„Grüne“ Verpackungen sind für Verbraucher oft undurchsichtig in ihrer Nachhaltigkeitsaussage.

„Grüne“ Verpackungen sind für Verbraucher oft undurchsichtig in ihrer Nachhaltigkeitsaussage. (Bild: Verbraucherzentrale NRW)

Viel grüne Farbe, ein natürliches Design und eine Vielzahl von Siegeln betonen häufig die Nachhaltigkeit des Verpackungsmaterials. Insgesamt 60 Verpackungen - 33 Drogerieartikel und 27 Lebensmittelprodukte - untersuchte die Verbraucherzentrale NRW, um herauszufinden, ob die Verpackungen tatsächlich so umweltfreundlich sind, wie sie es aufgrund ihres Äußeren suggerieren. Ausgewählte Beispiele wurden anschließend unter wissenschaftlicher Begleitung mit Verbrauchern begutachtet und diskutiert. Mit dem Ergebnis: Die Mehrzahl potenzieller Käufer bewertete die Produkte aufgrund ihrer Aufmachung deutlich nachhaltiger als die Fachleute der Verbraucherzentrale.

Als besonders problematisch stuft die Verbraucherzentrale Getränkekartons im Altpapier-Look ein, wie zum Beispiel von Bio-Milch. Philip Heldt, Umweltexperte der Verbraucherzentrale NRW, kritisiert: "Bei solchen Produkten vermuteten die Verbraucher, dass die Verpackung anschließend ins Altpapier gehöre. Dabei handelt es sich bei Getränkekartons um Verbundstoffe, die im gelben Sack entsorgt werden müssen." Auch Umverpackungen aus nachhaltig wirkendem Papier - beispielsweise bei Zahnpasta - suggerierten den Teilnehmenden besondere Öko-Qualitäten. Dabei ist die zusätzliche Umhüllung der Kunststofftube unnötig und verbraucht zusätzliche Ressourcen.

Aussagen wie "recyclebare Verpackung" oder "made for recycling" auf Verpackungen führten ebenfalls zu ungerechtfertigt positiven Beurteilungen durch die Konsumenten, so die Verbraucherzentrale NRW. Ein wirkungsvoller Marketingtrick, denn "hier wird mit Selbstverständlichkeiten geworben. Gesetzlich sind Verpackungen grundsätzlich so herzustellen, dass sie wiederverwendbar oder -verwertbar sind", erläutert Heldt.

Verpackungen von Drogerieprodukten positiv aufgefallen

Positiv aufgefallen sind bei potenziellen Käufern wie Experten dagegen Drogerieprodukte, deren Verpackung einen tatsächlich sehr hohen Anteil an recyceltem Plastik (mehr als 90 Prozent) aufweist. Teils wird sogar sogenanntes Social Plastic verwendet. Das ist Plastik, das aus der Umwelt aufgesammelt und dann wiederverwertet wird. Wird dieses Konzept auf der Verpackung erläutert und mit weiterführenden Links glaubwürdig belegt, komme dies bei den Konsumenten besonders gut an, so die Verbraucherzentrale NRW.

Schwer für die Befragten einzuordnen waren dagegen die Prozentzahlen und Hochrechnungen auf Großpackungen. Die Angaben sollen vermitteln, dass gegenüber kleineren Verpackungseinheiten Material und Transportwege gespart werden - ein tatsächlicher Gewinn in Sachen Nachhaltigkeit, der für die Verbraucher jedoch nicht auf Anhieb erkennbar war.

"Da es bei den Nachhaltigkeitsaussagen zur Produktverpackung noch keine Standards gibt, sind Verbraucherinnen und Verbraucher bei der Bewertung auf sich selbst gestellt. Dabei kommt es sowohl zu Greenwashing-Effekten als auch zu fehlerhafter Entsorgung", resümiert Heldt.

Die Untersuchung zu Nachhaltigkeitsaussagen auf Verpackungen entstanden im Rahmen des EU- und landesgeförderten Projekts Mehrwertkonsum.

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