4 Pizzen, verpackt

Weniger Material, längere Haltbarkeit: Die neue Verpackung der Pizza bietet viele Vorteile. (Bild: Multivac)

Frischer Fior di Latte, hergestellt nach traditionellen Verfahren, 100 % italienische Tomaten mit ihrer einzigartigen Süße, Teig, der nicht durch einen Herstellungsprozess gejagt wird, um so schnell wie möglich fertig zu sein, sondern genug Zeit hat, ausreichend zu gären. Das sind die Grundzutaten für eine klassische neapolitanische Pizza. Eine kulinarische Tradition aus Italien, der auch das Unternehmen Mandorla Mística folgt, das 2020 in Arenys de Munt, einer Stadt im Nordosten Spaniens, gegründet wurde. Mit rund 40 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen beliefert das Unternehmen Einzelhändler mit ofenfrischen Steinofenpizzen und erfreut sich dabei zunehmender Beliebtheit.

Dieser Erfolg bringt jedoch auch Herausforderungen mit sich. Die Vakuumkammermaschine, mit der Mandorla Mística seit der Gründung des Unternehmens Pizzen manuell in Kunststoffbeutel verpackte, reichte anfangs aus, stieß aber angesichts der Expansion des Unternehmens an ihre Grenzen.

Weniger Material, weniger Plastiksteuer

Deshalb sah sich das Unternehmen 2021 nach einer neuen Verpackungsmaschine um, mit der die Produktionskapazität erhöht werden könnte. „Wir waren auf der Suche nach einem Partner, der nicht nur hochwertige und leistungsstarke Verpackungsmaschinen anbietet, sondern uns auch bei der Entwicklung neuer innovativer und nachhaltiger Verpackungen unterstützen würde, die so wenig Kunststoff und Pappe wie möglich benötigen“, erzählt Giacomo Ariani, Mitbegründer und Leiter der Forschungs- und Entwicklungsabteilung bei Mandorla Mística. Zum einen, um die Umwelt zu schützen, da das Unternehmen schon immer darauf bedacht war, so nachhaltig und umweltfreundlich wie möglich zu produzieren. Zum anderen aus wirtschaftlichen Gründen. Seit dem Januar 2023 gibt es in Spanien eine Plastiksteuer. Unternehmen, die Kunststoffe in Umlauf bringen, müssen eine Abgabe von 0,45 Euro pro kg zahlen. Für viele Unternehmen ist dies eine erhebliche Zusatzbelastung.

Pizzen werden mit Etiketten versehen.
Auf dem Etikett der Unterseite sind Informationen zum Produkt untergebracht. (Bild: Multivac)

Ein Ziel: Kunststoff einsparen

Der Pizzaspezialist entschied sich für eine Zusammenarbeit mit den Verarbeitungs- und Verpackungsexperten von Multivac. Beide Unternehmen wollten für die Herstellung frischer neapolitanischer Pizzen in den neuen Produktionsstätten in Sant Boi de Llobregat ein neues Verpackungsdesign kreieren. Die Idee war, das Produkt künftig nicht mehr von allen Seiten mit Plastik zu umschließen. Stattdessen sollte der belegte Teigfladen auf einer Unterlage aus recyceltem Karton liegen und mit einer dünnen Kunststofffolie ummantelt werden, die mit der Kartonunterlage verbunden ist und das Produkt vor vorzeitigem Verderb durch Flüssigkeiten und Sauerstoff schützt. „Auch wenn immer mehr alternative Verpackungsmaterialien auf den Markt kommen, ist Kunststoff in Bezug auf seine Barriereeigenschaften nach wie vor unschlagbar“, sagt Multivac-Vertriebsleiter Jose Antonio Garces.

Dieses Material verlängert die Haltbarkeit von Produkten erheblich und trägt somit zu einer guten Umweltbilanz bei. „Denn kaum etwas ist für den ökologischen Fußabdruck eines Lebensmittelherstellers so schädlich wie Produkte, die entlang der Lieferkette vorzeitig verderben“, sagt Multivac-Vertriebsleiter Jose Antonio Garces. Die Herausforderung besteht jedoch darin, Verpackungsdesigns zu entwickeln, bei denen so viel wie möglich von der wertvollen Ressource Kunststoff eingespart wird. „Und das ist uns bei unserer gemeinsamen Entwicklung außerordentlich gut gelungen.“

Packungsmulde aus Paperboard

Die passende Verpackungsmaschine für das neue Design war schnell gefunden: Die Wahl fiel auf die R 535, eine Hochleistungs-Tiefziehverpackungsmaschine. „Hohe Produktionsvolumen von bis zu 18 Packungen pro Minute, minimale Ausfallzeiten und eine geringe Fehlerquote sind die Hauptmerkmale dieser Maschine, die auch ausreichend Spielraum für zukünftige Kapazitätserweiterungen bei Mandorla Mística bietet.“ Die R 535 verarbeitet die Produkte trotz der hohen Ausbringungsgeschwindigkeit mit großer Sorgfalt. Das ist sehr wichtig, da der klassische hohe Rand der neapolitanischen Pizza oder die Zutaten, wie Tomaten, leicht beschädigt werden können. Dies würde zu Ausschuss und Verlust führen.

Inzwischen wurde die neue Maschine in der Produktionsstätte von Mandorla Mística in Sant Boi de Llobregat installiert, wo täglich 15.000 neapolitanische Pizzen zubereitet werden. Und so läuft der Prozess ab: Im ersten Schritt erzeugt die Formstation der Maschine mithilfe von Vakuum und Wärme eine etwa zwei cm tiefe Packungsmulde. In diesem Fall nicht aus Kunststoff, sondern aus einem formbaren Material aus Papierfasern, Paperboard genannt, das von der Maschine von einer Rolle abgewickelt wird. Sobald die Packungsmulden geformt sind, werden sie zur Einlegestrecke transportiert. Dort werden die Pizzen von den Mitarbeitern manuell aufgelegt. Dann übernimmt wieder die Maschine. Eine dünne Kunststofffolie, die ebenfalls von einer Rolle abgewickelt wird und als Barriere gegen Sauerstoff und Feuchtigkeit dient, wird von der Maschine über das Produkt gelegt, bevor Schutzgase in den Packungshohlraum eingeleitet werden, um die Haltbarkeit des Produkts zu verlängern.

Leicht zu entfernende Folie

Ein solches Verfahren wird auch Verpacken unter Schutzgasatmosphäre genannt. Diese besteht aus einem chemikalienfreien Gemisch aus Kohlendioxid, Stickstoff und Sauerstoff. Anschließend wird die Kunststofffolie mit dem Kartonboden versiegelt. Schließlich wird die Packung im Schneidebereich der Maschine in eine runde Form geschnitten. Unten geht die Rundung in einen geraden Rand über. Dies hat rein funktionale Gründe, da sich an beiden Seiten der Packung Öffnungshilfen zum Abziehen befinden. Verbraucher und Verbraucherinnen können die Packung an diesen Stellen leicht öffnen, indem sie die Folie abziehen. Das bedeutet, dass der Karton und die Kunststofffolie getrennt, entsorgt und dem entsprechenden Recyclingkreislauf zugeführt werden können. Im letzten Schritt bringt ein Etikettierer zwei Etiketten auf der Packung an. Oben ein dekoratives farbiges Etikett mit dem Namen der Pizza, unten ein Etikett mit Informationen wie der Zutatenliste.

Eine Person zieht die Folie einer Pizzaverpackung ab.
Leicht lässt sich die schützende Folie entfernen – und in den Recyclingprozess geben. (Bild: Multivac)

Haltbarkeit: mindestens 30 Tage

„Mit der Einführung dieses Hybridpakets konnten wir den Kunststoffanteil signifikant, nämlich um ganze 75 %, reduzieren“, betont Giacomo Ariani. Zudem wird im Vergleich zu klassischen Pizzakartons viel weniger Packstoff auf Papierfaserbasis benötigt. Eine Materialreduzierung, von der sowohl die Umwelt als auch das Budget des Unternehmens profitieren. Dank der neuen Verpackungsmaschine und der Schutzgasatmosphäre in der Verpackung ist es dem Unternehmen außerdem gelungen, die Haltbarkeit des Produkts auf 30 Tage oder mehr zu verlängern. Das ist ein Punkt, der relevanter ist als je zuvor, geht doch laut Welternährungsorganisation (FAO) der Vereinten Nationen ein Drittel aller weltweit produzierten Lebensmittel entlang der Lebensmittelversorgungskette, also von der Herstellung bis zu den Haushalten, verloren oder verdirbt. Allein in der EU sind das 87,6 Mio. t Lebensmittel pro Jahr. „Diese neue Verpackung ist eine der nachhaltigsten und revolutionärsten Lösungen auf dem Pizzamarkt. Sie erfordert weniger Material und motiviert Verbraucher und Verbraucherinnen, sich am Recycling zu beteiligen“, resümiert Giacomo Ariani. Last but not least wurden das Verpackungsdesign und die Präsentation am Point of Sale verbessert. „Im Vergleich zu der ,Industrielösung’, die wir vorher hatten, bieten wir unseren Kunden jetzt eine Premiumlösung an.“

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Multivac Sepp Haggenmüller SE & Co.KG

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