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(Bild: Ball)

Verpackungen sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Ohne sie wäre es unmöglich, Lebensmittel und Getränke sicher zu transportieren. So helfen sie, nicht nur Produkte, sondern auch Ressourcen zu schützen. Gleichzeitig wird das Thema Lebensmittelverpackung in der Öffentlichkeit zum Teil sehr emotional diskutiert – Forderungen nach Verboten oder Strafzöllen laufen regelmäßig über den Ticker. Umso wichtiger ist es für Verpackungshersteller, ihren Beitrag zu leisten und nachhaltigem Handeln oberste Priorität einzuräumen. Der weltweit größte Getränkedosenhersteller Ball ist an vielen Fronten aktiv, um hohe Produktqualität mit einer möglichst geringen Umweltbelastung in Einklang zu bringen.

Materialeffizienz

Bei Getränkedosenherstellern entfällt der mit Abstand größte Teil der Rohstoffkosten auf Metall. Daher zählt es zu den wichtigsten Aspekten, Metall effizient zu verwenden – aus ökonomischen, aber auch aus ökologischen Gründen. Ball konzentriert sich dabei auf zwei Bereiche: Zum einen geht es darum, die Dicke des Ausgangsmaterials weiter zu reduzieren. Dieses sogenannte „Downgauging“ ermöglicht, dass mehr Ronden und damit mehr Dosen aus einem Kilogramm des angelieferten Metalls hergestellt werden können. Dazu gehört auch, den Beschnitt und damit den Metallausschuss so klein wie möglich zu halten. Zum anderen konzentriert sich Ball auf die Reduzierung des Dosengewichts, intern als „Lightweighting“ bezeichnet. Hier geht es darum, die Wandstärke der Dose weiter zu verringern sowie Materialeinsparungen am Deckel zu realisieren.

Claudia Bierth, European Sustainability Manager Ball Packaging Europe, erklärt: „In den vergangenen Jahren haben wir viel geleistet, um das Gewicht der Dose zu reduzieren – verglichen mit den 80er-Jahren konnte das Gewicht einer 330-ml-Standarddose um fast 40 Prozent gesenkt werden. Mittlerweile ist die Dosenwand dünner als ein menschliches Haar. Wir werden auch in Zukunft kleinere Einsparungen realisieren können. Einerseits durch noch bessere Fertigungstechniken, andererseits auch dadurch, dass wir verstärkt auf Slim-Dosen setzen. Denn durch den kleineren Boden und Deckel lassen sich im Vergleich zur Standarddose Gewichts- und damit Materialeinsparungen erzielen.“

Recycling: Jede Dose zählt

Die Recyclingquote ist einer der wichtigsten Indikatoren für die Umweltbelastung einer Getränkeverpackung – gerade bei der Aluminiumdose. Denn der Energiebedarf für das Umschmelzen von Aluminium ist bis zu 95 Prozent gering als für die Gewinnung von Primäraluminium. Das bedeutet, dass sich die Ökobilanz des Werkstoffes mit jeder Wiederverwendung verbessert. In Zahlen: Das Recycling von 1 kg Aluminium verhindert den Ausstoß von 20 kg CO2.

Aluminium ist vollständig und nahezu unendlich oft wiederverwertbar. Dabei bleiben Qualität und physikalische Eigenschaften im Vergleich zu Primäraluminium unverändert. Das macht das Material so wertvoll – und so begehrt. Die Verwendungsmöglichkeiten sind vielfältig, beispielsweise in der Automobilindustrie, im Baugewerbe, in der Raumfahrt oder für die erneute Herstellung von Getränkedosen. Es entsteht kein Abfallprodukt. So wird Aluminium überwiegend nicht verbraucht, sondern genutzt und anschließend immer wieder erneut nutzbar gemacht. Je höher die Recyclingrate, desto besser für die Umwelt.

Aluminiumgetränkedosen sind von Grund auf recyclingfreundlich konzipiert. Da sie aus nur einem Material bestehen, müssen keine Einzelteile oder Bestandsstoffe voneinander getrennt werden. Die Technologien zum Sortieren und Recyceln von Aluminiumgetränkedosen, also der Einsatz von Wirbelstromabscheidern und das Einschmelzen, sind daher vergleichsweise einfach und günstig. Auch die dafür notwendige Sammel-, Sortier- und Verwertungsinfrastruktur ist flächendeckend vorhanden. So sind Getränkedosen bereits heute Teil einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft.

Dass dies keine Theorie, sondern gelebte Wirklichkeit ist, zeigen die hohen Recyclingraten von aktuell durchschnittlich 74,5 Prozent in Europa – wobei die Mehrheit des in Europa gesammelten Aluminiums auch in Europa recycelt wird. In Deutschland gelangen sogar 99 von 100 Getränkedosen zurück in den Materialkreislauf.

Speziell in Ländern mit vergleichsweise niedrigen Quoten arbeitet Ball mit Regierungen und lokalen Behörden zusammen, um die Recyclingraten zu erhöhen. Investitionen sind dabei ein wichtiges Instrument. Denn neben dem Ausbau der Sammelinfrastruktur und der Einführung von Einwegpfandsystemen kann der Einsatz moderner Technologien für Sortierung und Materialrecycling helfen, Recyclingraten zu verbessern. In Ländern ohne Pfandsystem zählt auch die direkte Kommunikation mit den Verbrauchern dazu – beispielsweise im Rahmen des Recyclingprogramms „Jede Dose zählt“, das es in 14 europäischen Ländern gibt.

Neue Ökobilanz dokumentiert Fortschritte

Wie eine aktuelle europäische Ökobilanz zur Aluminiumgetränkedose zeigt, konnten die Kohlenstoffemissionen von Aluminiumdosen in den vergangenen zehn Jahren im Durchschnitt um 31 Prozent gesenkt werden. Die zentralen Faktoren, die diese Fortschritte ermöglicht haben, sind neben erhöhten Recyclingraten kontinuierliche Verbesserungen in den Prozessen der Aluminiumproduktion und der Dosenherstellung sowie ein verringertes Dosengewicht. Für eine 330-ml-Dose zeigt die Studie für den Zeitraum zwischen 2006 und 2016 eine Reduzierung des Aluminiumbedarfs um zwölf Prozent, eine Senkung des Strom- und Wärmeverbrauchs um 35 Prozent durch effizientere Dosenherstellungsprozesse sowie eine Verringerung des Gewichts der Dose um vier Prozent. Gleichzeitig stieg die Recyclingquote für Aluminiumgetränkedosen in ganz Europa von 50 auf 73 Prozent im Jahr 2014 – dies entspricht einer Steigerung von nahezu 50 Prozent.

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Vergleicht man die Energiebilanz der Herstellung von Primär- und Sekundäraluminium, so spart das Recyceln 95 Prozent der Energie. (Bild: Monty_Rakusen)

Transparenz entlang der Wertschöpfungskette

Ball setzt sich selbst hohe Nachhaltigkeitsziele. Doch um die Bilanz der Getränkedose weiter zu optimieren, genügt es nicht, nur vor der eigenen Haustüre zu kehren. Deshalb hat sich Ball in diesem Jahr gemäß dem Standard der Aluminum Stewardship Initiative (ASI) zertifizieren lassen. ASI ist eine Multi-Stakeholder-Initiative mit dem Ziel, eine verantwortungsvolle Gewinnung und Produktion von Aluminium sowie einen ressourcenschonenden Umgang mit Aluminiumprodukten entlang der gesamten Wertschöpfungskette im Aluminiumsektor zu ermöglichen. In einer Zeit, in der Verbraucher mehr Nachhaltigkeit für verpackte Waren fordern, möchte ASI das tun, was die Forestry Stewardship Council (FSC) Zertifizierung für Papier und Holz getan hat – nachhaltiges Handeln der Aluminiumindustrie fördern und für die Allgemeinheit sichtbar machen.

Ball hat sich gemäß „ASI Performance Standard“ sowie gemäß „Chain of Custody (COC) Standard“ zertifizieren lassen. Ersterer misst die Anstrengungen eines Unternehmens in den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung. Neben Vorgaben zur Reduzierung von Treibhausgasen und Emissionen erfasst der Standard auch den Umgang mit Abfallprodukten der Aluminiumproduktion, mit Wasserressourcen sowie Fragen der biologischen Vielfalt. Zudem sind Unternehmen aufgefordert, den gesamten Lebenszyklus zu betrachten und das Recycling voranzutreiben. Weitere Standards betreffen unter anderem die Unternehmensintegrität und Menschenrechte.

Der ASI COC Standard beschreibt, unter welchen Voraussetzungen Aluminium eine Zertifizierung entlang der gesamten Wertschöpfungskette erhalten kann. Im Fall von Ball verknüpft er alle nach ASI Performance Standard zertifizierten Tätigkeiten – vom Bauxitabbau und dem Einschmelzen über das Gießen und Walzen bis hin zur Dosenproduktion und Abfüllung. Ziel ist es, alle Glieder zu verbinden und am Ende des Tages ASI-zertifizierte Getränkedosen in den Handel zu bringen.

Fiona Solomon, CEO, Aluminium Stewardship Initiative, erläutert: „Eine ASI Zertifizierung ist für Kunden und andere Stakeholder der unabhängige und glaubwürdige Beleg, dass Unternehmen der Aluminiumindustrie nachhaltig handeln. Deshalb bin ich davon überzeugt, dass Programme wie ASI, die die gesamte Lieferkette beleuchten, immer wichtiger werden.“

Bierth ergänzt: „Ich spüre in meiner Arbeit fast täglich, wie intensiv und emotional hierzulande über die Umweltbilanz von Getränkeverpackungen debattiert wird. Dabei setzt sich zunehmend die Erkenntnis durch, dass es eben keine einfache Pauschalantwort auf die Frage gibt, welcher Verpackungstyp denn nun der nachhaltigste sei. Die Karten wurden neu gemischt. Mehrweg ist nicht mehr automatisch besser als Einweg. Das liegt vor allem an der starken Zunahme des Anteils der Individualgebinde. Eine aktuelle Studie der Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung zeigt, dass dieser in 2017 bereits 43 Prozent betrug und bis 2022 voraussichtlich auf 47 Prozent steigen wird. Heute gilt: Um eine echte Kreislaufwirtschaft zu verwirklichen und die Klimaziele zu erreichen, brauchen wir beides – Mehrweg und Einweg. Und beide Systeme müssen weiter optimiert werden. Der Abfüller sucht sich dann je nach Vertriebsweg und Konsumsituation die für das jeweilige Produkt beste Verpackungslösung aus – ergebnisoffen und frei von Ideologie. Das wäre für die Umwelt das Beste.“

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Die ASI-Zertifizierung aller Ball-Werke in Europa dokumentiert die Nachhaltigkeitsperformance und ermöglicht Transparenz entlang der Wertschöpfungskette. (Bild: Monty_Rakusen)

Auswirkungen eines 70-Prozent-Szenarios

Zuletzt hatte eine Studie der Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung (GVM) auf Basis der Marktsituation von 2017 gezeigt, welche Auswirkungen der nach Verpackungsgesetz (VerpackG) angestrebte Mehrweganteil von 70 Prozent hätte. Demnach müssten 9,7 Milliarden Liter Getränke von Einweg mit Pfand auf Mehrweg umgewandelt werden – eine Menge, die größer ist als der gesamte deutsche Biermarkt. In Konsequenz würden 37 Prozent mehr Lkw benötigt, um alle vollen und leeren Flaschen durch die Republik zu fahren. Das entspräche einer jährlichen CO2-Zunahme von 400.000 t – vergleichbar mit mehr als 6,5 Millionen Flügen von Frankfurt nach Berlin. Zudem würde das Abfallaufkommen um 2.000 t pro Jahr zunehmen und sich der Aufwand des Leerguthandlings deutlich erhöhen.

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