Roboter hebt Paket auf Band

Der breite Einsatz von Robotern und Cobots erhöht die Flexibilität der Verpackungslinien und entlastet das Bedienpersonal von sich wiederholenden und verletzungsanfälligen Aufgaben. (Bild: iStock.com – imaginima)

Jim Pittas,
Jim Pittas, Präsident & CEO, PMMI (Bild: PMMI)

interpack NEWS: Dies ist die erste Interpack für Sie als CEO von PMMI. Was erwarten Sie von der aktuellen Messe?
Jim Pittas: Ja, dies ist meine erste Interpack als Präsident & CEO von PMMI, The Association for Packaging and Processing Technologies. Allerdings habe ich diese Messe schon viele Male besucht. Die Interpack ist sicherlich die wichtigste Verpackungsmesse in Europa, und ich freue mich besonders darauf, zur ersten Interpack seit Beginn der Covid-19-Pandemie wieder in Düsseldorf zu sein.

interpack NEWS: Was sind die globalen Trends in der Verpackungsindustrie?
Jim Pittas: Ich glaube, dass das Jahr 2023 für die globale Verpackungs- und Verarbeitungsindustrie mehr als ein Trend sein wird, nämlich ein Reset.

Von 2020 bis zum größten Teil des Jahres 2022 hat die Branche die Herausforderungen und Anforderungen einer weltweiten Pandemie gemeistert. In diesem Zeitraum kam es zu einem enormen Anstieg der Verbrauchernachfrage, der die Unternehmen der Konsumgüterindustrie unter erheblichen Druck setzte, ihre Produkte in den Regalen zu halten. Der Anstieg der internationalen Nachfrage nach vielen Konsumgütern sowie die Umstellung bestehender Produkte auf neue Verwendungszwecke stellten die Hersteller vor große Herausforderungen. Wir erlebten, wie Spirituosenhersteller ihre Produkte in Desinfektionsmittel umwandelten, wie Unternehmen Produktionslinien für die Herstellungvon Atemschutzmasken einrichteten, wie die Nachfrage nach Haushaltsreinigern und Lebensmitteln enorm anstieg und wie sich das Verbraucherverhalten rasch zugunsten des E-Commerce veränderte. Die Umstellung auf den Onlinehandel war besonders einschneidend. Der E-Commerce veränderte viele Lagerprozesse von Konsumgüterartikeln angefangen beim Handling von Palettenladungen bis hin zur Abwicklung von Direktbestellungen an den Verbraucher. Diese Umstellung erhöhte die Nachfrage nach Maschinentechnologie wie Robotern, Cobots und Software, um die verschiedenen Formate und Verpackungsgrößen zu bewältigen.

Seit dem letzten Jahr haben wir einen Produktionsrhythmus gefunden, der die Pandemie besser zu verkraften scheint. Obwohl einige Probleme in der Lieferkette weiterhin bestehen, gehen wir davon aus, dass sich die Erwartungen der Branche im Jahr 2023 wieder normalisieren werden. Auch wenn nicht alles glatt läuft, zeigen unsere Untersuchungen, dass die globalen Aussichten für die Verpackungsindustrie weiterhin gut sind.

interpack NEWS: Vor welchen Herausforderungen stehen die Hersteller von Lebensmitteln, Pharmazeutika, Kosmetika und Non-Food-Produkten derzeit?
Jim Pittas: Unter der Annahme, dass sich die Lieferkette weiter verbessert und stabilisiert, werden sich die größten Herausforderungen auf die Nachhaltigkeit und die Reaktion auf den Arbeitskräftemangel konzentrieren. Keine dieser Hürden ist neu, aber die Hersteller haben immer noch die Möglichkeit, einen höheren Automatisierungsgrad sowie Prozesse und Praktiken einzuführen, die eine Kreislaufwirtschaft unterstützen und den Betrieb auf Net-Zero umstellen.

An der Nachhaltigkeitsfront sind Konsumgüterhersteller oft gezwungen, zwischen den Zeilen zu lesen, was die Verbraucher sagen und was sie tun. Während die zunehmende Besorgnis der Verbraucher in Bezug auf Nachhaltigkeit gut dokumentiert ist, erzählen die Einkaufsgewohnheiten oft eine andere Geschichte – wie zum Beispiel die zunehmende Beliebtheit des Online-Verkaufs. Die Verbraucher sind nur begrenzt bereit, für nachhaltigere Verpackungen zu zahlen – insbesondere in Zeiten des wirtschaftlichen Abschwungs. Unsere Branche muss zusammenarbeiten, um die Verbraucher über die Realitäten der Nachhaltigkeit von Verpackungen aufzuklären und eine harmonisierte Gesetzgebung zu fordern, die einen langfristigen Wandel bewirkt.

interpack NEWS: Nachhaltigkeit, Energieeffizienz und Digitalisierung – wo liegt der Schwerpunkt der amerikanischen Verpackungsindustrie auf der diesjährigen Interpack?
Jim Pittas: Was wir auf unseren und anderen Messen in der ganzen Welt gesehen haben, ist, dass die Lieferanten ihre Fortschritte und Lösungen für die Herausforderungen der Nachhaltigkeit hervorheben. Der Schwerpunkt liegt auf der Förderung von Partnerschaften zwischen OEMs und Zulieferern, um Anlagen- und Werkstofflösungen für die Umsetzung von Hochgeschwindigkeitsanwendungen anzubieten, die eine kosteneffiziente Verwendung nachhaltiger Materialien ermöglichen.

Die Schließung der Qualifizierungslücke bei den Arbeitskräften ist ein weiterer wichtiger Bereich. Wir haben festgestellt, dass die Zulieferer den Einsatz von Industrie-4.0-Technologien wie die vorausschauende Wartung nutzen, um die Produktivität und Zuverlässigkeit von Verpackungsprozessen zu erhöhen. Technologien wie Remote Access und Augmented Reality werden eingesetzt, um das Bedienpersonal zu unterstützen, während der breite Einsatz von Robotern und Cobots die Flexibilität der Verpackungslinien erhöht und das Bedienpersonal von sich wiederholenden und verletzungsanfälligen Aufgaben entlastet.

interpack NEWS: Was ist die Stärke der amerikanischen Verpackungsindustrie?
Jim Pittas: Abgesehen von der Größe, Vielfalt und relativen wirtschaftlichen Stabilität der nordamerikanischen Verpackungsindustrie liegt ihre Stärke in den innovativen Lösungen, der Zuverlässigkeit der Anlagen und der betrieblichen Flexibilität, die die Hersteller anbieten. Faktoren wie das Wachstum des Onlinehandels, die Notwendigkeit, die Qualifizierungslücke zu schließen, und die Nachfrage der Verbraucher nach nachhaltigen Produkten treiben die nordamerikanischen Hersteller kontinuierlich zu Innovationen und zur Entwicklung neuer Technologien an. Die Einbindung fortschrittlicher Technologien, von Sensoren bis hin zu Software, nimmt in diesem Markt weiter zu. Die Nachfrage nach mehr Individualisierung im Verpackungsbereich treibt die Unternehmen dazu, neue Verpackungsanlagen auf den Markt zu bringen, die leistungsfähiger, effizienter und sogar sicherer sind.

Die Zuverlässigkeit der Anlagen, ergänzt durch einen erstklassigen Service und Support, ist nach wie vor ein Eckpfeiler der nordamerikanischen Verpackungsindus­trie. Technologien wie die vorausschauende Wartung entwickeln sich ständig weiter, und die nordamerikanischen Hersteller sind führend in diesem Bereich.

Die Diversität der nordamerikanischen Verbraucher treibt die Nachfrage nach neuen Verpackungsgrößen und -formaten voran und erhöht den Bedarf an betrieblicher Flexibilität. Diese Anforderungen drängen die nordamerikanischen Hersteller weiterhin dazu, innovative Automatisierungslösungen anzubieten und Technologien wie Roboter und Cobots zu integrieren, um die Fertigungsmöglichkeiten zu verbessern. Die nordamerikanischen Hersteller haben die Flexibilität entwickelt, um den Anforderungen einer vielfältigen Konsumgüterlandschaft gerecht zu werden und bieten weiterhin Technologien an, um mit den sich ständig ändernden Verbraucherwünschen Schritt zu halten.

interpack NEWS: Wie haben sich die Messen seit der Pandemie verändert, und wie sehen Sie die Zukunft einer Verpackungsmesse?
Jim Pittas: Ich denke, dass die Einschränkungen durch die Pandemie – und die darauf folgende begeisterte Rückkehr zu unseren Pack-Eexpo-Messen – gezeigt haben, wie wichtig diese Veranstaltungen für unsere Branche sind. Wir haben sicherlich gelernt, wie wichtig ein guter, digitaler Backup-Plan ist, aber letztendlich haben wir wohl gelernt, dass digitale Räume ihre eigenen Grenzen haben. F ür diese Branche ist die Möglichkeit, in nur wenigen Tagen Hunderte oder gar Tausende von möglichen Lösungen an einem Ort zu sehen, nicht nur eine Zeitersparnis, sondern von unschätzbarem Wert.

Neben den persönlichen Kontakten und dem Networking gibt es so viele Fälle, in denen die Besucher einer Messe nicht wissen, wonach sie suchen, oder nicht wissen, dass etwas verfügbar ist, bis sie es sehen. Sie gehen einen Gang entlang und sehen eine Maschine in Bewegung, die sie nicht benennen können und von deren Existenz sie nichts wussten. Sie kommen mit dem Lieferanten ins Gespräch und es entsteht eine Beziehung, die zu einer großen Chance für das Wachstum ihres Unternehmens führen kann. Diese Art von Entdeckungen lassen sich nicht so leicht online machen, wo die Entscheidungsträger auf das beschränkt sind, was sie wissen. Auf der Messe finden diese Entdeckungen persönlich und ungefiltert statt. Deshalb bieten Messen eine einzigartige Gelegenheit, die – zumindest bis jetzt – durch keine Technologie ersetzt werden kann.

Die Fragen stellte Eva Middendorf, Redakteurin neue verpackung

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