
Die Mosca-Zentrale im baden-württembergischen Waldbrunn. (Bild: One Thousand/Mosca)
Mosca ist ein weltweit tätiges Unternehmen aus dem Odenwald, spezialisiert auf End-of-Line-Packaging-Lösungen. Der Name steht für präzisen Maschinenbau und hohe Qualitätsstandards. Kunden wie das Traditionsunternehmen Würth verlassen sich auf Moscas Maschinen, um fertige Produkte für den Transport zu sichern. Doch die hohen Anforderungen an Individualisierung bedeuten für Mosca: viele Umstellungen für teils kleine Produktionsmengen. Dies führt zu erheblichen Rüstzeiten – ein bekanntes Problem im Maschinenbau. Die Lösung? Der Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI), um Produktionsprozesse intelligenter zu gestalten und Rüstzeiten zu reduzieren. Mit einem effizienten Ansatz wurde eine KI-gestützte Optimierung entwickelt, die die Fertigungsabläufe intelligenter organisiert.
Kooperation durch Ko-Kreation
Der entscheidende Impuls kam durch das Berliner Start-up One Thousand, gegründet im Jahre 2019. Mit dem Ziel, KI für den Mittelstand nutzbar zu machen, setzt One Thousand auf kundenindividuelle Lösungen statt universelle KI-Modelle. Dieser Ansatz hat sich bereits in mehr als 100 erfolgreichen Projekten bewährt. Zum Projektstart im Januar 2023 trafen sich Mosca und One Thousand zu einem zweitägigen Hackathon, bei dem Mitarbeitende aus allen Unternehmensbereichen involviert wurden. Dies half, ein gemeinsames Verständnis für die Herausforderungen zu schaffen und konkrete Ansatzpunkte zu definieren. Wichtig war dabei, mit einem gezielten Anwendungsfall zu starten, anstatt alle Probleme gleichzeitig anzugehen. Laut Gregor Karmowski, Group Vice President IT & Digitalisierung bei Mosca, gab es bereits viele Ideen innerhalb des Unternehmens. Doch erst durch die Zusammenarbeit mit One Thousand konnten diese in einen funktionierenden Code umgesetzt werden. Nicht zu unterschätzen ist dabei die zentrale Rolle der Daten, denn sie enthalten bereits das Wissen zur Lösung von sogenannten „Pain Points“. Der Ansatz von One Thousand lautet daher P*D=Value: Pain Points mal Daten gleich Mehrwert.
Schon nach sechs Monaten den Return on Investment erreicht

Unter den zahlreichen Ideen des ersten Hackathons wurde eine priorisiert und umgesetzt: das Smart Sequencing. Dabei optimiert eine KI-gestützte Lösung die Reihenfolge der Fertigungsaufträge mithilfe genetischer Algorithmen, die von biologischen Evolutionsprozessen inspiriert sind. Schritt für Schritt wurde die Lösung iterativ weiterentwickelt, bis sie am Ende alle Anforderungen erfüllte. Sechs Monate später erwies sich die Smart Sequencing-Lösung nicht nur als erfolgreich, sondern zeigte schon einen klaren Return on Investment. Auch deswegen ließ der nächste KI-Durchbruch nicht lange auf sich warten: Die manuelle Angebotserstellung sollte als Nächstes verbessert werden, denn diese dauerte bislang zu lange und war schwer skalierbar. So brachte ein zweiter Hackathon im Frühjahr 2024 eine weitere KI-Lösung hervor. Durch die Analyse historischer Daten zu Kundenanfragen und Bestellungen wurde eine passgenaue Automatisierungslösung entwickelt. Diese ist nahtlos in Moscas SAP-System integriert und übernimmt einen großen Teil des Prozesses automatisch.
Die Ergebnisse im Überblick:
- Bereits nach dem ersten Hackathon stand ein erster funktionierender Prototyp für das Smart Sequencing.
- Innerhalb von sechs Monaten zeigte sich ein klarer Return on Investment.
- Die Rüstzeiten konnten um bis zu 20 % reduziert werden.
- Täglich werden 800 Fertigungsaufträge intelligenter priorisiert.
- Die optimierte Terminplanung verbesserte die Liefertermintreue.
- Bei der Angebotserstellung liegt die Automatisierungsrate nun bei 75-80 %.
- Die Bearbeitungsgeschwindigkeit hat sich signifikant erhöht, was die Kundenzufriedenheit steigert.
- Fehlerquoten wurden reduziert, wodurch skalierbare Prozesse möglich wurden.
Erfolgsfaktor Zusammenarbeit

Von Beginn an war die Zusammenarbeit zwischen Mosca und One Thousand geprägt von gegenseitigem Vertrauen und partnerschaftlicher Zusammenarbeit. Die durchgeführten Hackathons halfen nicht nur, konkrete Lösungen zu entwickeln, sondern auch die Akzeptanz der Mitarbeiter für neue Technologien zu steigern. Laut Gregor Karmowski gab es keinerlei Bedenken hinsichtlich Arbeitsplatzverluste: „Unsere Mitarbeitenden nutzen die gewonnene Zeit, um sich auf wichtigere Aufgaben zu konzentrieren.“ Auch extern wird Moscas Innovationskraft anerkannt: Das Unternehmen wurde von der Allianz Industrie 4.0 ausgezeichnet und plant bereits weitere Hackathons zur Optimierung weiterer Prozesse.