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Die weltweite Zunahme von Marken- bzw. Premium-Bieren hat sich in den letzten Jahren rund um den Globus als ein dynamischer Markt für Selbstklebeetiketten erwiesen. Weine, sowohl erstklassige Cuvées (Winzerweine) als auch Weine in Massenabfüllung für Supermärkte, sind heute ein Blickfang in Regalen, zu dem selbstklebende Etiketten, die in kleinen oder großen Auflagen gedruckt und nach herkömmlichen Druckverfahren und im modernen, qualitativ hochwertigen Digitaldruck hergestellt werden, maßgeblich beitragen können. Dank dieser Flexibilität lassen sich auch „limitierte Auflagen" praktisch umsetzen. Bei Modegetränken wie Smoothies (Fruchtshakes), Säften und CSDs (Carbonated Soft Drinks, d. h. kohlensäurehaltigen Erfrischungsgetränken) stehen selbstklebende Etiketten ebenfalls hoch im Kurs, da sie verschiedenste innovative Oberflächenausführungen und -effekte auf einer Vielzahl von Etikettenmaterialien ermöglichen, wie u. a. auf strukturiertem Papier, Folien und transparenten Folien (wobei Letztere auf transparenten Behältern nicht wie Etiketten aussehen).

Der Traum jedes Designers
Das einzigartige, selbstklebende Laminat ermöglicht auch das Stanzen von ausgesprochen komplexen Etikettformen in der Druckmaschine - der Traum jedes Designers - und das Aufbringen mehrerer Etiketten (Vorderseite, Rückseite, Flaschenhals usw.) in nur einem Arbeitsgang auf der Verpackungslinie. Darüber hinaus können Funktionen für die Verfolgung und Lokalisierung, Produktauthentifizierung und Fälschungssicherheit feste Bestandteile eines selbstklebenden Etiketts sein.
Als wichtiger Zulieferer für die weltweite Verpackungsindustrie haben sich die Hersteller von selbstklebenden Etiketten wie die Hersteller aus anderen Branchen dem Prinzip der Nachhaltigkeit verschrieben. Die Wertschöpfungskette innerhalb der Selbstklebeetiketten-Industrie ist allerdings extrem lang, komplex und spezialisiert und unterliegt besonderen Herausforderungen unter Nachhaltigkeitsaspekten.

Das selbstklebende „Sandwich" aus einem Deckschichtmaterial, einem Klebstoff, einer Trennbeschichtung und einem Release Liner auf Papier- oder Folienbasis hat für sich genommen schon viele unterschiedliche Bestandteile. Hinzu kommen Druckfarben und andere druckspezifische Prozesse zur Erzeugung eines fertigen Etiketts, das sich automatisch auf einem Produkt anbringen lässt. Keine einzige Ebene innerhalb der Wertschöpfungskette vermittelt einen vollständigen Eindruck von den einzelnen Prozessen zur Herstellung eines selbstklebenden Etiketts. Doch trotz der Vielzahl an Bestandteilen und Prozessen müssen die Hersteller von selbstklebenden Etiketten geschlossen auftreten, wenn sie in der Lage sein wollen, mit Markeninhabern, Einzelhändlern und letztendlich auch mit den Verbrauchern im ökologisch bewussten Umfeld zu kommunizieren und zu kooperieren.

Vor diesem Hintergrund macht es Sinn, dass ein Branchenverband wie FINAT, der die gesamte Wertschöpfungskette der Etikettherstellung vertritt, also Lieferanten von Rohmaterial und Unternehmen, die Etiketten beschichten, laminieren und verarbeiten, diese Aufgabe und Verantwortung übernimmt. Seit mehreren Jahren arbeitet FINAT in diesem Bereich mit Partnerorganisationen rund um den Globus an der Entwicklung und Aktualisierung von brancheneigenen Standardtestmethoden und an der Ausarbeitung eines detaillierten Maßnahmenkatalogs zur Förderung der Umweltfreundlichkeit unserer Industrie.

Umweltschutzinitiativen
Das klingt nicht unbedingt nach einer großen Herausforderung. Doch es sei nochmals angemerkt, dass die Wertschöpfungskette komplex ist und dass die Umweltschutzinitiativen im Bereich der Druck- und Verpackungsherstellung auf vielen Ebenen immer stärker zunehmen. Es gibt Umweltschutzmanagementsysteme wie ISO 14001, Lean Six Sigma und das branchenspezifische LIFE-System (Label Initiative for the Environment) des US-amerikanischen Tag and Label Manufacturers Institute. Eine andere Möglichkeit bietet die Zertifizierung nach Umweltstandards für Materialzulieferer wie die FSC- und PEFC-Zertifizierung für Papier. Eigene Umweltschutzstandards, die Markenunternehmen und Endanwender für ihre Zulieferer haben, wie beispielsweise das „Supplier Sustainability Assessment" von Wal-Mart, tragen noch zur Komplexität bei.

Während Rohmaterialzulieferer und große Beschichtungsunternehmen hauptsächlich internationale Großhersteller sind, sind Verarbeiter von selbstklebenden Etiketten größtenteils kleine oder mittelständische Unternehmen, die derartige Initiativen kaum zusätzlich unterstützen können. Dennoch tragen die Mitglieder von FINAT, die aus sämtlichen Bereichen der Wertschöpfungskette stammen, aktiv zur Umsetzung technischer Lösungen bei, um Abfälle zu verringern und ihre CO2-Bilanz zu verbessern, insbesondere in Bezug auf Klebstoffe und Beschichtungen REACH-konform zu sein, neue Etikett- und Trennsubstrate sowie neue Klebetechnologien zu entwickeln und durchweg dünnere Materialien ohne Leistungseinbußen zu verwenden.

Einheitliches Branchenprofil
Doch es gibt Grenzen, bis zu denen einzelne Unternehmen in einem hart umkämpften Wettbewerbsumfeld gehen können, um den Anforderungen der „drei Ps" gerecht zu werden: People (Menschen), Planet und Profit. Meiner Auffassung nach hat ein Verband wie FINAT eine ganz konkrete Aufgabe im Bereich der Nachhaltigkeit für die Etikettenindustrie: Er muss die Erwartungen aller Ebenen der Wertschöpfungskette in einem einheitlichen Programm berücksichtigen und die Interessen aller Mitglieder (innerhalb des größeren Umfelds der internationalen Verpackungsindustrie) bis hin zu den Endkunden ihrer Erzeugnisse, d. h. den Markeninhabern, Einzelhändlern und Verbrauchern vertreten.

In Form des „Global Packaging Project" (Projekt für eine globale Verpackungspolitik) des Consumer Goods Forum, einem Netzwerk für die Konsumgüterbranche, haben Markeninhaber und Einzelhändler zweifelsohne eine einzigartige Initiative zur Förderung der Nachhaltigkeit ins Leben gerufen. Das Forum bietet eine zentrale Plattform, über die weltweit führende Hersteller und Einzelhändler und ihre Verpackungszulieferer ihr Fachwissen zum Thema Nachhaltigkeit in einer gemeinsamen Fachsprache - losgelöst vom reinen Profitgedanken - austauschen können und die einen Dialog zwischen Kunden und Lieferanten über die zur Messung der ökologischen Fortschritte zu verwendenden Parameter ermöglicht. Als aktives Mitglied vertritt FINAT nicht nur die Interessen von Tausenden von Etikettenverarbeitern in Europa und anderen Kontinenten, die fertige Etiketten für die Endanwender herstellen, sondern auch die Interessen ihrer geschätzten Mitglieder, der Zulieferunternehmen. Ich persönlich bin der Auffassung, dass es nur diesem internationalen Forum von Lieferanten und Abnehmern gelingen wird, einen echten Plan für die optimale Kombination aus Umweltfreundlichkeit und zweckdienlicher Verpackung zu entwickeln.

EU-Richtlinie über Verpackungsabfälle
Auf regionaler Ebene muss die Selbstklebeetiketten-Industrie die Auflagen der EU-Richtlinie über Verpackungsabfälle erfüllen, die durch Gesetze und Bußgelder bei Nichteinhaltung dieser Auflagen zu Änderungen in Europa beiträgt. In der Selbstklebeetiketten-Branche sind Abfallmanagement, Recycling und Wiederverwertbarkeit wichtige und brisante Fragen, insbesondere in Bezug auf einen bestimmten Teil von selbstklebenden Etiketten, nämlich den „Release Liner" (Trennpapier bzw. -folie). Aufgrund seiner hervorragenden Be- und Verarbeitungseigenschaften beim Druck und bei der Etikettierung ist der Release Liner der „Held" bei der Verarbeitung und automatischen Anbringung von selbstklebenden Etiketten. Doch von der Recycling-Lobby wird es auch als Problem angesehen. Denn sobald ein selbstklebendes Etikett automatisch auf einem Produkt aufgebracht worden ist, hat das Release
Liner-Material seinen Zweck erfüllt und ist überflüssig. Nach dem Wortlaut der Richtlinie über Verpackungsabfälle wird gebrauchter Release Liner in den Niederlanden und in Großbritannien am Ende seiner Lebensdauer als Verpackungsabfall angesehen und ist daher gebührenpflichtig. FINAT definiert gebrauchten Liner (Trennpapier bzw. -folie) als Produktionsabfall, weil ohne den Liner sämtliche Vorteile wie Vielseitigkeit, Flexibilität, Genauigkeit, Sauberkeit und Schnelligkeit (Etikettenspender) nicht möglich wären. Wir warten derzeit noch auf die Entscheidung des Unterausschusses, ob gebrauchter Liner in der Richtlinie über Verpackungsabfälle europaweit als Verpackungsabfall definiert werden soll - ein Ergebnis, das sich nachteilig auf das Profil von selbstklebenden Etiketten im heutigen Wettbewerbsumfeld auswirken würde.

Wiederverwertbarkeit von Release Liner
Unabhängig vom Ausgang dieser Entscheidung IST sowohl papier- als auch folienbasierter Release Liner in vielen Bereichen nachweislich recyclingfähig. Und FINAT unterstützt praktische Initiativen zur Ausarbeitung von umsetzbaren Plänen für die Abfallsammlung und Wiederverwertung. In dieser Hinsicht begrüßen wir insbesondere die Anstrengungen des neuen europäischen Unternehmens C4G (Cycle for Green), das derzeit in Zusammenarbeit mit der in Deutschland ansässigen Papierfabrik Lenzing daran arbeitet, die Ende letzten Jahres eingeführte, geschlossene Release Liner-Recyclinglösung in großem Stil auf den Markt zu bringen. C4G und Lenzing haben einen Prozess entwickelt, bei dem qualitativ hochwertiger DSP (de-siliconised pulp, d. h. entsilikonisierter Zellstoff) aus papierbasierten Release Liner-Abfällen hergestellt wird. DSP lässt sich bei der Herstellung von Release Liner wiederverwenden, also eine Lösung nach dem „Cradle-to-Cradle-Prinzip" (von der Wiege zur Wiege). Der Prozess kann jetzt kommerziell genutzt werden Daher fordere ich Endanwender und Einzelhändler auf, diesen Prozess zu unterstützen, der uns als Industrie durch die Teilnahme an formellen Linerabfall-Sammelprogrammen wirklich neue Spielregeln bescheren könnte.

Immer noch kommen papierbasierte Release Liner zu fast 90 % bei Etiketten zum Einsatz, doch folienbasierte Release Liner sind auf dem Vormarsch. Die Sammlung und Wiederverwertung des relativ kostspieligen folienbasierten Release Liner, vielleicht zur Erschließung zusätzlicher Einnahmequellen, sind heute eine echte Alternative. „Sauberer" gebrauchter PET-Liner ist ein wünschenswertes Gut. Es gilt, eine Lieferkettenstruktur zu entwickeln, in der die Sammlung und Wiederverwertung von Abfällen eine praktikable Lösung sind.

Letztendlich fällt der Liner-Abfall beim Lohnverpackungsunternehmen oder Markenunternehmen/Einzelhändler, also außerhalb der Etiketten-Produktionskette an. Daher besteht die Aufgabe von FINAT im Rahmen des „Global Packwagen Project" und anderer Initiativen der Verpackungsindustrie darin, die Endanwender dafür zu sensibilisieren, wie sie ihren Selbstklebeetiketten-Zulieferern bei der Förderung der Nachhaltigkeit in puncto Abfallsammlung und -wiederverwertung helfen können.

Als „umweltfreundlicher Dachverband" setzt sich FINAT nicht nur mit wichtigen Fragen wie dieser auseinander und versucht, eine Lösung zu finden, sondern informiert seine Mitgliedsunternehmen im Rahmen von fortlaufenden Schulungsmaßnahmen auch über bewährte Verfahren für die Gesundheit, die Sicherheit und den Umweltschutz bei der Fertigung. Im Interesse der Anwender, insbesondere aus dem Lebensmittel- und Getränkebereich, befasst sich FINAT mit Themen wie der Umstellung auf andere Druckfarben und dem Abliegen von Druckfarben, der Verwendung von Lösungsmitteln, der sicheren UV-Härtung und anderen druckspezifischen Fragen.

Eine erfolgsorientierte Partnerschaft
In zunehmenden Maße sind sich Käufer von Verpackungen, Markenmanager und Designer darüber im Klaren, dass Produkte in einer Umgebung verkauft werden müssen, in der der Material- und Energieverbrauch und die CO2-Emissionen verringert werden müssen. Selbstklebende Etiketten können bei der Erreichung dieses Ziels helfen. Zudem sorgen sie für eine unübertroffene Vielseitigkeit und Attraktivität und tragen jetzt im Rahmen der branchenweiten Zusammenarbeit dazu bei, dass Markenunternehmen und Einzelhandelspartner wirklich nachhaltige Lösungen entwickeln.

Das einzigartige, selbstklebende Laminat ermöglicht auch das Stanzen von ausgesprochen komplexen Etikettformen in der Druckmaschine - der Traum jedes Designers.

 

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