeinsamen Projekt zeigen Schäfer-Etiketten, Polifilm und der Selbstklebespezialist Herma, wie sich der Stoffkreislauf auch bei Polyolefinverpackungen (PE und PP) clever schließen lässt. Das Projekt wurde jetzt für die Plastics Recycling Awards Europe in der Kategorie „Product Technology Innovation“ nominiert, die am 26. März 2020 in Amsterdam vergeben werden. Die Handelskette dm zeigt ebenfalls Interesse an dem Projekt. dm hat 2018 das Rezyklat-Forum als Austauschplattform zum Thema Kreislaufwirtschaft initiiert. „Es ist ein vielversprechendes Projekt. Denn es kann effektiv die Recyclingquote von haushaltsnahen Kunststoffverpackungen nennenswert steigern und gleichzeitig die Qualität der wiederaufbereiteten Granulate erhöhen“, sagt Dagmar Glatz, bei dm verantwortlich für das Thema nachhaltige Verpackungen. Das Konzept von Schäfer-Etiketten, Polifilm und Herma schlägt dazu zwei Fliegen mit einer Klappe: den innovativen Einsatz von Rezyklaten und deren Kreislauffähigkeit.

Weltweit wohl einzigartig

Auf Basis von Herma Haftmaterial und einem Produkt von Polifilm hat Schäfer-Etiketten ein PE-Etikett produziert, das zu 100 Prozent aus Post Consumer Rezyklat (PCR; aus recycelten Milchflaschen) besteht. Bei diesem Material ist selbst der Trägerkunststoff des Weißpigments – das sog. Masterbatch – aus PCR PE. Ein solches Etikett ist derzeit weltweit wahrscheinlich einzigartig. Es zeigt für sich allein schon auf, welche werthaltigen Anwendungsmöglichkeiten für hochwertige PE-Rezyklate in Frage kommen. Im Herbst waren Polifilm, Schäfer-Etiketten und Herma für ein anderes PE-Etikett mit dem Deutschen Verpackungspreis ausgezeichnet worden. Dieses bestand ebenfalls komplett aus Rezyklat, das allerdings jeweils hälftig aus Hausmüll und Industrieabfall gewonnen wurde. „Aktuell werden Polyolefin-Verpackungen oft noch samt Etiketten – und somit inklusive sämtlicher Druckfarben, Lacke und Etikettenkleber – recycelt. Das führt zu Qualitätseinbußen“, sagt Volker Hurth, Key Account Manager Kosmetik von Schäfer-Etiketten. „Die Folge: Wir haben irgendwann Unmengen an Blumentöpfen und Parkbänken, verwenden aber immer noch virgin plastics oder nur geringe Mengen Rezyklate in Kosmetikverpackungen.“

Wash-off Haftkleber beseitigt Hürde

Eine große Hürde für ein echtes Recycling von Polyolefinverpackungen beseitigt jetzt der innovative Wash-off-Etikettenhaftkleber 62Rpw von Herma, der auch bei dem Award-nominierten Produkt zum Einsatz kommt. Er stellt sicher, dass Etiketten wirklich rückstandsfrei wieder abgewaschen werden können – und damit samt Kleber und Druckfarben aus dem Wertstoffstrom aussortiert werden können. Dafür gab es im Falle von Polyolefinverpackungen bislang keine praktikable Lösung. „Das ist ein ganz entscheidender Schritt, um sehr reines Granulat zum Beispiel aus Shampooflaschen zurückzugewinnen. Nur so lässt sich der Einsatz von neuem PE-Material dramatisch reduzieren und Ressourcen schonen“, sagt Herma Geschäftsführer Dr. Thomas Baumgärtner. „Die Möglichkeiten unseres speziellen Wash-off Haftklebers haben wir im letzten Jahr bereits für PET-Flaschen unter Beweis gestellt. Dass wir eine ähnlich Lösung nun auch für PE-Kunststoffe haben, macht uns sehr stolz.“

Nicht nur sauber, sondern rein

Entsprechende Wash-off-Tests erfolgten bei Sorema, einem marktführenden Anbieter von Anlagen für das Kunststoffrecycling. Dort wurden etikettierte PE-Shampooflaschen, die dm-drogerie markt zur Verfügung gestellt hatte, zerkleinert und dann bei 70 Grad gewaschen. Mittels Windsichtung wurden Kunststoffflakes und Etikettenfolienschnipsel voneinander getrennt. „Die kleinen Flakes waren völlig frei von Farbe und Klebstoff. Wir erhielten also sehr hochwertiges Rohmaterial“, bestätigt Lorenza Lombardi, Managerin des Entwicklungslabors bei Sorema. Der Schritt hin zu einem weitgehend geschlossenen Kreislauf ist nun nicht mehr groß. „Wir müssen diese beiden Innovationen nur noch kombinieren mit intelligenter Sortiertechnologie, etwa mit unsichtbaren Barcodes oder fluoreszierenden Markern“, resümiert Volker Hurth von Schäfer-Etiketten. „Wir haben hier eine Lösung, die den Stoffkreislauf wirklich voranbringen kann – vorausgesetzt, die Recycler stellen auch bei PE/PP von der Kalt- auf die Heißwäsche um“, sagt Volker Hurth. „Das ist bei PET-Flaschen heute schon selbstverständlich. Das sollte es uns auch bei PE/PP wert sein.“

Herma im Kurzprofil

Die Herma GmbH mit Hauptsitz in Filderstadt ist ein führender europäischer Spezialist für Selbstklebetechnik. Die Unternehmensgruppe erzielte im Geschäftsjahr 2018 in drei Geschäftsbereichen mit 1.051 Mitarbeitern einen Umsatz von rund 361,3 Mio. €.

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Unternehmen

Herma GmbH

Heinrich-Hermann-Str. 14
70794 Filderstadt
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