Frosta

Frosta setzt Papierbeutel ein. (Bild: Frosta)

Aspekte wie fossile Rohstoffquellen und die damit verbundene Umweltverschmutzung, Mikroplastik in Flüssen und Meeren bis hin zu der großen Problematik des Plastikabfalls in den Weltmeeren haben weltweit die Verbraucher und Regierungen wachgerüttelt. Noch nicht im gleichen Maße im Fokus, aber ebenfalls relevant sind die vermuteten gesundheitlichen Risiken, die aus den Kunststoffen auf den menschlichen Körper übergehen. Dadurch werden aktuell zwei große Schwerpunktforderungen an Verpackungen von Handel und Verbrauchern immer lauter: Die Recyclingfähigkeit oder auch die Forderung nach plastikfreien Verpackungen.

Recycling von Kunststoffverpackungen

Die Recyclingfähigkeit von Kunststoffverpackungen scheitert dabei insbesondere an zwei wesentlichen Aspekten: Einer flächendeckenden Infrastruktur für Sammlung, Sortierung und Recycling in fast allen Ländern der Erde sowie einer sehr begrenzten Rezyklierbarkeit von Verpackungen, um den Einsatz für neue Verpackungen zu ermöglichen. Das mechanische Recycling hat seine Grenzen, die Kontaminierung von Rezyklaten schließt bis auf wenige Ausnahmen einen Einsatz bei Food, Non-Food, Kosmetika und Tiernahrung quasi vollständig aus. PET-Flaschen stellen hier die (un)rühmliche Ausnahme dar, werden sie doch zum Großteil einem funktionierenden Wiedereinsatz für Getränkeflaschen entzogen und für den einmaligen Einsatz in anderen Produkten von Textilien, Folien oder Produkten verwendet. Das hat zur Folge, dass frische Rohstoffe – in der Regel aus fossilen Rohstoffen – für die PET-Flaschen herangezogen werden. Zwar lässt sich dadurch „Rezyklateinsatz“ bei Verpackungen ausloben – dass am Anfang der Kette aber neue Rohstoffe zum Einsatz kommen, wird natürlich gern verschwiegen. Beim Verbraucher kommt das an, wie auch unsere eigene Umfrage in 2020 gezeigt hat: Recyclingfähige Verpackungen werden weniger nachhaltig eingestuft als Verpackungen aus Rezyklat. Das Eine bietet ein Versprechen für die Zukunft, das Andere ist bereits erfolgt.

Neue Recyclingtechnologien wie chemisches, lösemittelbasiertes oder enzymatisches Recycling bieten dafür zukünftig zwar sehr viel bessere Ansätze für den Rezyklateinsatz, sind aber noch im Entwicklungsprozess und erst auf dem Sprung zum industriellen Maßstab. Hier werden noch ein paar Jahre ins Land gehen, bis ein massentauglicher Einsatz zum Tragen kommen wird.

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Folie auf einer Faserverpackung ist per se kein Ausschlusskriterium für ein Faserrecycling. (Bild: Metsä Board)

Faserbasierte Verpackungen mit Barriere

Insgesamt greift daher der Ansatz zu kurz, auf recyclingfähige Verpackungen aus Kunststoffen allein zu setzen. Deutschland bietet zwar einerseits eine sehr gute Entsorgungs- und Recycling-Infrastruktur, als Exportnation transportieren wir aber Millionen Tonnen von Kunststoffverpackungen ins Ausland, wo es diese Infrastruktur nicht gibt. Dies geschieht auf zwei Wegen: Direkt als verpacktes Produkt, das dann im Abfall, auf der Deponie, in der Verbrennung oder schlimmstenfalls in der Natur landet und dort auf Jahrzehnte und Jahrhunderte verbleit. Oder wir exportieren Hundertausende von Tonnen an Kunststoffabfällen ins Ausland, wie der gerade erschienene Plastikatlas aufführt (www.bund.net).

Eine Lösung, die sich aus all den oben erwähnten Aspekten und Problematiken ergibt, sind neue faserbasierte Verpackungen, die sich in den letzten Jahren immer stärker am Markt zeigen. Papier und Fasern galten bisher als Verpackungsmaterial, das keine ausreichenden Barrieren bietet und daher für viele Anwendungen wie Food oder Non-Food kaum zum Tragen kamen. Dabei wird aber auch gern übersehen, dass es schon vor Jahrzehnten Lösungen gab, die dann in der Zwischenzeit durch Kunststoffvarianten abgelöst wurden. Dies geschah häufig auch durch die veränderten Konsumgewohnheiten wie bei abgepackten Produkten.

Aber es wurden neue – teils biobasierte – Barrieren entwickelt, die gemeinsam mit Papier und Fasern die Funktion von Kunststoffen übernehmen. Zum einen sind das dünne Folien oder Barrieren aus Coatings oder Lacken, die auf die Fasermaterialien aufgebracht werden. Auch Hightechbarrieren wie Siox-Beschichtung kommen immer mehr zum Einsatz, genauso wie dies bei Kunststoffbechern oder PET-Flaschen erfolgt.

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Richtig konzipiert, lassen sich Kunststoff und Papier vom Verbraucher ohne Aufwand vollständig trennen. (Bild: Leipa)

Recycling trotz Barriere

Wenn uns Unternehmen kontaktieren und auf der Suche nach plastikfreien Verpackungen oder recyclingfähigen Alternativen sind, dann herrscht ein großes Unwissen über Faserverpackungen und ihre Recyclingfähigkeit. Einerseits existiert die falsche Annahme, ein foliertes Papier sei nicht recyclingfähig im Altpapierstrom. Andererseits wird dies auch für Papiere und Kartonagen angenommen, die mehr als 5 % Fremdmaterial enthalten. Beides ist von Grund auf falsch.

Weder eine Folie auf einer Faserverpackung noch ein Fremdanteil von mehr als 5 % sind per se ein Ausschlusskriterium für ein Faserrecycling. Es kommt immer auf die Art und Weise des Packungsaufbaus und die Materialauswahl an, genauso wie das verpackte Produkt: Ob dieses als Reststoff an den Packungen anhaftet oder nicht, und wie diese Anhaftungen die Fasern verunreinigen. Daher empfiehlt Pacoon bei allen Lösungsansätzen auch immer den Test der Recyclingfähigkeit im Altpapierrecycling und berücksichtigt dies auch immer bei eigenen Entwicklungen neuer Verpackungen.

Aktuell kommen viele neue Lösungen auf Faserbasis auf den Markt, beispielsweise die Verpackungen von Nestlé für Nesquik, die Tiefkühlbeutel von Frosta, Nudelpackungen wie von Albgold oder auch Schokolade von Ritter (als Test). Auch konnte Pacoon in der Vergangenheit zeigen, dass Barriereverpackungen auf Fasermaterial kein Widerspruch sind und die Recyclingfähigkeit erreicht wird. Ob für Kekse, Schokolade oder Tiefkühlpizza – die Möglichkeiten sind vielfältiger als gemeinhin angenommen. Ein Bereich, in dem in den nächsten Jahren neue Entwicklungen entstehen sollen, ist der Faserguss. Er bietet flexible Formen, stabile Packungen, Barrierebeschichtungen und gute Recyclingfähigkeit.

Global ausgebaute Infrastruktur Recycling

Papiere und Fasern als Verpackungsbasis haben noch einen weiteren Vorteil, insbesondere bei exportorientierten Herstellern. Was bei Kunststoffen nur zu einem ganz kleinen Teil existiert, bringen Papiere seit Jahrzehnten schon mit sich. Eine weltweit weit verbreitete Infrastruktur der Papier- und Kartonsammlung und Altpapierrecycling. Dies hat auch eine Erhebung aus 2018 bis 2019 in vielen Ländern ergeben. Sicherlich ist der Standard bei Weitem nicht harmonisiert. Aber die Papierrecycler haben die Chance und Herausforderung erkannt und wollen mehr Standards setzen und auch neuen Papierverpackungen Rechnung tragen, um die Recyclingqualität zu erhalten beziehungsweise zu steigern. Dies wurde auch kürzlich wieder beim Ingede-Symposium bei der Firma Leipa in Schwedt deutlich.

Und noch ein Aspekt fördert den Einsatz von Faserverpackungen: Der Fußabdruck in der Natur. Vorausgesetzt, die Verpackungsentwickler machen ihren Job gut und die Barrieren werden recyclingfähig und auch biologisch abbaubar gewählt – was durchaus möglich ist – dann kann auch der Verbleib in der Natur (an Land, in Flüssen oder im Meer) deutlich reduziert werden, wenn sich die Faser ablöst, die Barriere auflöst oder für die Tierwelt unbedenklich ist oder gegebenenfalls sogar als Futter dienen kann.

Und letztendlich spielt auch der Marketingaspekt eine entscheidende Rolle. Wie Umfragen der Jahre 2011 und 2020 bestätigen konnten, haben Faserverpackungen beim Verbraucher eine sehr hohe ökologische Wahrnehmung als nachwachsender Rohstoff. Diesen Aspekt zu verknüpfen mit der richtigen Haptik, Optik und Recyclingfähigkeit bietet einen Mehrwert für das Markenimage in Zeiten, wo eine nachhaltige Verpackung in der Kaufentscheidung eine immer wichtigere Rolle spielt.

Daher ist Pacoon auch fest davon überzeugt, dass faserbasierte Verpackungen mit Barrieren eine sehr gute Möglichkeit darstellen, viele Probleme von Kunststoffverpackungen zu beheben, wenn die Verpackungen richtig konzipiert werden.

Nachhaltige Verpackungen: der große Überblick

Grafik von Lebensmitteln im Supermarktregal
(Bild: sabelskaya - stock.adobe.com)

Sie wollen alles zum Thema nachhaltige Verpackungen wissen? Klar ist, dass der Bedarf an nachhaltigen Verpackungen in den kommenden Jahren stark steigen wird. Aber das Thema ist komplex: Wann gilt denn überhaupt eine Verpackung als nachhaltig und welche Kriterien müssen dabei künftig erfüllt sein? Alles was man dazu wissen sollte, erfahren Sie hier.

 

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