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Die Strategie- und Marketingberatung Simon-Kucher & Partners hat zu Beginn des Jahres 2020 Führungspersonen zu Trends in der Papier- und  Verpackungsindustrie befragt. Wie auch in den vergangenen Jahren dominieren Nachhaltigkeit und Digitalisierung das Trendradar. Die Branche weiß um ihre Bringschuld, handelt aber nur zögerlich. Ein Stimmungsbarometer der Unternehmensberatung vom Mai 2020 während der Corona-Krise zeigt: Die Auswirkungen von COVID-19 könnten die Branche zum Umdenken zwingen.

Vor allem im Bereich Nachhaltigkeit agieren Unternehmen noch immer sehr reaktiv: Zwar fordern Kunden und Händler immer häufiger nachhaltige Verpackungen, doch nur 12% der befragten Unternehmen geben an, das Thema aus eigener Intention und Vision voranzutreiben. Über die Hälfte der Unternehmen hat zudem noch keine klare Strategie, wenn es um Nachhaltigkeit geht und behilft sich lediglich mit verschiedenen Einzelinitiativen.  

Dr. Daniel Bornemann, Partner und Experte für Paper & Packaging bei Simon-Kucher & Partners, bestätigt:  „Wir sehen immer wieder, dass Nachhaltigkeit oft noch als ‚Hygienefaktor‘ gesehen wird, damit man für den Kunden interessant bleibt und somit eher einem positiven Image dient. Damit wird es schnell als Marketingthema abgestempelt und nicht aktiv als Wachstumspfad gefördert, beispielsweise um neue Produkte für den Massenmarkt zu entwickeln.“

Steigende Zahlungsbereitschaft für Nachhaltigkeit

Auch wenn durch das geänderte Nachfrageverhalten und die starke Refokussierung auf Versorgungssicherheit und Hygiene das Thema Sustainability in den letzten Wochen in den Hintergrund gerückt ist,  spricht mittelfristig allerdings einiges für einen strategischeren Ansatz im Bereich Nachhaltigkeit. Die Studienergebnisse zeigen, dass über ein Viertel der B2B-Kunden inzwischen bereit ist mehr für nachhaltige Produkte zu zahlen.

Dr. Bornemann sieht hier große Chancen: „Um diese zusätzliche Zahlungsbereitschaft abzuschöpfen, braucht es ein gutes ‚Storytelling‘, das im Vertrieb eingesetzt werden kann. Dabei müssen die Bedürfnisse der verschiedenen Kunden adressiert werden, da jeder andere Präferenzen hat.“

Digitalere Prozesse als neue Realität nach der Pandemie?

Auch die Digitalisierung ist weiterhin ein großes Thema in Branche, das sich vor allem auf die Prozesse im Unternehmen auswirkt. Für 37 Prozent der Befragten spielt die Digitalisierung vor allem bei Sales-Prozessen die wichtigste Rolle, dicht gefolgt von Produktions- und Logistik-Prozessen. Letztere profitieren vor allem von einer erhöhten Nachfrage nach Transparenz und Rückverfolgbarkeit.

Die Zahlen der Studie vom Anfang des Jahres lassen vermuten: Auch der Vertrieb zögert, die Möglichkeiten der Digitalisierung vollständig zu nutzen. Die Bedeutung von E-Commerce steigt zwar in der Branche, steht aber mit einem zukünftig erwarteten Anteil von 11 Prozent im Schatten des traditionellen Großkunden-  und Direktvertriebs, die bei den befragten Unternehmen mit rund 40 Prozent auch zukünftig als vorherrschende Vertriebskanäle gesehen werden.

Die  Auswirkungen von Corona könnten hier allerdings unerwarteten Aufschwung geben. Daniel Bornemann beobachtet zurzeit, dass durch die eingeschränkte Mobilität in den vergangenen Monaten in vielen Unternehmen Remote Selling zur neuen vertrieblichen Realität wurde. Für ihn ist klar: „Bisher schien es, als verschlafe die Industrie die Chancen, auf das Online-Level zu wechseln. Dabei wurde häufig der Bedarf an kundenspezifischen Einzellösungen im Vertriebsprozess überschätzt. Unternehmen waren zögerlich, den direkten „Offline-Vertrieb“ aus der Hand zu geben. Ich gehe jedoch davon aus, dass die Entwicklungen rund um die Covid-19-Pandemie einen wichtigen Impuls liefern, um hier ein Umdenken zu fördern und stärker in digitale Kanäle und Abwicklung zu investieren.“

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