Großwetterlage, Branchenklima und Wind von vorne

Auf dem Deutschen Verpackungskongress am 20. März 2025 skizzierte Eric Heymann, Senior Economist der Deutschen Bank, eine angespannte Lage: schwache Industriekonjunktur, unterausgelastete Kapazitäten und zunehmender internationaler Wettbewerbsdruck besonders aus China, von wo massive Überproduktion auf den internationalen Markt dränge. Gleichzeitig gebe es kaum Fortschritte im Freihandel. Für 2025 erwartet Heymann ein reales BIP-Wachstum von 0,5 %. 2026 könnten es durch das Fiskalpaket 1,5 % werden und 2027 bis zu 2 %. Ohne begleitende Strukturreformen bleibe das aber ein Strohfeuer. Heymann machte klar, dass der Rückgang der Industrieproduktion bereits vor Corona und Ukrainekrieg eingesetzt habe.

Thomas Reiner, DVI-Vorstandsvorsitzender und CEO von Berndt + Partner, stellte klar, dass sich das jahrelange Branchenwachstum nicht fortschreiben lässt: „Es war wohlstands- und lebenskulturgetrieben. Wenn wir diese Faktoren und die Überproduktion herausnehmen, brauchen wir nur noch halb so viele Verpackungen.“

Ein weiteres zentrales Thema: der Mensch. Heymann sprach von einem „Matching-Problem“ auf dem Arbeitsmarkt – hochqualifizierte Fachkräfte gingen in Rente, entsprechender Nachwuchs fehle. Reiner verwies auf „irrsinnig hohe Krankenstände“ in Deutschland sowie auf Arbeitsmoral und Bildung unter dem Niveau von Griechenland und der Türkei. Während man früher automatisiert habe, um die Produktivität zu steigern, automatisiere man heute, um überhaupt noch produzieren zu können.

Nachhaltigkeit ist für beide Experten nicht verhandelbar. Unternehmen seien aber zurückhaltend bei Investitionen, weil sie politischen Versprechen wie günstiger grüner Energie nicht trauten. Reiner betonte mit Blick auf kommende Generationen, dass man sich bei Kreislaufwirtschaft und Klimaschutz von kurzfristiger Regulatorik unabhängig machen, einen eigenen Kompass entwickeln und den Konsumenten mitnehmen müsse.

Die große Frage, die im Raum steht: Können wir in dieser Großwetterlage als Branche profitabel sein und dabei gleichzeitig die Welt von morgen gestalten? „Klar können wir das, wenn wir uns auf unsere Stärken besinnen: Innovationen, Bedürfnisse verstehen und Antworten finden“, so der DVI-Vorstandsvorsitzende. Von Gegenwind dürfe man sich nicht abschrecken lassen, im Gegenteil. Wo es Wind gibt, gibt es Bewegung und Dynamik. Man muss eben Segel richtig ausrichten. Und das am besten im Team. „Es ist ein unglaublich starker Hebel, wenn man entlang der Wertschöpfungskette denkt und vor allem die richtigen Leute aus der Wertschöpfungskette und die richtigen Organisationen zusammenbringt“, kommentiert die neue DVI-Geschäftsführerin Dr. Natalie Brandenburg. Genau das wollen wir tun.