6068.jpg

Geckos ziehen ihre Zehen bei jedem Schritt ein Stück weit über den Untergrund. Durch den seitwärtsgerichteten Reibkontakt streifen sie dabei größere Schmutzpartikel ab. Kleinere Partikel lagern sich zwischen den feinen Härchen auf der Fußsohle und in darunter liegenden Hautfalten ein. Die Forscher haben im Experiment nachgewiesen, dass diese zwei Mechanismen 95 Prozent der Selbstreinigung ausmachen. „Für den Effekt entscheidend ist das Verhältnis von Partikelgröße zum Durchmesser der Härchen", sagt Hendrik Hölscher vom Institut für Mikrostrukturtechnik (IMT) des KIT.

Für ihre Experimente verwendeten die Wissenschaftler elastische Mikrohärchen in unterschiedlichen Größen. Anstelle von Schmutzpartikeln nutzten sie Glaskügelchen im Mikrometerformat (10-6 m), die sie auf einer glatten Platte verteilten. Um die Schritte des Geckos zu simulieren, pressten sie einen mit Mikrohärchen besetzten künstlichen Klebestreifen auf die Platte, verschoben diesen seitwärts und hoben den Streifen wieder an. Diesen Load-drag-unload-Prozess wiederholten sie mehrfach und testeten jeweils die Klebestärke.

Waren die Kügelchen im Durchmesser größer als die Mikrohärchen, verschwand die Haftkraft nach dem Erstkontakt („load") - wie bei gewöhnlichem Klebeband. Aber: Nach nur acht bis zehn Durchgängen des Abstreifprozesses erreichte der Gecko-Klebstreifen wieder 80 bis 100 Prozent seiner ursprünglichen Leistungsfähigkeit. „Längerfristig gedacht, könnte sich hieraus eine günstige Alternative zu Klettverschlüssen entwickeln", so Hölscher. „Mögliche Einsatzgebiete wären Sport, Medizin, die Automobilindustrie oder die Raumfahrt", ergänzt Metin Sitti, Professor an der Carnegie Mellon University.

Unterschritt die Kugelgröße den Durchmesser der Mikrohärchen, konnten die Forscher nur ein Drittel der ursprünglichen Haftkraft wiederherstellen. „Für den perfekten Gecko-Klebstreifen benötigen wir deshalb Härchen im Nanometerbereich (10-9 m), die kleiner sind als die meisten Schmutzpartikel", sagt Michael Röhrig, ebenfalls vom IMT. Die Hautfalten des Geckos haben die Wissenschaftler bereits als breite Furchen zwischen den engen Haarreihen abgebildet. Sie bieten genügend Platz, um Feinstäube einzulagern. Tests mit tatsächlichen Schmutzpartikeln verschiedener Formen und Größen sowie aus unterschiedlichen Materialien sollen nun folgen.

Ihre Ergebnisse haben die Wissenschaftler im Fachmagazin „Interface" der britischen Royal Society veröffentlicht (DOI: rsif.2013.1205).

(mns)

 

Sie möchten gerne weiterlesen?