neue verpackung: „Langfristig werden sich die Maschinen- und Anlagenbauer auf bevorzugte Lieferanten fokussieren“, heißt es in einer Nexel-Broschüre. Dafür entsteht ein Netzwerk. Welcher Art?
Jochen Latz: Diese Frage führt uns zu dem Konzept: Nexel ist ein virtuelles und persönliches Netzwerk. In diesem Netzwerk werden Kontakte zwischen den teilnehmenden Maschinenbauern und den bevorzugten Lieferanten hergestellt und begleitet.
neue verpackung: Ende September haben Sie in Langenburg ein Symposium für Lieferanten abgehalten. Motto: „Wir wollen mehr mit Ihnen machen und mehr für Sie machen“, wie es Hans Bühler, einer der treibenden Kräfte, ausdrückte. Wer traf denn in Langenburg auf wen?
Matthias Schäfer: In Langenburg trafen von den 180 Teilnehmern circa 60 Maschinenbauteilnehmer aus unserem Netzwerk mit circa 120 Teilnehmern der Nexel-Lieferanten zusammen. Es trafen sich Führungskräfte, Vertriebsmitarbeiter, Konstrukteure, Einkäufer, aus nahezu jeder Führungsebene. Der Zweck des Symposiums war es, das Netzwerk zu stärken und den persönlichen Austausch zu fördern.
neue verpackung: In Nexel finden sich renommierte Verpackungsmaschinenbauer ebenso wie Tiefbohrer oder Finish-Techniker. Wo liegen denn hier die Gemeinsamkeiten?
Jochen Latz: Diese Frage führt uns zu der Aussage, wo liegen Unterschiede und Gemeinsamkeiten? Unterschiede liegen in der Branche, Gemeinsamkeiten in der strategischen Interessenslage.
Das Netzwerk ist umso effektiver, je mehr unterschiedliche Ansätze zu verschiedenen Entwicklungsfragen bearbeitet werden. Die Fokussierung auf nur eine Branche bringt nicht die erforderliche Kreativität und nicht den erforderlichen Überblick.
Die Gemeinsamkeiten liegen in dem gemeinsamen Interesse, Lösungen zu finden, die möglicherweise von einem Netzwerk-Partner bereits erarbeitet wurden und selbst übernommen werden können.
neue verpackung: Handelt es sich hierbei eigentlich um eine Schwaben-Connection?
Heiko Funk: Schwäbische Connection trifft es nicht ganz: Nexel-Lieferanten werden bundesweit bis international aufgenommen. Maschinenbauer überwiegend aus Baden-Württemberg.
neue verpackung: Neben den Maschinenbauern treten jetzt auch die Lieferanten Nexel bei. Welche exklusive Gesellschaft dürfen wir denn am Ende erwarten?
Heiko Funk: Die Lieferanten in Nexel sind ausschließlich von den teilnehmenden Maschinenbauern empfohlen. Die Kennzeichnung „bevorzugter Lieferant“ bedeutet, dass ausschließlich Lieferanten, die untereinander weiterempfohlen werden, in das Netzwerk aufgenommen werden. Dies geschieht nicht durch Nexel beziehungsweise den Betreiber von Nexel, also Qesar, sondern durch die teilnehmenden Maschinenbauer.
Alle Maschinenbauer bedienen sich heute aus circa 7.500 Lieferanten. Exklusiv werden circa 250 innerhalb des Netzwerkes von den Maschinenbauern aufgenommen.
neue verpackung: Sie wollen die Mitgliederzahlen der Lieferanten bei etwa 250 begrenzen. Exklusiv ist das nicht mehr, aber dennoch limitiert. Was sind die Kriterien einer Mitgliedschaft?
Jochen Latz: Die Kriterien einer Mitgliedschaft ist die Empfehlung eines Maschinenbaupartners.
Auf Lieferantenebene gibt es eine reduzierte Exklusivität. Die Maschinenbauer streben an, das optimale beziehungsweise maximale Know-how auf Lieferantenebene zu nutzen. Nur dadurch ist es möglich, sich langfristig innerhalb des Netzwerkes weiterzuentwickeln.
Empfohlen werden Lieferanten, die bereits eine etablierte partnerschaftliche Beziehung über einen längeren Zeitraum nachweisen können. Dabei spielen Qualität, Liefertreue, ein optimales Preis-Leistungs-Verhältnis, überdurchschnittliche Produkte und der Wille zum Wachstum mit den Qesar-Partnern eine wichtige Rolle.
neue verpackung: Welche Vorteile dürfen die miteinander vernetzten Unternehmen realisieren?
Heiko Funk: Der Hauptnutzen der Nexel-Lieferanten ist es, eine vertiefende Zusammenarbeit, die vom Netzwerk organisiert wird, zu nutzen. Ebenfalls werden die Lieferanten in interne Projekte mit einbezogen. Dies gilt auch branchen- und unternehmensübergreifend. Der Vorteil für die Maschinenbauer ist es, sich in kurzer Zeit auf bevorzugte Lieferanten konzentrieren zu können – mit dem Vertrauen in die Empfehlung der Kollegenfirmen aus dem Netzwerk. Der Austausch und die gemeinsame Weiterentwicklung wird hierbei gefördert. Best-Practice-Austausch generiert schnelle und gute Lösungen.
neue verpackung: Sind enge Kooperationen einzelner Unternehmen untereinander vorgesehen oder überwiegt der Netzwerkgedanke?
Jochen Latz: Das Netzwerk kann sich in verschiedene Richtungen entwickeln. Enge Kooperationen einzelner Unternehmen auch entwicklungsseitig existieren bereits heute. Daneben und fördernd ist natürlich der Netzwerkgedanke, das Profil von Nexel.
neue verpackung: Qesar begann 2002 als Beschaffungsorganisation, verändert aber zunehmend seine Geschäftsfelder zugunsten weicherer zukunftsgerichteter Faktoren, zum Beispiel in Richtung Digitalisierung. Wird der gemeinschaftliche Einkauf zur Nebensache?
Matthias Schäfer: Qesar betreut das Netzwerk technisch und kaufmännisch im Auftrag der Maschinen und Anlagenbauer, die das Nexel betreiben. Die Bedeutung der Einkaufspolitik ist auf dem gleichen Niveau, wie zu Beginn. Die weiteren weichen Faktoren sind eine Ergänzung und kein Ersatz für den Einkauf. Es werden insgesamt acht Geschäftsfelder – Produktion, Konstruktion, Management, Service, Marketing, Vertrieb, Digitalisierung und weitere Projekte – bearbeitet.
neue verpackung: Welche Themen werden das Netzwerk zuvorderst künftig bestimmen? Das trifft dann alle Partner gleichermaßen?
Heiko Funk: Zukunftsorientierte Themen mit strategischer Bedeutung unter Einbeziehung von Lieferanten ist das Kernthema. Dies betrifft alle Partner, die mitziehen und in der Lage sind, das Tempo innerhalb des Netzwerkes mitzugehen.
neue verpackung: Welche Rolle übernimmt Nexel? Koordinator? Dirigent? Themensetzer?
Jochen Latz: Nexel ist die Marke, die von den Maschinenbauern genutzt wird, um das Netzwerk zwischen Lieferanten und Maschinenbauern zu beschreiben und mit Leben zu erfüllen. Ja, es ist so, dass Nexel als Koordinator zwischen Maschinenbauern und den Lieferanten auftritt. Als Moderator und natürlich als Themensetzer, insofern Themen von gemeinsamem Interesse zwischen Lieferanten und Maschinenbauern aufgenommen und koordiniert werden.
neue verpackung: Welche Konstruktion wählen Sie für das Networking? Regelmäßige Treffen aller Mitglieder? Arbeitsgruppen? Interne Kontakte ohne Beteiligung von Nexel?
Matthias Schäfer: Das Networking besteht aus den Elementen: Newsletter, Nexel-Symposium, persönliche Gespräche, Workshops, digitale Plattform. Nexel ist quasi ein „Muss“ für strategische Lieferanten, da diese in Zukunft bevorzugt werden. Tatsächlich ist es so, dass wir eine große Anzahl von sehr interessanten Themen hereinbekommen, die wir regelmäßig im gesamten Netzwerk streuen, und auch Rückfragen beziehungsweise Informationen und Lösungen bekommen, die wir innerhalb des Netzwerkes weitergeben.
Es gibt tatsächlich schon gemeinsame Maschinenentwicklungen und Kundenbearbeitung von Lösungen von verschiedenen Maschinenbauern untereinander. Die größten Erfolge für den Lieferanten sind der direkte Zugang und das strategische Unterhaken, um gemeinsam vorwärtszukommen.
Für Sie entscheidend
Nexel...
...versteht sich als Netzwerk zum direkten Austausch zwischen Maschinen- und Anlagenbauern und deren Lieferanten. Was vor mehr als 15 Jahren als gemeinsame Beschaffungsorganisation startete, soll in Zukunft vertiefend in acht Geschäftsfeldern kooperieren. Nexel tritt dabei als Koordinator auf. Nexel besteht zur Zeit aus sieben Maschinen- und Anlagenbauern (AZO in Osterburken, Bystronic Lenhardt in Neuhausen-Hamberg, Hörauf in Donzdorf, Illig in Heilbronn, Optima in Schwäbisch Hall, Rommelag in Sulzbach-Laufen und Schubert in Crailsheim) und den von diesen bevorzugten Lieferanten. Betreut und gemanagt wird dieses Netzwerk von der Qesar GmbH aus Bensheim.