
Der europäischen Kunststoffindustrie geht es nicht gut. Der Verband Plastics Europe fordert daher von der Politik Unterstützung. (Bild: OpenAI)
Auch die wirtschaftliche Leistung der Branche schrumpft, sagt der Branchenverband Plastics Europe: Der Umsatz sank von 457 Mrd. € (2022) auf 398 Mrd. € (2024) – ein Rückgang um 13 %. Während andere Weltregionen einen industriellen Aufschwung erleben, setzt sich der Abwärtstrend in Europa fort.
Die weltweite Kunststoffproduktion stieg 2024 um 4,1 % und hat seit 2018 um 16,3 % zugelegt. Asien produziert inzwischen 57,2 % der globalen Kunststoffmenge – China allein 34,5 %, fast dreimal so viel wie die gesamte EU.
Benny Mermans, Präsident von Plastics Europe, warnt: „Die europäische Kunststoffindustrie steht an einem entscheidenden Wendepunkt. Unsere Region braucht dringend politische Unterstützung und Rahmenbedingungen, um Investitionen wieder anzukurbeln und resiliente, wettbewerbsfähige Lieferketten zu sichern.“
Energiepreise und Regulierung belasten
Die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Hersteller leidet unter extrem hohen Energiekosten, klimabezogenen Abgaben und steigenden Rohstoffpreisen. Diese Faktoren führen zunehmend zu Verkäufen und Stilllegungen von Produktionsanlagen.
Ein kleiner Lichtblick: Das Handelsdefizit der EU27 bei Kunststoff-Polymeren hat sich 2024 verbessert – von -0,8 Mio. t auf -0,2 Mio. t. Grund dafür ist ein Exportanstieg von 10 %. Dennoch bleibt die Lage angespannt: Neue globale Zollregelungen bergen Risiken. Die USA sind inzwischen größter Lieferant von Polymeren nach Europa (18,9 % Marktanteil) und zugleich viertgrößter Absatzmarkt für EU-Kunststoffe (7,7 %).
Zirkuläre Kunststoffe: Europa verliert Führungsrolle
Europa hat seine frühere Spitzenposition bei zirkulären Kunststoffen eingebüßt. Zwar liegt der Anteil zirkulärer Kunststoffe an der EU-Produktion 2024 bei 15,4 %, doch dieser Wert resultiert vor allem aus dem Rückgang der fossilbasierten Produktion seit 2018 (-18,9 %), nicht aus einem nennenswerten Ausbau zirkulärer Verfahren.
Die Gesamtproduktion zirkulärer Kunststoffe in der EU blieb 2024 bei 8,4 Mio. t.
- Mechanisches Recycling stieg leicht um +2,7 % auf 7,7 Mio. t
- Chemisches Recycling stagnierte bei 0,11 Mio. t
- Biobasierte Kunststoffe gingen um 25 % auf 0,6 Mio. t zurück – vor allem wegen der Konkurrenz durch subventionierte Biokraftstoffe.
Zum Vergleich: Die weltweite Produktion zirkulärer Kunststoffe erreichte 43,9 Mio. t, was einem Anteil von 10 % an der Gesamtproduktion entspricht. China allein produzierte 13,4 Mio. t – fast doppelt so viel wie Europa.
Virginia Janssens, Geschäftsführerin von Plastics Europe: „Unsere Dekarbonisierung und die Kreislauftransformation stocken, solange eine klare politische Unterstützung fehlt. Alle verfügbaren Recyclingtechnologien sind nötig – ebenso wie wirksame marktseitige Anreize.“
Forderungen an die Politik
Plastics Europe fordert ein umfassendes Maßnahmenpaket:
- Entschärfung der Energiekrise
- Stärkung der EU-Rechtsdurchsetzung an den Außengrenzen
- Förderung von Investitionen in zirkuläre Kunststoffproduktion
- Ambitionierte Rezyklateinsatzquoten
- Einrichtung eines „Chemicals and Plastics Trade Observatory“ zur Echtzeitüberwachung von Handelsströmen
Die Branche sieht den Clean Industrial Deal als entscheidenden Hebel, um die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern und die Transformation zur Kreislaufwirtschaft zu beschleunigen.
