Supermarktregal mit verschiedenen Milchprodukten.

Milchprodukte können eine Produktkategorie für die neue Mehrweglösung sein. (Bild: Ideogram)

Iqpak ist eine Mehrwegverpackung, die Löning + Partner und das Fraunhofer LBF Darmstadt zur Marktreife entwickelt haben. Sie erfüllt mit ihrem modularen Aufbau alle Anforderungen an die Nachhaltigkeit eines zukunftsweisenden Verpackungskonzepts. Sie ist bruchsicher, erfordert keine Reinigung, wird im Kreislauf eines Pfandsystems geführt und lässt sich im flexiblen Verpackungsdruck mit ansprechenden Markendesigns dekorieren. Wie funktioniert dieses Zusammenspiel aus Funktion und Dekoration?

Neu ist der Ansatz, den Iqpak zur Erreichung seiner Funktionalität verfolgt. Ein System-Layer aus starrem Polypropylen (PP) dient als Grundkörper des Verpackungssystems. Er sorgt für die mechanische Stabilität und Wiederverwendbarkeit. Sowohl innen als auch außen ist er mit dünnen PP-Folien versehen, die als Funktionsschichten unterschiedliche Aufgaben erfüllen.

Der Content-Layer auf der Innenseite des Mehrwegsystems steht direkt mit dem Füllgut in Kontakt. Er schützt den System-Layer vor Verschmutzung und wird zusammen mit dem Handling-Layer thermisch recycelt. Seine Barriereeigenschaften werden auf das Füllgut abgestimmt.

Der Handling-Layer außen übernimmt am Point of Sale die dekorative Wirkung der Verpackung und bietet Markenartiklern Platz für Markenpräsenz, Wiedererkennung und Produktinformationen. Verschlossen wird die Mehrwegverpackung durch einen peelbaren Deckel oder einen Stülpdeckel, beide ebenfalls aus PP.  

Eine dekorative Verpackung

Shrink-Sleeves zählen zu den am schnellsten wachsenden Technologien in der Verpackungsdekoration. Mithilfe von Shrink-Sleeves können Verpackungsdekore auf unterschiedlichste Formen des Iqpak aufgebracht werden. Dazu werden die Sleeves auf den System-Layer gestülpt und durch Hitze geschrumpft, sodass sie sich exakt der jeweiligen Form des System-Layers anpassen: ob konisch, zylindrisch oder als Bowl geformt. So lassen sich Verpackungen unabhängig von ihrer Form vollformatig dekorieren, was bei den Endverbrauchern für eine hohe Attraktivität sorgt.

Eine weitere Möglichkeit zur Dekoration besteht darin, den Handling-Layer im Duplex-Thermoforming-Verfahren aufzubringen. Dabei wird der Handling-Layer im Positiv-Thermoformverfahren aus einer Endlosfolie auf den System-Layer aufgebracht. Die so hergestellte, mit allen Layern versehene Verpackung kann anschließend durch herkömmliche Verfahren im Becherdruck bedruckt werden.

Anpassung der Sleeve-Dekore

In der Druckvorstufe müssen die Grafiken und Texte zunächst an die zu erwartende Verformung der Folie im Schrumpfungsprozess angepasst werden. Sogenannte Mockups ermöglichen es, die Verzerrungsmaße des Schrumpfprozesses exakt zu bestimmen. Die ermittelten Werte fließen in das Verpackungsdesign ein und gleichen die Schrumpfung aus.

Für den Druck hoher Auflagen eignen sich Druckverfahren wie der Flexo- und Tiefdruck oder auch der Digitaldruck. Bedruckt wird das transparente Shrink-Sleeve-Material im Konterdruck auf der Innenseite des späteren Sleeves. Dies schützt das gedruckte Design vor äußeren Einflüssen wie Abrieb oder Kratzer. Auf der Außenseite verleiht der Folienglanz des Sleeves der Verpackung eine höchst attraktive Wirkung.

Auf den Druckprozess folgt die Verarbeitung der bedruckten Schrumpffolie zum Sleeve. Für hohe Auflagen werden sie in Form von Rollenware ausgeliefert. Bei kleinen Auflagen kann dies auch in Einzelabschnitten erfolgen.

Der auf Abschnittlänge geschnittene Sleeve wird in Verpackungsautomaten auf den System-Layer gestülpt und läuft anschließend in einen Schrumpftunnel. Dort passt sich der Sleeves exakt der Form des System-Layers an.

Grafik mit den drei Schichten aus System-, Handling- und Content-Layer.
Iqpak besteht aus drei Elementen: dem System-, Handling- und Content-Layer. (Bild: Ahnen & Enkel)

Verpackungslösung Shrink-Sleeves

Die Applikation von Shrink-Sleeves auf dem System-Layer erzeugt nahezu keine Materialreste. Im Vergleich zur Etikettierung mit Haftetiketten zeigt sich, dass weder Klebstoff noch das üblicherweise verwendete silikonhaltige Trägermaterial benötigt werden, noch fällt das beim Abziehen der Etiketten entstehende Stanzgitter an. Shrink-Sleeves produzieren somit kaum Abfall. Bei der Rückkehr der Mehrwegverpackung in die Refurbishing Station können diese mit einer Perforation versehen werden, zum noch einfacheren Entfernen der Shrink-Sleeves vom Handling-Layer. Jede Materialzusammenstellung der Iqpak-Varianten sind in einer Datenbank hinterlegt, wodurch der Monomaterial-Strom beim Refurbishment der Verpackungen sichergestellt ist.

Zitat

„Für diesen Schritt suchen wir einen engagierten Ankerinvestor, der gemeinsam mit uns den Aufbau des Mehrweg­systems vorantreibt.“

Johann Löning, Gründer Löning + Partner 

Weg von der Wegwerfgesellschaft

Umweltprobleme, die durch Einmalverpackungen verursacht werden, können nur durch einen grundlegenden Wandel bewältigt werden. Hier sind sowohl Handel als auch Verbraucher gefordert, Innovationskraft zu zeigen. Aktuelle Daten der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) vom Mai 2024 belegen, dass Verbraucher wieder nachhaltiger konsumieren. Der Nachhaltigkeitsindex stieg von Januar bis April 2024 um 7,4 Punkte auf 101,6 Punkte, nachdem er 2023 aufgrund gestiegener Lebenshaltungskosten weniger im Bewusstsein der Verbraucher war. Diese Entwicklung unterstützt Marken wiederum, sich nachhaltig und umweltbewusst zu positionieren. Mit Iqpak steht ihnen eine neue, zukunftsorientierte Verpackungslösung zur Verfügung, die sowohl umweltbewusste als auch fortschrittlich denkende Konsumenten anspricht.

Suche nach einem Ankerinvestor

Nachdem das System die erforderliche technische Reife erreicht hat, steht nun der nächste Entwicklungsschritt an: der Übergang zur Serienproduktion. „Für diesen Schritt suchen wir einen engagierten Ankerinvestor, der gemeinsam mit uns den Aufbau des Mehrwegsystems vorantreibt“, erklärt Johann Löning, der dies als die nächste Phase in der Umsetzung des Konzepts bezeichnet. „Besonders bei Molkereiprodukten sehen wir ein großes Anwendungspotenzial für Iqpak, aber auch im Bereich Non-Food-Produkte“, erläutert Christian Beinert, Leiter der Abteilung Kunststoffverarbeitung und Bauteilauslegung am Fraunhofer LBF. Beide sind sich sicher: Iqpak wird das Konzept von Mehrwegverpackungen in vielen Bereichen revolutionieren und sich als nachhaltige Lösung am Markt etablieren.

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