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(Bild: Simon-Kucher & Partners)

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Dr. Daniel Bornemann, Partner bei Simon-Kucher & Partners. (Bild: Simon-Kucher & Partners)

neue verpackung: Mit der Coronakrise haben die klassischen Orte für Impulskäufe wie Tankstellen stark an Relevanz verloren. Wie können die Hersteller von Süßwaren auf solche Situationen reagieren? Und welche Rolle spielen hier die Verpackung beziehungsweise Displays?

Dr. Daniel Bornemann: Ich denke, jeder von uns merkt selbst, wie sehr sich das Einkaufsverhalten geändert hat. Wir sind nur noch selten unterwegs, kaufen systematischer und vorausschauender ein und unsere Einkaufsorte beschränken sich vor allem auf Supermärkte. Die Industrie muss hier mit kreativen Lösungen reagieren, um sich auf die veränderten Kundensegmente und -bedürfnisse einzustellen. Der Kunde verbringt viel Zeit in den eigenen vier Wänden: Warum also nicht ein süßes Survival Package für das Wochenende zu Hause anbieten? Natürlich spielen Verpackung und Displays dabei eine große Rolle, allein durch die zahlreichen Platzierungsmöglichkeiten. Ein ansprechendes Display an der Kasse beispielsweise kann die Kauflust des wartenden Kunden wecken und so seine „Stay-at-home“-Zeit versüßen.

neue verpackung: Wer Süßigkeiten nascht, spricht nicht selten vom „Sündigen“. Kann eine nachhaltige Verpackung also nicht nur gut für die Umwelt, sondern auch den Abverkauf sein, da sie das schlechte Gewissen des Konsumenten etwas mildert?

Dr. Daniel Bornemann: Ja, auf jeden Fall. Durch den Kauf eines nachhaltigen Produkts haben wir das Gefühl, etwas Gutes zu tun, was im besten Fall dann das schlechte Gewissen uns selbst gegenüber mildert. Eine nachhaltige Verpackung kann dabei ausschlaggebend sein, sie beeinflusst den ersten Eindruck beim Kunden und oftmals dann auch die Kaufentscheidung. Jahrzehntelang wurde das von der Industrie unterschätzt. Zum Glück hat hier mittlerweile ein Umdenken stattgefunden, das nachhaltige Verpackungsdesign spielt eine immer größere Rolle in der Produktkonzeption und beeinflusst massiv auch die Wertigkeit des Produkts. Im Rahmen unserer Projektarbeit wird uns auch immer wieder bestätigt, dass Sustainable Packaging mittlerweile bei vielen Kunden oben auf der Agenda steht.

neue verpackung: Mal abgesehen von Nachhaltigkeit: Was ist aus Ihrer Sicht aktuell das größte Thema beziehungsweise die spannendste Entwicklung, wenn es um die Verpackungen von Süßwaren geht?

Dr. Daniel Bornemann: Für mich sind das die Digitalisierung und die Möglichkeiten, die sich daraus für das Verpackungsdesign ergeben. So kann der Kunde zum Beispiel durch einen QR-Code auf der Außenverpackung seiner Schokolade mit auf die Reise genommen werden und nachvollziehen, woher der Kakao ursprünglich stammt, welchen CO2-Footprint das Produkt hat und die Lieferkette nachvollziehen. Zusätzlich kann der Kunde in die Community des Produktes miteinbezogen werden, Hinweise auf Social-Media-Channels oder auch der Aufruf zur Teilnahme an einem Gewinnspiel werden immer häufiger auch Teil der Verpackung. Die Verpackung wird somit aktiver Teil der Customer Journey und relevanter Part des Produktes.

Die Fragen stellte Philip Bittermann, Chefredakteur neue verpackung

 

Zum Interviewpartner

Dr. Daniel Bornemann ist Partner beim Beratungsunternehmen Simon-Kucher & Partners in Bonn. Die globale Unternehmensberatung ist auf Topline Power spezialisiert und gilt als weltweit führende Preisberatung. Seit 35 Jahren berät Simon-Kucher & Partners Kunden aus allen Branchen mit dem Ziel, Umsatz und Gewinn durch spezifische Produkt-, Pricing- und Vertriebsstrategien zu steigern.

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