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neue verpackung im Interview mit Thomas Rupp... (Bild: Redaktion)

neue verpackung: Der Schutz von Mensch, Maschinen und Produktionsprozessen steht für Euchner im Mittelpunkt. Wird das Erreichen dieses Ziels durch fortschreitende Automatisierung und immer mehr verbauten Sensoren eigentlich einfacher, oder durch die steigende Komplexität schwieriger?

Stefan Euchner: Im Prinzip beides. Wir verstehen unsere Aufgabe als Hersteller von industrieller Sicherheitstechnik darin, unseren Kunden passende und zukunftsfähige Produkte und Lösungen anzubieten, mit denen sie ihre Automatisierungs- und Steuerungskonzepte jetzt und in Zukunft umsetzen können. In den letzten Jahren ist sehr viel passiert. In faktisch jedem kleinen Schalter steckt heute in irgendeiner Form Intelligenz, also Mikroprozessoren, die dann auch Daten erfassen beziehungsweise erzeugen. Diese Daten stellen wir zur Verfügung. Hierfür haben unsere neuesten Produkte eine einheitliche Hard- und Softwareplattform, sodass wir stets auf dieselben Softwarepakete zurückgreifen können.

Thomas Rupp: Die Daten werden für Maschinenhersteller immer wichtiger. Die Schwierigkeit der Anwender heute besteht aber nach wie vor darin, mit den richtigen Algorithmen festzulegen, welche Daten für sie relevant sind, um ihre Prozesse produktiver und effizienter zu machen. Wir sind an dieser Stelle im Grunde nur der Lieferant von Grunddaten wie Anzahl der Schaltzyklen, Temperatur und Spannung. Eine konkrete Anforderung eines Kunden war beispielsweise die Angabe der Spannung. Heute ist dies ein Standard bei unseren Produkten. Maschinenbauer haben wiederum das Ziel, dass alle Sensoren untereinander kommunizieren können und diese Informationen an eine höhere Steuerung zu geben. In Summe heißt das: Maschinenbauer profitieren von einem schönen Datenpaket. 

Der Aspekt der fortschreitenden Automatisierung hat natürlich auch eine Art Schattenseite. Denn die Endanwender müssen mit diesen Entwicklungen ebenfalls Schritt halten. Und da gibt es einen riesigen Unterschied, ob eine Anlage in Mitteleuropa mit geeignetem Fachpersonal steht, oder in einem Land mit weniger gut ausgebildetem Personal, das mit solchen komplexen Anlagen weniger vertraut ist. Wobei das im Zuge des wachsenden Fachkräftemangels auch in Europa immer mehr zu einem Problem wird. Das liegt auch daran, dass in manchen Werken gleich drei oder vier verschiedene Bus­systeme zum Einsatz kommen und schlicht die Zeit fehlt, das Personal auf alle diese Systeme zu schulen.

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... und Stefan Euchner (links) (Bild: Redaktion)

neue verpackung: Mit weltweit mehr als 800 Mitarbeitern ist Euchner kein Zwerg, aber auch kein Riese. Trotzdem leisten Sie sich eine für Ihre Unternehmensgröße ungewöhnlich ausgeprägte Fertigungstiefe. Auf welcher Überlegung basiert diese Entscheidung?

Euchner: Das waren über die Jahrzehnte fließend ineinander übergehende Entscheidungen. Im Grunde ist die Wertschöpfungstiefe, wie wir sie heute darstellen, Stück für Stück aus ganz praktischen Gründen und unseren Anforderungen an die Qualität unserer Produkte entstanden. Beispielsweise wenn Zulieferer nicht die Verfügbarkeit oder Qualität bieten konnten, die wir benötigen. Grundsätzlich schließen wir aber nicht aus, einzelne Aspekte künftig wieder über Zulieferer abzudecken – wenn Angebot und Qualität stimmen. Daran werden wir schließlich gemessen.

neue verpackung: Von der Produktion zu den Produkten selbst: Die Türzuhaltung CTM wurde speziell mit Blick auf die Verpackungsindustrie entwickelt. Welche Besonderheiten standen dabei im Fokus?

Euchner: Wir haben im Vorfeld der Entwicklung des CTM eine Vielzahl namhafter Kunden aus dem Verpackungsbereich besucht, deren Bedürfnisse aufgenommen und unser Produkt darauf abgestimmt. Das waren Punkte wie eine geringe Abmessung, hygienegerechtes Design mit runden Kanten und lebensmittelechten Materialien. Was aber natürlich kein Ausschlusskriterium für andere Branchen darstellt – der CTM passt an alle kleinen Klappen und Türen, also beispielsweise auch bei einer Druckmaschine oder im Werkzeugmaschinenbereich.

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Die Türzuhaltung CTM wurde speziell mit Hinblick auf Anwendungen im Verpackungsbereich entwickelt. (Bild: Euchner)

neue verpackung: Durch verschiedene Zusatzfunktionen wird die Türzuhaltung zum regelrechten Smart Device. Mal ganz praktisch: Für was kann ich die vom CTM gesammelten Daten beispielsweise nutzen?

Rupp: Da wäre zum einen das Erfassen der Temperatur. Denn wenn der Schalter überhitzt, dann ist das ein Hinweis darauf, dass er bald ausfallen könnte – der Anwender kann ihn so rechtzeitig austauschen. Ebenfalls wichtig ist, dass wenn mehrere Schalter in Reihe geschaltet sind, auch der letzte Schalter die Spannung erhält, die er benötigt, um richtig zu funktionieren.

Die Anzahl der Schaltspiele wiederum gibt Auskunft darüber, wie oft eine Tür geöffnet wird. Bei einer automatisierten Verpackungsanlage sollte so eine Tür ja im Grunde gar nicht geöffnet werden müssen. Wenn diese Tür also plötzlich 10- bis 20-mal am Tag geöffnet wird, dann ist das ein klarer Indikator dafür, dass hier ein Problem vorliegt. Wir sind natürlich immer interessiert an Anregungen unserer Kunden, welche Daten zusätzlich künftig auslesbar sein sollten – und hier stehen wir auch kontinuierlich im Dialog.

neue verpackung: Mögen Sie uns an dieser Stelle schon etwas über die geplanten Weiterentwicklungen des CTM verraten?

Rupp: Im ersten Schritt haben wir eine bistabile Variante entwickelt, die den Bereich des Personenschutzes komplett abdeckt. Außerdem gibt es künftig weitere Anschaltungen, die typisch für den Verpackungsbereich sind, beispielsweise ASI. Die Entwicklungen wollten wir ursprünglich auf der diesjährigen interpack präsentieren, nun feiern wir damit auf einer der nächsten Messen Premiere.

 

Die Fragen stellte Philip Bittermann, Chefredakteur neue verpackung.

 

 

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