
(v.l.n.r.) Ministerpräsident Winfried Kretschmann, Vivian Loftin, Anna Zießow und Christian Knobloch von Recyda. (Bild: Recyda)
Bei dem rund einstündigen Treffen stellte das Recyda-Team dem Politiker und seinen Begleitern vor, was sich hinter seinem selbst entwickelten Softwaretool verbirgt und wie es einen wichtigen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft und zur Nachhaltigkeitsstrategie von Unternehmen leistet.
Von der Skizze auf der Serviette zur funktionsfähigen Software
Die drei Start-up-Gründer von Recyda lernten sich 2019 kennen und verfolgen seither eine gemeinsame Vision: „Die Circular Economy durch Digitalisierung voranzutreiben“. Im Rahmen eines Innovationsprogramms stand das Team vor der Aufgabe, eine Weltkarte für die Recyclingfähigkeit von Verpackungen zu entwerfen. Von dieser Basis ausgehend gründeten sich die Jungunternehmer aus und entwickelten eine Software, mithilfe derer Unternehmen die Recyclingfähigkeit ihrer Verpackungen international und digital einschätzen und effizient managen können.
„Unsere Kunden stehen unter enormem Druck, recyclingfähige Verpackungen zu nutzen und die selbst gesteckten Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Wir unterstützen Unternehmen dabei diese Ziele zu erreichen, indem wir ihnen das nötige Wissen vermitteln“, erklärt Christian Knobloch, Gründer von Recyda. Genau an diesem Punkt setzt das Start-up an: Basierend auf fachbezogener Recherche zur länderspezifischen Recyclingfähigkeit zentralisiert ihr Software-Tool die verschiedenen Vorgaben und Informationen zu der jeweils vorherrschenden Abfallinfrastruktur, sodass Unternehmen mit wenigen Klicks angezeigt wird, wie sie ihre Verpackungen hin zur Kreislaufwirtschaft optimieren können. Durch die Darstellung, wie sich Änderungen des Verpackungsdesigns oder des Materials auf die Recyclingfähigkeit auswirken, ermöglicht das Tool Markenartikelherstellern, Händlern und Verpackungsherstellern, sich an länderspezifische Anforderungen anzupassen, ihre Umweltauswirkungen zu optimieren und damit ihren Beitrag zur Circular Economy zu leisten.
„Das Team um Recyda macht das Recycling für Unternehmen mithilfe von Digitalisierung deutlich einfacher. Die Software von Recyda ist ein exzellentes Beispiel dafür, wie wichtig Start-ups sind, um die Klimaschutzziele mit innovativen und manchmal auch disruptiven Geschäftsmodellen zu erreichen“, betonte Ministerpräsident Kretschmann bei seinem Besuch. „Die Start-up Community in Baden-Württemberg wächst. Mit der Gründermotor-Initiative und unserer Landeskampagne Start-up BW wollen wir die Vielfalt der Ökosysteme vernetzen und die Stellung von Baden-Württemberg als Gründerland national und international stärken. Ich bin von der Innovationskraft von Recyda und dem Green Tech Cluster rund um Freiburg sehr beeindruckt.“
Durch Transparenz Harmonisierung in Europa vorantreiben
Das Zusammenkommen von Politik und Industrie sieht Recyda als besonders wichtig an, weshalb das Team den Besuch des Ministerpräsidenten sehr wertschätzt. „Die Möglichkeit unsere Erfahrungen und Sicht auf die Nachhaltigkeitsziele mit der Politik und Wirtschaft auszutauschen, schätzen wir sehr. Nur gemeinsam können wir die notwendigen Schritte umsetzen, um unsere ambitionierten Klimaziele zu erreichen“ kommentiert Anna Zießow.
Durch die Arbeit an ihrer Softwarelösung hat Recyda festgestellt, dass Politik und Wirtschaft an dem gemeinsamen Ziel arbeiten, dass deutlich mehr Verpackungen im Kreislauf geführt werden. Der Weg dorthin ist jedoch unklar und Unternehmen haben mit vielfältigen und sich ständig verändernden Vorgaben, Gesetzen und Gegebenheiten in Europa zu kämpfen. Das Software-Tool von Recyda soll dazu beitragen, diese vorherrschende Unklarheit mithilfe von Transparenz und smarter Technologie aufzulösen und so die Harmonisierung innerhalb Europas voranzutreiben.
Teamgeist und das Start-up-Ökosystem Baden-Württemberg
„Wir sind mehr als Freunde, wir sind ‚Co-Founder‘ – das ist eine ganze besondere Beziehung“, erklärt Vivian Loftin. Ebenso wichtig für den Erfolg des Start-ups ist aber auch der Support aus dem Start-up-Ökosystem Baden-Württemberg. Dazu gehört auch die sogenannte Meisterklasse der Gründermotor Landesinitiative, ein viermonatiges Intensivprogramm, bei dem das Team durch Mentoring auf dem Weg zur nächsten Entwicklungsstufe begleitet wurde. „In der Meisterklasse waren wir Teil einer großen Familie und wurden nach vorne getrieben, um das volle Potenzial auszuschöpfen. Wir profitieren noch heute von dem ausgezeichneten Netzwerk“, so Loftin.
Das sind die Top-10-Trends in der Verpackungsindustrie

Trend #1: Verbraucher erwarten mehr Nachhaltigkeit – Eine neue Generation verändert das Kaufverhalten und die Einstellung zum Konsum in Richtung Nachhaltigkeit. Dies wird enorme Veränderungen für die Verpackung nach sich ziehen. (Bild: interpas - stock.adobe.com)

Trend #2: Corona verändert das Kaufverhalten – Die fortlaufende, globale Gesundheitskrise hat Prozesse wie die Digitalisierung und die Entwicklung des E-Commerce beschleunigt. Die Verpackungsbranche muss mit diesen Entwicklungen Schritt halten. (Bild: Sebastian Kaulitzki - Fotolia)

Trend #3: Schwankende Rohstoffpreise – Verpackungen haben häufig einen Rohstoffanteil von 50-70%. Durch die hohe Volatilität der Rohstoffpreise gibt es keine Kontinuität und Planungssicherheit für die Firmen. Das hieraus entstehende Risiko ist sehr groß. (Bild: jeff Metzger - Fotolia)

Trend #4: Veränderte Investorenerwartungen – Über 90% der Investoren stufen belegbare Nachhaltigkeitsaktivitäten für ihre Investitions- und Anlageentscheidungen als wichtig ein.Firmen, die nicht nachhaltig arbeiten, werden in Zukunft nur schwer an das Geld von Investoren kommen. Anleger erwarten mess- und kontrollierbare Fortschritte. Dies gilt für alle Branchen, aber besonders für die Verpackungsindustrie! (Bild: jaturonoofer - stock.adobe.com)

Trend #5: Neue staatliche Vorschriften in den Bereichen Umwelt, Gesundheit und Sicherheit – Ab 2024 besteht beispielsweise für Unternehmen (ab 250 Mitarbeitern, über 40 Mio. Euro Umsatz) eine Pflicht für das Nachhaltigkeits-Reporting. Oder in Frankreich soll ab 2026 kein Obst und Gemüse mehr in Plastik verkauft werden dürfen.Viele Firmen sind nicht ausreichend vorbereitet und müssen mehr Geld in ihre Legal Teams investieren, um mit den neuen Entwicklungen Schritt zu halten. (Bild: shoot4u - Fotolia)

Trend #6: Marken- und Konsumentenschutz – Die Fälschungsindustrie wird immer professioneller. Um Wirtschaft und Verbraucher zu schützen, müssen mehr fälschungssichere Verpackungen entwickelt und eingesetzt werden. (Bild: photosnic - Fotolia)

Trend #7: Wachstum in Schwellenländern – Wenn sich die Märkte in Südamerika, Afrika und vor allem in Asien dem Pro-Kopf-Verbrauch von Verpackungen in Industrieländern annähern, wird der Verpackungsbedarf in diesen Regionen explodieren. (Bild: Markus Mainka - stock.adobe.com)

Trend #8: Kreislaufwirtschaft – Als einflussreichste NGO in der Verpackungswelt setzt die Ellen MacArthur Foundation mit ihrer New Plastics Economy einen klaren Rahmen: Eine bis 2025 vollständige Umstellung auf recycelte oder kompostierbare Kunststoffe oder wiederverwendbare Systeme und Eliminierung von “Problemmaterialien” wie PVC, EPS und PS. Mehr als 500 Unternehmen machen mit und verpflichten sich, darunter Nestlé oder Unilever.Viele Markenartikler und Handel setzen bei ihren Verpackungsstrategien vermehrt auf Kreislaufwirtschaft. Die Verpackungsbranche steht im Zentrum der Kreislaufwirtschaft und deshalb vor radikalen Veränderungen. (Bild: Ourteam - stock.adobe.com)

Trend #9: Digitalisierung – Die Corona-Krise beschleunigt das Tempo der Digitalisierung in Deutschland entscheidend. Die Verpackungsbranche hängt immer noch hinterher und muss im Vergleich zu anderen Sektoren weiter aufholen.80% der Führungskräfte aus der Verpackungsbranche glauben an Digitalisierung als Wachstumsmotor für Produktivität, Umsatz und Innovation. Nur 40% haben in KI-Technologie investiert. (Bild: peshkova - Fotolia)

Trend #10: Marktkonsolidierung – Über 100 Verpackungsunternehmen mit einem konsolidierten Umsatz von mehr als 10 Mrd. € werden jährlich in Europa verkauft und integriert.Die Marktkonsolidierung schreitet in allen Verpackungssegmenten und Technologiebereichen weiter voran. Kleinere Unternehmen, die keine Nische finden, werden aufgekauft. (Bild: Panumas - stock.adobe.com)
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