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(Bild: Sabelskaya – Adobe Stock)

Das Image von Kunststoffverpackungen hat gelitten – augenfällig wird das am gerade beschlossenen Verbot von Einkaufstaschen aus Plastik. Sie werden jetzt durch Tüten aus Papier oder Jute ersetzt, obwohl bekannt ist oder sein sollte, dass diese keine bessere Ökobilanz aufweisen als die Plastiktüte. Auch Hersteller im Food-Bereich – jüngste Beispiele sind Frosta und Ritter Sport – stellen auf Papierverpackungen um.

D4R: Weniger ist mehr

Warum hat Kunststoff einen so schlechten Ruf? Ein Grund ist, dass sich Kunststoffverpackungen teilweise deutlich schlechter recyceln lassen als andere.

„Grundsätzlich gilt: weniger ist mehr“, erklärt Christina Schulz, Expertin für Design for Recycling (D4R) beim Grünen Punkt. „Je weniger unterschiedliche Materialien verarbeitet werden, um eine Verpackung zu gestalten, desto besser.“ Etiketten können hier ein Problem werden: „Am besten sind Sleeves oder Etiketten, die so gestaltet sind, dass sie die automatische Sortierung nicht behindern, im Recycling leicht abgetrennt oder zusammen mit der Verpackung recycelt werden können.“

So wird es eng für einen Kunststoffbecher mit einer großflächigen Papierbanderole – die Sortiermaschine erkennt nur die Banderole und befördert den ganzen Becher in die falsche Fraktion. Andere Bestandteile gefährden das Recycling selbst: „Barriereschichten lassen sich nicht mehr abtrennen. Wenn eine Barriere nötig ist, dann eine, die mit dem Verpackungsmaterial zusammen verträglich recycelt werden kann“, so Schulz. Eine EVOH-Barriere lässt sich bei einer Verpackung aus Polypropylen (PP) noch vertreten – bei einer PET-Flasche macht sie das Recycling unmöglich.

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Im Gelben Sack und der Gelben Tonne gesammelte Wertstoffe werden nach der Sortierung zu Ballen gepresst. (Bild: Tong 2530 – Adobe Stock)

Recyclingfähigkeit bewerten

Für Hersteller ist es oft nicht einfach, die Recyclingfähigkeit ihrer Verpackungen einzuschätzen. „Wir haben daher ein digitales Werkzeug entwickelt, das unseren Kunden dabei hilft“, so Ina Becker, Produktmanagerin Nachhaltigkeit beim Grünen Punkt. Der „Recycling-Compass“ gibt in wenigen Schritten eine Einschätzung über die Recyclingfähigkeit ab und erfüllt die Standards vom Institut Cyclos-HTP und der Zentralen Stelle Verpackungsregister.

„Natürlich gibt es Fälle, die man individuell betrachten muss, dann fordert das Tool zu einer Einzelfalluntersuchung auf“, erläutert Becker. Eine solche Analyse macht der Grüne Punkt oder auch das Institut Cyclos-HTP. „Das Ergebnis ist das Zertifikat eines unabhängigen Sachverständigen mit einer prozentualen Angabe der Recyclingfähigkeit.“ Gerade bei Verpackungsumstellungen oder für Verpackungen mit hohen Stückzahlen ist eine solche vertiefte Bewertung sinnvoll.

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Im Recycling werden die Verpackungen zunächst zerkleinert und gereinigt. (Bild: Digitalstock – Adobe Stock)

Schulung unersetzlich

Auch wenn mit dem Recycling-Compass ein einfaches und zuverlässiges Tool zur Verfügung steht – eine fundierte Schulung zum Thema D4R kann er nicht ersetzen. Die Nachfrage nach entsprechenden Seminaren steigt – der Grüne Punkt bietet verschiedene Workshops an. Für große Unternehmen lohnen sich auch Inhouse-Workshops, bei denen ganze Abteilungen geschult werden. Denn: In der Ausbildung der Verpackungsingenieure spielt das Thema Nachhaltigkeit bislang noch keine große Rolle.

Neben dem Recycling der Verpackung wird es für Hersteller immer wichtiger, Rezyklate einzusetzen. „Aus dem Regal zurück ins Regal – das wollen wir für möglichst viele Verpackungen erreichen“, betont Becker.

Um für Verbraucher deutlich zu machen, dass der Rohstoff tatsächlich aus ihrem Abfall kommt, den sie zu Hause in den Gelben Sack oder die Gelbe Tonne gesteckt haben, hat der Grüne Punkt ein entsprechendes Siegel angestoßen. „Das RAL-Gütezeichen ,%-Recycling-Kunststoff´ zeigt an, welcher Anteil einer Verpackung oder eines Produktes tatsächlich aus dem gelben Sack zu Hause stammt“, so Becker. Die RAL-Gütegemeinschaft, der Becker vorsteht, verzeichnet eine wachsende Zahl von Mitgliedern.

Wie groß der Druck auf den Werkstoff Plastik schon geworden ist, zeigen wieder die Beispiele vom Anfang: Sowohl der Frosta-Beutel als auch die Ritter-Folienverpackung waren optimal fürs Recycling gestaltet. Trotzdem bevorzugen die Hersteller Papierverpackungen, um mit ihnen beim Endverbraucher zu punkten.

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