Die Ökobilanz von PET-Einwegverpackungen hat sich in den vergangenen Jahren kontinuierlich verbessert. Gründe sind unter anderem der Anstieg des Rezyklatanteils und die Verringerung des Gewichts.

Die Ökobilanz von PET-Einwegverpackungen hat sich in den vergangenen Jahren kontinuierlich verbessert. Gründe sind unter anderem der Anstieg des Rezyklatanteils und die Verringerung des Gewichts. (Bild: Forum PET)

Man sollte eine bestimmte Verpackungsart nicht pauschal verteufeln, ist Benedikt Kauertz überzeugt. Schließlich hängt es von mehreren Faktoren ab, welche Verpackungsart sich für ein bestimmtes Produkt eignet. Vereinfachungen der Sachverhalte sind dabei nicht hilfreich, Ökobilanzen zur neutralen Bewertung von Verpackungsarten daher auch sehr komplex. Benedikt Kauertz: „PET-Flaschen stehen ökobilanziell vergleichsweise gut da.“ Das liege insbesondere an dem leichten Gewicht und den damit verbundenen CO2-Einsparungen beim Transport gegenüber zum Beispiel schwererem Glas. Außerdem wirke das Einwegpfand hier positiv. Die Wertstoffkreisläufe sind nahezu geschlossen. Das begünstigt wiederum eine positive Ökobilanz. Entgegen der landläufigen Meinung beinhalten PET-Flaschen zudem keine Weichmacher.

Negative Grundhaltung gegenüber PET-Flaschen

In der Öffentlichkeit jedoch herrscht eher eine negative Grundhaltung gegenüber PET-Flaschen. Obwohl sich die Einführung des Einwegpfandes 2003 positiv auf die Meinung der Bevölkerung niederschlug, hat die Kritik an PET-Flaschen, die sich bis heute hält, in dieser Zeit ihren Ursprung. Die ersten Ökobilanzen des Umweltbundesamtes 2000 und 2004 waren eigentlich bereits vergleichsweise gut. 2008 kam die nächste Ökobilanz zu dem Schluss, insbesondere PET-Einwegflaschen seien nachteilig. Benedikt Kauertz blickt zurück auf den Beginn dieses Jahrtausends, als viele Discounter mit der Einführung des Einwegpfandes 2003 Getränke aus PET-Einwegflaschen aus dem Sortiment genommen hatten. Infolgedessen konsolidierte sich der Markt. Die Abfüllung von PET-Flaschen konzentrierte sich bei nur wenigen Herstellern. Als die Discounter PET-Einwegflaschen nach und nach wieder ins Sortiment nahmen, mussten die verbliebenen Mineralbrunnen über weite Strecken liefern. Zu diesem negativen Faktor kamen damals noch vergleichsweise schwere Flaschen. Außerdem wurde so gut wie kein recyceltes PET-Material eingesetzt. Es gab zudem auch kaum Recyclingkapazitäten in Deutschland. All dies floss in die Ökobilanz 2008 ein. Seitdem heißt es in der Öffentlichkeit: Vorfahrt für Mehrweg – bis heute. „Diese generalisierte Aussage hält heutigen Erkenntnissen aber nicht mehr stand“, meint Benedikt Kauertz.

 

3_Forum PET_Einwegpfand.jpg
Die Einführung des Einwegpfandes hat sich positiv auf die Ökobilanz von PET-Einwegflaschen ausgewirkt. (Bild: Forum PET)

Schon bei der Veröffentlichung der Ökobilanz 2008 war klar, dass sich die Ökobilanzen für PET-Verpackungen verbessern würden. 2010 erstellte das Heidelberger Ifeu-Institut  im Auftrag der IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen die bisher letzte ISO-konforme Ökobilanz hinsichtlich Getränkeverpackungen. Darin kamen die Forscher zu folgenden Ergebnissen: PET-Mehrwegflaschen sind vorteilhafter als Glas-Mehrwegflaschen. Und in bestimmten Segmenten sind PET-Einwegflaschen ökobilanziell sogar gleichwertig zu Glas-Mehrwegflaschen. Dabei spiele auch eine Rolle, dass für drei Liter Mineralwasser vier 0,75-Liter-Glas-Mehrwegflaschen und nur zwei 1,5-Liter-PET-Einwegflaschen nötig sind. Die Ökobilanz berücksichtigt diesen Effekt, indem sie alle Ergebnisse auf eine vergleichbare Ebene, nämlich 1.000 Liter Getränk, skaliert. Alleine das schlug sich positiv für PET-Einwegflaschen nieder. Hinzu kamen Gewichtseinsparungen und bessere Recyclingkapazitäten. Früher galten 40 Gramm als Gardemaß für die 1,5-Liter-PET-Einwegflasche. Heute gibt es 1,5-Liter-Flaschen für stilles Wasser, die nur noch wenig mehr als 20 Gramm wiegen. Deshalb würde eine Ökobilanz heute noch vorteilhafter für die PET-Verpackungen ausfallen. PET-Einwegflaschen sind leicht und können einen Anteil an recyceltem PET-Material von mehr als 50 Prozent haben. Damit sind sie als Getränkeverpackung genauso vorteilhaft wie eine PET-Mehrwegverpackung. Auf Glas-Mehrwegsysteme wirft Benedikt Kauertz einen differenzierten Blick: Das Glas-Mehrwegsystem stehe mehr und mehr unter Druck. Markengetränke kommen zunehmend in individuell gestalteten Mehrwegflaschen auf den Markt. Diese können wiederum nicht von anderen Getränkeabfüllern genutzt werden, wie es das Mehrwegsystem eigentlich vorsieht. Eine Deloitte-Studie bescheinigt den  tatsächlich einheitlichen Mehrwegflaschen eine höhere Anzahl an Wiederbefüllungen als den individuellen Glas-Mehrwegflaschen. „Deren Anstieg wirkt sich möglicherweise negativ auf die Mehrweg-Ökobilanz aus“, gibt Benedikt Kauertz zu bedenken.

Mehrweg/Einweg-Diskussion nicht mehr zeitgemäß

Aus Sicht des Ifeu-Instituts ist die seit Langem geführte Mehrweg/Einweg-Diskussion mit den geforderten höheren Mehrwegquoten nicht mehr zeitgemäß. Benedikt Kauertz kritisiert, dass bei der vom Verpackungsgesetz vorgeschriebenen Mehrwegquote von 70 Prozent keinerlei Differenzierung stattfindet. Statt einer pauschalen Mehrwegquote schlägt das Ifeu-Institut fest geschriebene Zielwerte sowohl für Mehrweg als auch für Einweg vor. Bei Mehrweg sollte beispielsweise langfristig eine Festlegung auf die einheitlichen Mehrwegflaschen gegenüber den individuellen erfolgen. Dabei sollte eine Mindestumlaufanzahl verankert werden. Bei den PET-Einwegflaschen könnte ein bestimmter Anteil an recyceltem PET-Material oder ein bestimmtes Verhältnis zwischen Füllvolumina und Verpackungsgewicht festgeschrieben werden. Ein Anteil von recyceltem PET-Material von 50 Prozent in neuen PET-Flaschen sollte keine Ausnahme bleiben, sondern Standard werden. Auch der verstärkte Einsatz von biobasierten Kunststoffen könnte die Ökobilanz von Einwegflaschen weiter verbessern. Diese müssen dann aber auf jeden Fall im Rahmen des aktuellen Kreislaufsystems recycelbar sein.

 

1_ifeu_Benedikt Kauertz.jpg
Benedikt Kauertz vom unabhängigen Ifeu-Institut in Heidelberg beschäftigt sich mit der Ökobilanzierung von Verpackungen. (Bild: Ifeu)

Es gibt nicht „die“ universelle Verpackungslösung

Benedikt Kauertz stellt fest: „Es gibt nicht die universelle Verpackungslösung.“ Sollte zum Beispiel ein Safthersteller regional an den Handel liefern, ist Glas-Mehrweg aus ökobilanzieller Sicht eine gute Wahl. Kunststoffverpackungen für Säfte bestehen aufgrund der notwendigen Barriereeigenschaften neben PET zum Teil aus Polyamid. Daher können sie nicht einfach in den PET-Wertstoffkreislauf aufgenommen werden, was sich wiederum negativ auf die Ökobilanz auswirkt. PET-Einweg bietet dagegen Vorteile bei der Lieferung an den Discount über weite Transportstrecken und bei großen Abfüllmengen. Neben diesen ökobilanziellen Themen spielen bei der Wahl des Verpackungsmaterials aber noch ganz viele Parameter hinein – zum Beispiel die Höhe der Investition in neue Maschinentechnik oder die Eigenschaften des Verpackungsmaterials, die für Hersteller und Handel sehr wichtig sind. Hier haben PET-Einwegverpackungen durch die Unzerbrechlichkeit, die Leichtigkeit für den Endverbraucher und individuelle Gestaltungsmöglichkeiten Vorteile.

Ausblick auf den Getränkemarkt

„Solange sich der gesetzliche Rahmen nicht drastisch ändert, wird es sicherlich nicht die großen Umwälzungen geben“, glaubt Benedikt Kauertz. „Wir erwarten einen weiteren Anstieg von PET-Verpackungen bei Milch- und Milchmixgetränken. PET-Einwegflaschen werden dabei sicherlich auch weiter optimiert. Durch spezielle, bereits heute verfügbare Glasinnenbeschichtungen sind PET-Flaschen für Saft eine Alternative, um auch Saftflaschen zu bepfanden und mit sortenreinem PET-Material zu recyceln. Aktuell dreht sich viel um weitere Materialeinsparungen. Dass der Handel das Thema für sich entdeckt hat, ist sicherlich positiv für die gesamte Verbesserung von PET-Ökobilanzen. Wenn größere Player am Markt vorangehen – auch bei den Getränkeherstellern – werden andere nachziehen.“

Zur Person

Benedikt Kauertz ist Experte auf dem Feld der Ökobilanzierung von Verpackungen. Seit seinem Eintritt in das Ifeu-Institut in Heidelberg beschäftigt er sich mit ihren Umweltauswirkungen aus verschiedenen Blickwinkeln. Heute ist er Fachbereichsleiter Industrie und Produkte. Im Fokus liegen alle Verpackungsarten von Folien über Papier bis hin zu Glas. Das Ifeu-Institut forscht und berät weltweit zu allen wichtigen Umwelt- und Nachhaltigkeitsthemen. Es zählt mit seiner fast 40-jährigen Erfahrung zu den bedeutenden ökologisch ausgerichteten Forschungsinstituten in Deutschland. Unter anderem kooperierte es im Bereich Verpackungs-Bilanzierung bereits oftmals mit dem Umweltbundesamt.

Sie möchten gerne weiterlesen?