Markt

15. Sep. 2020 | 14:00 Uhr | von Sina Leswal

Rückblick

Origineller Zweitnutzen

In der Zeit des Mangels nach dem Ende des Ersten Weltkriegs waren bunt bedruckte, runde Blechdosen mit einem Durchmesser von circa 9 cm, einer Höhe von circa 13 cm, mit angerolltem Blechboden und Eindrückdeckel an der Oberseite bei den Verbrauchern und vor allem bei den Kindern sehr beliebt. Die Blechdosen hatten einen halbrunden und beweglich angenieteten Metallbügel, der nach unten klappbar war. Diese Ausführung ermöglichte es, die Dosen platzsparend zu verpacken, zu versenden und zu präsentieren.

Rückblick.PNG

(Bild: Kücherer)

Frühe Markenbindung durch Zweitnutzen

Befüllt wurden die Dosen bevorzugt mit unterschiedlichen Marmeladen oder auch Zuckerrübenkraut.


Die Dosen waren neben ihrer Funktion als Verpackung in vielen Fällen zusätzlich mit bunten kindsgerechten Motiven aus Märchen oder Serien bedruckt. Nach dem Verzehr des Inhaltes lebten sie in der Welt der Kinder als Spielzeug weiter. Ein Beispiel für diesen Zweitnutzen ist die 900-g-Dose für Zuckerrübenkraut der Firma Titz vom Niederrhein, die mit Szenen aus den Abenteuern von Tim + Struppi bedruckt war (um 1950). Die Blechdose war aufgrund ihrer Stabilität und guten Bedruckbarkeit geradezu ideal als Allzweckspielzeug, beispielsweise im Sandkasten oder am Strand.


Die Verbindung von süßem Lebensmittel mit einer Verpackung mit Zweitnutzen, die durch ihre Bedruckung auf dem Frühstückstisch für Aufmerksamkeit sorgte, würde man heute eine optimale Verkaufsförderung und frühe Markenbindung nennen.


Ab den Siebzigerjahren des letzten Jahrhunderts – mit dem Beginn des Einsatzes von Kunststoff in der Verpackungsindustrie – wurde die originelle Premium-Blechdose zu teuer, und die Eimerchen mit Bügel verschwanden zunehmend aus den Handelsregalen.


Heute findet man auf alten Dachböden oder in alten Spielkisten ab und zu noch einen originellen kleinen Zweitnutzen-Spieleimer.

Auch interessant