Produktion von Weinflaschen

Mehrwegsysteme können unter bestimmten Voraussetzungen vorteilhafter sein als Einweglösungen. (Bild: Angelo Giampiccolo - Fotolia )

Forschende des Fraunhofer-Instituts für Materialfluss und Logistik (IML) und des Fraunhofer-Instituts Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik (Umsicht) arbeiten im Fraunhofer Cluster of Excellence Circular Plastics Economy (CCPE) zusammen, unter anderem für die aktuelle von der SIM in Auftrag gegebene Studie.

Für die Studie analysierten die Forschenden folgende drei Mehrwegsysteme: Obst- und Gemüsesteigen (bereits im Handel etabliert), Pflanzentrays (in Vorbereitung für einen großflächigen Einsatz) und Coffee-to-go-Becher (Einführungsphase). Sie wurden mit den jeweils entsprechenden Einweglösungen in den drei Bereichen Zirkularität, Performance und Nachhaltigkeit in insgesamt 17 Unterkategorien verglichen. Die Forschenden fanden heraus, dass Mehrweg in 14 der 17 untersuchten Kategorien Einweg überlegen ist und großes Potenzial zum Gelingen einer Kreislaufwirtschaft birgt. Mehrweg bietet für alle drei untersuchten Demonstratoren klare Vorteile – von der Materialeffizienz über geringere Kunststoffemissionen bis hin zu einem besseren Produktschutz durch robustere Ausführungen.

„Dezentrale Poollösungen sind elementar“

Für Mehrweg müssen Unternehmen zwar zunächst mehr Kapital einsetzen, um Logistik, Rückführsysteme, Lagerflächen und Reinigungstechnik aufzubauen, jedoch sind Mehrwegsysteme langfristig preiswerter, ressourcenschonender und stärken das regionale Wirtschaften. „Entscheidend für die Vorteilhaftigkeit eines Mehrwegsystems sind dabei vor allem die Umlaufzahl und die Distributionsstruktur: Je höher die Umlaufzahl und je niedriger die Transportdistanzen, desto besser schneidet Mehrweg gegenüber Einweg ab. Hier sind also dezentrale Poollösungen elementar“, erläutert Kerstin Dobers die am Fraunhofer IML beschäftigt und Mitautorin der Studie ist.

Eine zweite relevante Maßnahme ist laut Dobers, vorhandene Verbesserungspotenziale für Mehrweglösungen auszuschöpfen. „Gute Lösungen zeichnen sich dadurch aus, dass die Verpackungen modular sind und ihr Volumen reduzierbar ist – nestbar oder klappbar. Hier sind Rahmenbedingungen für nationale und internationale Standardisierungen gefragt, um die ökologischen Potenziale der Mehrwegsysteme auszuschöpfen.“

Abfallhierarchie konsequent umsetzen

Jürgen Bertling, Projektleiter der Studie und Mitarbeiter am Fraunhofer Umsicht, erklärt: „Green Deal und Taxonomie-Verordnung der EU geben die richtige Richtung für ein nachhaltiges Wirtschaften vor. Aus unserer Sicht gibt es aber folgendes Problem: Die im europäischen Abfallrecht seit Jahrzehnten geregelte Abfallhierarchie definiert eine Rangfolge bei Erzeugung und Umgang mit Kunststoffabfällen. Darin ist das Recycling der Mehrfachnutzung nachgelagert. Die Umsetzung dieser Abfallhierarchie findet bislang aber kaum statt.“

Deshalb empfiehlt das Autorenteam der Studie Wege zur konsequenten Umsetzung der Abfallhierarchie aufzuzeigen und zu fördern sowie die Abfallhierarchie durch ein Expertengremium prüfen zu lassen. Sinnvoll sei außerdem, weniger auf die Recyclingquoten zu schauen, sondern anspruchsvolle Rezyklatanteile in der Produktion vorzugeben.

In Großbritannien wurde das schon umgesetzt. Unternehmen, die mit Kunststoffverpackungen unter einem bestimmten Rezyklatanteil handeln, müssen auf die entsprechenden Verpackungen pro Tonne eine Abgabe zahlen. Lesen Sie hier mehr dazu:

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