Am Kommissionierbahnhof auf der Bühne entnehmen die Mitarbeiter die für ihre Station bestimmten Auftragsbehälter und schieben die Behälter für die nächste Ebene weiter auf die Förderstrecke.

Am Kommissionierbahnhof auf der Bühne entnehmen die Mitarbeiter die für ihre Station bestimmten Auftragsbehälter und schieben die Behälter für die nächste Ebene weiter auf die Förderstrecke. (Bild: SSI Schäfer)

Endlich Frühling – die Freude bei motorisierten Zweirad-Fans über die beginnende Saison ist jedes Jahr ungebrochen. Dann werden Motorräder, Motorroller und Scooter wieder flott gemacht, um endlich die lang ersehnte erste Spritztour des Jahres zu unternehmen. Nicht selten führt der Weg zum Glück aber erst einmal über eine Zweirad-Werkstatt, um die Durchsicht oder erforderliche Reparaturen vom Profi erledigen zu lassen. Benötigt der Mechaniker dafür Ersatzteile, kann er sich auf Niemann + Frey verlassen. Denn der Großhändler für Zweirad-Ersatzteile und Zubehör führt über 150.000 verschiedene Artikel im Sortiment. 50.000 davon hat er ständig im Lager und garantiert damit eine Auslieferungsquote von 97 Prozent. Werden die Ersatzteile bis 16 Uhr bestellt, kommen sie noch am selben Tag in den Versand und gelangen über Nacht in das gesamte Bundesgebiet und in viele Teile Europas. Fast 80 Prozent der Bestellungen treffen inzwischen online über den Internetshop ein.

Die Wurzeln von Niemann + Frey gehen auf das Jahr 1935 und den Handel mit Fahrrad-Ersatzteilen zurück. 1964 wurde das Sortiment um Ersatzteile für Vespa-Roller erweitert – schon damals das Kultfahrzeug unter den motorisierten Zweirädern. 1989 übernahm Gerd Frey das Unternehmen und führt es bis heute unter dem Namen Niemann + Frey. Die Partnerschaft mit dem italienischen Vespa-Hersteller Piaggio hat sich über diese Zeit sehr erfolgreich entwickelt und konnte 2014 ihr 50-jähriges Bestehen feiern. Heute liefert der Großhändler Ersatzteile und Zubehör nach ganz Europa. „Durch das Exportgeschäft sind wir auch im Winter gut beschäftigt. Das Sommerhalbjahr verlangt uns in der Logistik jedoch einiges ab“, berichtet Thomas Schild, Prokurist und Leiter Logistik bei Niemann + Frey, und gibt zu: „Ich bin selbst immer wieder beeindruckt von dem, was hier Tag für Tag gestemmt wird. Über sechs Tonnen Ersatzteile – bis hin zum kleinsten Schräubchen – werden täglich kommissioniert, verpackt, verschickt. Gleichzeitig werden wieder über sechs Tonnen neu angeliefert, erfasst, eingelagert und gebucht, um möglichst schnell für den Handel verfügbar zu sein. Das geht nur mit einem Spitzen-Team und einer flexiblen Logistik.“ Rund 750 Aufträge mit durchschnittlich 9,5 Positionen werden so pro Tag von den Mitarbeitern im Lager von Niemann + Frey in der Saison kommissioniert und versandfertig gemacht.

Neubau bereits nach vier Jahren ausgelastet

Mit dem Teilespektrum und dem Auftragsvolumen ist auch die Logistik Schritt für Schritt mitgewachsen. „Wir arbeiten bereits seit 1995 partnerschaftlich und erfolgreich mit SSI Schäfer zusammen“, erinnert sich Thomas Schild. So rüstete der Hersteller von Lager- und Logistiksystemen mit Hauptsitz in Neunkirchen bereits das frühere Lager in Krefeld-Oppum inklusive mehrerer Erweiterungen mit Regalen, Behältern und Arbeitsplätzen aus. Doch auch hier wurden die zuletzt 3.000 m² Fläche zu klein, sodass Gerd Frey 2008 entschied, ein neues Logistikzentrum zu bauen – ganz nach den Bedürfnissen des Unternehmens und seiner Kunden. Nach nur sechs Monaten Bauzeit konnte Niemann + Frey im Februar 2010 das neue Lager mit rund 7.500 m² moderner Lagerfläche in Krefeld beziehen. Zusammen mit SSI Schäfer realisierte das Unternehmen acht Arbeitsplätze im 600 m² großen Wareneingang, eine Palettenregalanlage mit 4.000 Stellplätzen, eine dreigeschossige Bühne mit Weitspannregalen und 12.500 laufender Meter Regalböden, sechs Packstationen, 16 Versandstraßen, zehn Überladebrücken und acht Laderampen.



„Wir sind vom Service getrieben. Als Zulieferer des Handels geht es uns nicht nur darum, die Prozesse für uns selbst so optimal wie möglich zu gestalten. Vielmehr ist es wichtig, den Handel so flexibel wie möglich zu unterstützen“, erklärt Gerd Frey. Daher hat das Unternehmen auch im neuen Lager in Krefeld bewusst bestimmte Prozesse nicht automatisiert, um zum Beispiel bei der Kommissionierung individuelle Kundenanforderungen so weit wie möglich zu realisieren oder um in der Hochsaison Personal aufstocken und damit die Auslieferleistung erhöhen zu können.

Doch durch jährliche zweistellige Wachstumsraten und fortwährend neue Artikel drohte das Lager bereits 2014 an seine Kapazitätsgrenzen zu stoßen, sodass Gerd Frey und Thomas Schild mögliche Erweiterungen prüften – inklusive der Option, die angrenzende Reservefläche zu bebauen. Eine ökonomisch und ökologisch attraktivere Lösung versprach jedoch ein gemeinsam mit SSI Schäfer alternativ entwickeltes Logistikkonzept, das eine Teilautomatisierung des Lagers innerhalb der vorhandenen Infrastruktur vorsah – inklusive der Einbindung und Optimierung der bestehenden Prozesse. Im Wesentlichen sollten dabei zwei Logimaten zur Lagerung und Kommissionierung von Kleinteilen installiert sowie eine Behälter- und Kartonförderanlage, die den Wareneingang mit den verschiedenen Kommissionierstationen über drei Ebenen miteinander verbindet, realisiert werden.

Erste Schritte in die Lagerautomatisierung

Kurz nach der Beauftragung im Oktober 2014 begann SSI Schäfer mit den ersten Arbeiten im laufenden Betrieb. Zunächst wurden Teile der Bühnenanlage zurückgebaut, um die Logimaten nebeneinander an der vorgesehenen Stelle installieren zu können. Anschließend errichteten die Monteure die beiden Lagerautomaten, die sich aufgrund der frei wählbaren Maschinenhöhe bis knapp unter das Hallendach bauen ließen. Das Prinzip des Logimat lässt sich mit einem überdimensionalen automatischen Schubladenschrank mit zwei Tablarreihen vergleichen. Zwischen den beiden Tablarreihen befindet sich ein Lift, der die einzelnen Tablare von ihrer jeweiligen Position herauszieht und zur Bedienöffnung fährt, wo der Lagermitarbeiter die zu kommissionierende Ware auf ergonomischer Höhe entnimmt. Vor den beiden Logimaten ist bei Niemann + Frey eine Kommissionierstation für zehn Behälterstellplätze mit Put-to-Light-Anzeigen aufgebaut. Direkt dahinter verläuft die Förderstrecke in Richtung der drei anderen manuellen Kommissionierstationen.

Damit die dreigeschossige Bühnenanlage um eine ebenfalls dreigeschossige freitragende Bühne erweitert werden konnte, wurde der bestehende Wareneingang überbaut und mit neuen Arbeitsplatzsystemen umgestaltet. Ein Teil der neuen Bühne wird als Bahnhof mit Pufferstrecke für die einzelnen Kommissionierebenen genutzt. Durch die Installation der Fördertechnik inklusive Rollenbahn mit Gurtförderern zur Versorgung der Bühne konnten die Laufwege für die Kommissionierer enorm verkürzt werden, während der müßige Ebenenwechsel über die Treppen mit Behältern oder Ware heute ganz wegfällt. Damit ist die Kommissionierung in den oberen Ebenen viel effizienter geworden und ermöglicht einen schnelleren Zugriff auf die hier gelagerten Artikel.

„Niemann + Frey hatte ganz konkrete Vorstellungen und Ideen zur Erweiterung ihres Lagers, die wir dann zusammen weiterentwickelt haben. Vor allem der Prozess für die Auftragskommissionierung am Logimat in Kombination mit der Put-to-Light-Zuordnung und die weiterhin manuelle Steuerung der Behälter über die Fördertechnik zu den vier Kommissionierstationen anhand von Listen und einfachen Erkennungshinweisen war für uns in dieser Form neu“, betont Felix Lütkebomk, SSI Schäfer Projektleiter nach der rund zweieinhalb Monate dauernden Realisierungsphase.  

Für Niemann + Frey hingegen bedeutete das Projekt die ersten Schritte einer automatischen Unterstützung der internen Lager-, Transport- und Kommissionierprozesse. „Wir mussten mehr Platz für unsere Ware schaffen und da bot der Logimat uns die Möglichkeit, mit dem Ware-zur-Person-Prinzip auf der Bodenebene deutlich mehr Artikel im Zugriff zu haben, auch wenn sie in den oberen Ebenen lagern. Zudem konnten wir unsere Kommissionierleistung für das hier lagernde Artikelspektrum erhöhen, denn durch den Wegfall der Wegezeiten und die parallele Kommissionierung von zehn Aufträgen gleichzeitig sind wir deutlich schneller geworden“, freut sich Thomas Schild.

Logimat bietet viel Platz auf kleinster Fläche

Die direkt hinter dem Wareneingang in die bestehende Bühnenanlage eingepassten Lagerlifte bieten Platz für bis zu 12.000 verschiedene Artikel. Sobald der Kommissionierer den ersten Auftrag mit dem ersten Behälter per Barcode-Scan verheiratet hat, beginnt der Logimat schon mit der Auslagerung des richtigen Warentablars. Sind alle zehn Behälter einem Auftrag zugeordnet, startet die Kommissionierung. Dazu bedient der Mitarbeiter die beiden Logimaten stets im Wechsel, indem er jede Entnahme am Pick-to-Light-Modul bestätigt. Die über eine Schnittstelle mit dem Warenwirtschaftssystem verbundene Software von SSI Schäfer steuert die Reihenfolge der zu kommissionierenden Artikel dafür so, dass immer das Tablar ausgelagert wird, das möglichst mehrere benötigte Artikel für die aktuell zu kommissionierenden Aufträge im Bestand hat. Für die einfachere Entnahme wird das Tablar über die Logi-Tilt-Funktion angewinkelt und das entsprechende Fach sowohl per Laserpointer als auch über das Display angezeigt.

Die Put-to-Light-Anzeige über den Auftragsbehältern zeigt dem Kommissionierer an, in welchen der Behälter er den eben entnommenen Artikel aus dem Logimat legen soll. Einige Artikel müssen zudem noch etikettiert oder extra verpackt werden. Leuchtet das Licht grün, ist die letzte Position eines Auftrags erreicht und der Behälter kann dann auf die Fördertechnikstrecke zum Übergabeplatz an den Versand geschoben werden. Muss der Behälter noch in weitere Kommissionierbereiche, bringt der Mitarbeiter am Behälter eine Klammer als Erkennungszeichen für die Kollegen an den einzelnen Stationen an.

„Die Aufträge gehen jetzt viel schneller durchs Lager, da der Auftragsbehälter heute über die Fördertechnik in den richtigen Kommissionierbereich gelangt und so schneller im Versand ist. Dadurch haben wir auch eine viel gleichmäßigere Auslastung der einzelnen Bereiche“, resümiert Thomas Schild und lobt die Zusammenarbeit mit SSI Schäfer: „Die Zusammenarbeit funktionierte hervorragend – von der Projektleitung bis hin zur Montage im laufenden Betrieb. Für mich war auch entscheidend, dass wir trotz der unterschiedlichen Gewerke aus dem Hause Schäfer nur einen Ansprechpartner hatten. Es gibt kaum jemanden am Markt, der alles aus einer Hand bietet.“ Auch wenn mit der Erweiterung nun Platz für weiteres Wachstum ist, ausruhen kann sich der Logistikleiter nicht. Das nächste Projekt ist ein neues Lagerverwaltungssystem mit Umsetzung der beleglosen Kommissionierung. „Wenn wir in einigen Jahren den Anbau realisieren, sprechen wir als erstes wieder mit SSI Schäfer“, blickt Thomas Schild bereits nach vorne.

 

Für Sie entscheidend
Über SSI Schäfer
SSI Schäfer ist führender Anbieter von Lager- und Logistiksystemen. Die angebotenen Leistungen reichen von der Konzeptfindung über die Lagereinrichtung mit Produkten aus eigener Herstellung bis hin zur Realisierung komplexer Logistikprojekte als Generalunternehmer. Die Bündelung der Kompetenzen unter der Dachmarke SSI Schäfer bildet die Grundlage zur Entwicklung marktgerechter, branchenübergreifender Lagersysteme und zur Konzeption ganzheitlicher Lösungen der Intralogistik.

Das Produktprogramm von SSI Schäfer/Fritz Schäfer GmbH, Neunkirchen, –  gleichzeitig internationaler Hauptsitz der SSI Schäfer-Gruppe – umfasst den Kernbereich der Lagereinrichtung sowie Werkstatt-, Betriebs- und Büroeinrichtungen, Abfalltechnik und Recycling. Typische Produkte sind Lager- und Transportkästen, Fachboden-, Paletten-, Langgut- und Verschieberegale, die die Basis für manuell betriebene und vollautomatische Lagersysteme bilden. Die SSI-Schäfer-Unternehmensgruppe, hervorgegangen aus dem 1937 von Fritz Schäfer gegründeten gleichnamigen Unternehmen, ist heute weltweit vertreten und in Deutschland mit zahlreichen Niederlassungen präsent.

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SSI SCHÄFER Fritz Schäfer GmbH

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