Etwa 15 bis 20 Umläufe macht jede der GDB-Mehrweg-PET-Flaschen (GDB: Genossenschaft Deutscher Brunnen) bei Rhön Sprudel. Nicht immer reibungslos: „Wir arbeiten auf der Mehrweg-Linie mit zahlreichen PET-typischen Problemen“, erläutert Betriebsleiter Volker Riehn. „PET-Mehrweg muss mit einer stärkeren Lauge behandelt werden, da wir keine Temperaturen über 60 Grad in der Waschmaschine fahren können. Die Flaschen altern, sie werden spröde und anfällig für Spannungsrisse im Bodenbereich, die aufreißen können“, so Riehn. Viele Konsumenten würden die Flaschen mit Filzstiften beschriften – nicht abwaschbare Tinte kann aber auch eine Flaschenwaschmaschine nicht mehr entfernen. „So lange Konsumenten einen schwarzen Stift nehmen, können wir die Flaschen gut erkennen und ausschleusen“, erläutert Riehn. „Doch ein roter Permanentstift wird in der Waschmaschine rosa und war bisher bei der Inspektion wegen fehlendem Kontrast kaum zu detektieren.“ Hinzukommen mögliche Ausbrüche der Flaschen am Neck-Ring, abgeschabte oder beschädigte Mündungs-Gewinde, starke Kratzer (Scuffing) im Halsbereich oder Fremdkörper in der Flasche. Seit einigen Jahren setzt Rhön Sprudel daher zur Inspektion, Erkennung und Sortierung von Flaschen Kontrollsysteme von Miho ein.
Kamera-Feind Wassertröpfchen
Erste Station nach der Waschmaschine ist für die aufrecht stehenden Flaschen ein Trockner. Dort werden sie im Tragring- und Mündungsbereich mit Sterilluft von Wassertropfen befreit. „Tropfen sind für die Erkennung mit Kameras das größte Problem, da hierdurch Lichtbrechungen entstehen und somit Verfälschungen stattfinden“, erläutert Miho-Techniker Klaus Tolle, der Rhön Sprudel seit 20 Jahren betreut. „Wir haben hierbei bewusst keine Einhausung gebaut, sonst könnten die Wassertröpfchen als Aerosole in die Flaschen tropfen, was eine Kontaminationsgefahr wäre.“ Wenige Meter weiter durchfahren die Flaschen zunächst eine Scuffing-Erkennung. Scuffing entsteht durch mechanische Einwirkungen, aber auch, wenn eine Flasche zu lange in der Waschmaschine steht. Miho setzt zur Erkennung eine telezentrische Beleuchtung ein. „Uns geht es beim Scuffing und der gesamten Gebindekontrolle um die Erkennung und Ausleitung sämtlicher Fehler, aber wir wollen auch Fehlausleitungen so weit wie möglich vermeiden, bei denen gute Flaschen vernichtet oder vom Personal nachkontrolliert werden müssen“, so Tolle. Die nächste Station ist die Leerflaschen-Inspektionsmaschine Miho David 2. Hier werden die Gebinde mit Beleuchtungs- und Kamerasystemen auf einen beschädigten Neck-Ring überprüft. Vier rundum diagonal angeordnete Kameras überprüfen die Flaschen von schräg oben an der seitlichen Mündung. Das Gewinde darf weder ausgebrochen noch abgeschabt sein, ansonsten wäre die Flasche nach dem Verschließen nicht dicht. Ebenso dürfen die sogenannten „Vent Slots“ nicht verschmutzt oder beschädigt sein. Vent Slots sind senkrechte Unterbrechungen des Gewindes, durch die bei einem eventuellen Überdruck kontrolliert abgeblasen werden kann. Die Dichtfläche der Gebinde wird nochmals separat auf Beschädigungen und Verschmutzungen hin überprüft. Die Kamera erhält dabei Unterstützung von speziellen LED-Lampen, die eine Mischung aus rotem und blauem Licht erzeugen – ideal für die Fehlererkennung bei den hellblauen GDB-Flaschen.
Bei der Bodenkontrolle überprüft eine Kamera die Flaschen von unten auf Risse, verformte Anspritzpunkte sowie Folien oder andere Fremdkörper, die innen auf dem Boden liegen. Bei der Seitenwandkontrolle werden nicht nur Verschmutzungen, Etikettenreste, Aufkleber oder Beschädigungen erkannt, sondern nun erstmals auch Flaschen, die mit rotem Filzstift beschriftet sind. Dazu sind nötig: Zwei gegenüberliegende Kameras im ersten Seitenwandmodul, eine definierte 90-Grad-Drehung der Flasche sowie zwei weitere gegenüberliegende Kameras im zweiten Seitenwandmodul. „Wir haben jetzt eine Fehlsortierung, die gegen Null geht. Speziell die roten Permanentstifte erkennen wir damit jetzt absolut zuverlässig“, sagt Tolle. Es geht weiter zur Kontrolle von Restflüssigkeiten: Zunächst erkennt ein Infrarot-System, ob Wasser, Lack oder Öl in der Flasche ist. Anschließend prüft ein Hochfrequenz-Sensor, ob sich noch ein Rest von Lauge in der Flasche befindet.
Ausleitung ohne Druckluft
Sämtliche als eindeutig fehlerhaft erkannte Flaschen werden nach der Leerflaschen-Inspektion David 2 vom Linear-Ausleitsystem Leonardo ML ausgeschoben. „Unsere Ausleitsegmente haben Servomotoren, können sich also jederzeit der Bandgeschwindigkeit anpassen und sich mit den Flaschen mitbewegen. Sie schieben die Flaschen ganz sanft auf ein separates Band, wobei keine der leeren Flaschen umfällt. Da wir hier nicht auf Druckluft, sondern auf elektromagnetische Antriebe setzen, sparen wir nicht nur Geld bei der Druckluft, sondern das gesamte System ist extrem verschleißarm – im Gegensatz zu pneumatischen Aggregaten“, erläutert Tolle. Abgeschlossen werden die Kontrollen bei Rhön Sprudel durch eine Füllhöhenkontrolle mittels Hochfrequenz und einem Füllermanagement. Im Schnitt werden 1,6 Prozent aller Flaschen aufgrund von Gebindefehlern aussortiert. Hinzukommen etwa drei Prozent, die von Verbrauchern zweckentfremdet befüllt waren – etwa mit Benzin oder Süßgetränken – oder bei denen der Neck-Ring komplett oder fast komplett fehlt. „Wir haben jetzt so gut wie keine Fehlausleitungen von den guten Flaschen mehr und erkennen außerdem sehr zuverlässig bisherige Problemfälle wie etwa rote Filzstift-Beschriftungen“, resümiert Betriebsleiter Riehn.